Fröndenberg. Geht‘s nach einem neuen Photovoltaik-Konzept könnte die gesamte Stadt mit Solarstrom versorgt werden. Doch für die Stadtwerke gibt‘s einen Haken.

Wie die Zukunft der Energieversorgung aussehen kann, das können Fröndenberger bereits am geteilten Wasserwerk der Nachbarstadt Menden sehen. Geht es nach der Politik in der Ruhrstadt könnte die gemeinsame großflächige Photovoltaik-Anlage nur eine von mehreren ihrer Art sein. Obwohl die Flächen in Fröndenberg dafür vorhanden sind, gibt es infrastrukturelle Hürden.

Investoren mit Anfragen für PV-Anlagen

Erneuerbare Energien erleben hierzulande seit Jahren einen regelrechten Aufschwung. Ein Anzeichen dafür ist seit rund zwei Jahren die Freiflächen-PV-Anlage am Wasserwerk Menden-Fröndenberg. Die Module versorgen aktuell hauptsächlich das Wasserwerk selbst. Doch geht es nach den Umweltpolitikern in Fröndenberg, ist das Ganze nur eine Pilotphase - und der Auftakt für deutlich umfangreichere Planungen.

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Denn aktuell will man in der Ruhrstadt die Weichen dafür stellen, den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich voranzutreiben. Ausgangspunkt ist ein Konzept, mit dem geeignete Gebiete analysiert wurden, in denen Freiflächen-PV-Anlagen möglich sind. Auf den ersten Blick ist das Ergebnis fast zu schön, um wahr zu sein. Denn auf dem Papier könnte die Ruhrstadt ohne große Probleme auf einer Gesamtfläche von bis zu 140 Hektar Solarmodule aufstellen (lassen). Genug Strom, um Fröndenberg gleich vier Mal ganzjährig zu versorgen: Knapp 114 Gigawatt/Stunde Jahresleistung würden ausreichen, um den Bedarf von bis zu 87.000 Menschen zu decken. Zentraler Bestandteil dieses Rechenspiels: der Ausbau sogenannter Solarparks.

„Kommunen sehen sich zunehmend mit Anfragen zum Bau von Freiflächen-Solarenergieanlagen konfrontiert. Neben den wirtschaftlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen sind jedoch auch die planungsrechtlichen Gegebenheiten von großer Relevanz“, heißt es dazu im PV-Konzept, das der Umweltausschuss in der kommenden Woche diskutiert.

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Wer nun allerdings glaubt, dass die Ruhrstadt bald mit Photovoltaik-Anlagen regelrecht zugepflastert wird, der liegt falsch. Der Großteil der möglichen Gebiete liegt entlang von Kreis- oder Bundesstraßen sowie entlang der Bahnlinien. Insgesamt neun sogenannter Cluster haben die Experten des Büros tetraeder.solar identifiziert; der größte mit rund 50 Hektar und einer Jahresnennleistung von 41 Gigawatt/h findet sich an der Bahnlinie direkt zur Stadtgrenze Wickede im Fröndenberger Osten. Zwei weitere größere Cluster finden sich im Norden der Ruhrstadt, direkt an der A 44 in Ostbüren (31 Hektar) sowie kurz vor der Stadtgrenze zu Unna an der Wilhelmshöhe (18 Hektar).

Stadtwerke stellen Netzausbau in Aussicht

Der Großteil der Beteiligten - Landwirtschaftskammer, Kreis Unna als Untere Naturschutzbehörde oder der RVR - sieht die Pläne als unproblematisch. Doch an einer entscheidenden Stelle stößt Fröndenberg mit den ehrgeizigen Plänen an seine Grenzen: in Sachen Netzauslastung. „Von Seiten der Stadtwerke wurde darauf hingewiesen, dass die für den Anschluss notwendigen Netze in Fröndenberg bereits ausgelastet, bzw. freie Restkapazitäten bereits verplant sind“, teilt der heimische Versorger dazu mit. Heißt: Selbst wenn Investoren größere Solarparks planen und umsetzen, können sie die Energie nicht ins Fröndenberger Netz einspeisen. Alexander Loipfinger, Geschäftsführer der Stadtwerke Fröndenberg-Wickede, hatte in der Vergangenheit bereits angedeutet, dass ein Ausbau der Netzinfrastruktur notwendig ist. Warum, macht auch ein Blick ins Jahr 2019 deutlich: Seinerzeit sind unter Loipfingers Vorgänger Bernd Heitmann mehrere private PV-Anlagen abgelehnt worden. Der Grund: Das Stromnetz ist auf die Einspeisung der PV-Module nicht ausgelegt. Für den größten möglichen PV-Cluster in der Ruhrstadt an der Grenze zu Wickede stellen die Stadtwerke jedoch einen Ausbau der Netze in Aussicht.

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Und selbst wenn die Planungen in den Dimensionen von 140 Hektar nicht gänzlich aufgehen, ist man in Fröndenberg vorbereitet. In der Praxis sei davon auszugehen, „dass nicht mehr als ein Viertel bis maximal ein Drittel aller ausgewiesenen Konzeptflächen für die Freiflächensolarenergieanlagen durch Projektierende genutzt werden“. Doch selbst diese konservativen Rechnungen zeigen, dass dann der Energiebedarf der Ruhrstadt und ihrer rund 21.000 Einwohner abgedeckt wäre. „Für die Stadt Fröndenberg ergibt sich damit die Möglichkeit, innerhalb des Kreisgebiets eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Stromerzeugung und -versorgung einzunehmen“, so die Verwaltung. Entlang der Ruhr ist man vonseiten der Stadtwerke mit dem Ausbau erneuerbare Energien am Ende angekommen. „Das Thema Wasserkraft an der Ruhr ist damit für uns ausgeschöpft“, sagte Alexander Loipfinger bei der Einweihung der neuen Fischtreppe im Sommer 2023.

Eine abschließende Entscheidung über das PV-Konzept soll am 11. Dezember im Rat fallen.