Hagen. Der gediegene Laden für Feinkost und Spirituosen in der City schließt. Alles zu Jörg Mayers Gründen, was er über Hagen denkt und künftig macht.
Keine guten Neuigkeiten. . . „Der Grund? Der ist ganz einfach - die Leute kommen zum Einkaufen nicht mehr nach Hagen.“ Jörg Mayer kennt die Hagener Innenstadt seit vielen Jahren und zieht für sich nun die Reißleine. Der Eigentümer des „Hagener Fässchen“ am Märkischen Ring 120 schließt sein Feinkost- und Spirituosengeschäft in Kürze. „Schweren Herzens, aber aus Überzeugung“, sagt der 47-Jährige.
Im November den Entschluss gefasst
Im November hat der gebürtige Hagener den Entschluss gefasst, sein geschmackvoll eingerichtetes Ladenlokal aufzugeben, „der November war bislang immer ein umsatzstarker Monat, in dem auch viele Geschäftsleute für ihre Mitarbeiter und Kunden Weihnachtspräsente gekauft haben. Aber in diesem Jahr?“
Jörg Mayer steht noch immer voll hinter seinem Sortiment, er verkauft nichts zu Schleuderpreisen, sondern setzt auf Beratung, Qualität und Regionalität. So bietet er zum Beispiel Vormann-Bier aus Dahl, Spirituosen aus der Spezialitätenbrennerei in Dahl, Käse aus der Käse-Deele im Mäckinger Bachtal und Wurstspezialitäten der Landmetzgerei Braun in Rummenohl an. Und natürlich Gewürze, Essig und Öl in großer Auswahl und diverses mehr.
„Früher haben sich meine Kunden häufig darüber beklagt, dass ich keinen Parkplatz direkt am Haus hab‘ und sie nach dem Besuch bei mir nicht noch durch die Stadt bummeln konnten. Und heute? Da halten viele Kunden kurz vor meinem Laden an, springen zu mir rein, kaufen vielleicht etwas und sagen ,Zum Glück muss ich nicht mehr in die Stadt.‘ Das spricht doch Bände“, sagt Jörg Mayer mit enttäuschter Stimme.
„Viele Kunden halten kurz vor meinem Laden an, springen zu mir rein, kaufen vielleicht etwas und sagen ,Zum Glück muss ich nicht mehr in die Stadt.‘ Das spricht doch Bände.“
Ab Februar in einer Firma angestellt
Bis zum Ende der Woche hat der 47-Jährige sein Fachgeschäft von 10 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet, dann schließt er den Shop für einige Tage, um dann ab dem 22. Januar wieder regulär zu öffnen. „Im Februar und vielleicht auch noch im März werde ich dann nur noch samstags vormittags im Laden sein. Mehr geht nicht, denn ab Februar bin ich Angestellter in einer Firma“.
„Back to the roots“ („Zurück zu den Wurzeln“) heißt es dann für den 47-Jährigen. „Ich bin gelernter Bürokaufmann, und auch als Einzelhändler bestand 60 Prozent meiner Arbeit aus Bürokram. Ich kehre nun in meinen Ursprungsberuf zurück.“
Einkaufsliste wird abgearbeitet
Im vorderen Bereich des gemütlichen Ladens arbeitet Roswitha Otte ihre Einkaufsliste ab. „Essig querbeet muss ich besorgen, und verschiedene Öle“, lächelt die Frau aus Iserlohn. Dann wird sie ernst. „Eine Freundin hat auf Facebook gelesen, dass das Hagener Fässchen schließt. Wie schade, ich komme so gerne hierher.“
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Seit Jahren verbinde sie ihren Friseurbesuch in Eilpe mit einem Gang durch die Hagener Innenstadt samt einem Einkauf bei Jörg Mayer, „in letzter Zeit hab‘ ich mir den Bummel durch die City allerdings gespart. Was soll ich da denn noch?“ Wo Roswitha Otte künftig Feinkost einkaufen wird? „Keine Ahnung, jetzt decke ich mich erstmal noch bei Herrn Mayer ein.“
Auch „Vino Terrane“ und „Wajos“ sind geschlossen
Vor Jahren hat auch das Feinkostgeschäft „Vino Terrane“ im Sparkassen-Karree geschlossen. Und auch „Feinkost Wajos“ hat sich aus der Rathaus-Galerie verabschiedet.
Momentan gibt es in der City u.a. den Feinkostanbieter „Vita Maia“ sowie „Wein und Feinkost Jacques Weindepot“, außerdem „Italienische Feinkost Fratelli Pedicello“ an der Becheltestraße in Eckesey.
Und der 47-Jährige? Der hofft, in letzter Sekunde doch noch einen Nachfolger für sein Geschäft zu finden, „sonst verkaufe ich sämtliches Mobiliar“. Ende Mai läuft sein Mietvertrag aus, „ich denke, die Hausverwaltung legt weder mir noch jemand anderem Steine in den Weg, wobei sie keine Nutzungsänderung beantragen wird. In dem Ladenlokal soll auch künftig Einzelhandel betrieben werden.“
Apropos Handel: „An einen Online-Shop hab‘ ich mich nie ran getraut. Ich hab‘ mich scherzeshalber immer als Offline-Shop bezeichnet“, sagt Jörg Mayer. Ein Fehler? „In meinen Augen nicht. Ich biete Produkte an, die man sehen, schmecken und fühlen muss.“