Fröndenberg. 2,6 Millionen Euro haben die Stadtwerke Fröndenberg-Wickede für eine neue Fischtreppe investiert. Das sind die Besonderheiten des Bauwerks.

Es ist das letzte Puzzlestück für die Stadtwerke Fröndenberg-Wickede, um die Ruhr im Stadtgebiet fischfreundlicher zu gestalten – und gleichzeitig Teil einer nachhaltigen Energieversorgung: die neue Fischtreppe am Wehr in Westick. Wie Fröndenberg vom neuen Bauwerk profitiert.

Kein Google Maps für Fische

Würde es nicht nur darum gehen, Fischen einen sicheren Weg durch die Ruhr zu bieten, wäre die Fischtreppe am Westicker Wehr sicherlich auch ein idyllisches Ausflugsziel. Ein geschotterter Weg schlängelt sich durch die Felder direkt hinter dem Industriegebiet. An einer Pferdekoppel vorbei geht es in Richtung Ruhr. Ein paar Liegestühle und etwas Sand und man könnte direkt am Wasser beinahe karibisches Flair haben, scherzt Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Greczka (CDU) bestens gelaunt.

Projektplaner Matthias Stephan, Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Greczka und Stadtwerke-Geschäftsführer Alexander Loipfinger (von links) öffnen die Schleusen zum künstlichen Seitenarm der Ruhr.
Projektplaner Matthias Stephan, Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Greczka und Stadtwerke-Geschäftsführer Alexander Loipfinger (von links) öffnen die Schleusen zum künstlichen Seitenarm der Ruhr. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Die Fischtreppe ist ein nagelneuer Anbau am bestehenden Wehr. Über Stufen können die Tierchen gefahrlos an den Wehrschleusen vorbei 5,78 Meter Höhenunterschied überwinden. Doch in Fröndenberg geht das Ganze über ein paar bewässerte Stufen hinaus. Denn inmitten des Anbaus prangt eine gewaltige Wasserkraftschnecke. Die ist ebenso nützlich wie notwendig für das gesamte Projekt.

Das wird deutlich, als Stadtwerke-Chef Alexander Loipfinger, Projektplaner Matthias Stephan und Gerd Greczka auf die kleine metallene Brücke treten und – nicht nur symbolisch – die Schleusen öffnen. Es summt und knarzt. In wenigen Sekunden wird aus dem künstlichen und ruhigen Seitenarm der Ruhr ein kleiner Strom. Das Wasser fließt durch die Wasserkraftschnecke, die dadurch wiederum einen Sog erzeugt. Dieser Sog soll die Fische auf möglichst natürliche Weise in Richtung Fischtreppe „ziehen“, wie Alexander Loipfinger erklärt. „Google-Maps gibt’s für Fische ja nicht.“

Wasserkraft ausgeschöpft

19 Monate lang dauerte der Bau der Anlage. Kostenpunkt: 2,6 Millionen Euro. Die Einweihung der Fischtreppe fällt auf einen für den Stadtwerke-Chef historischen Zeitpunkt.

+++ Hintergrund: So liefen Aufbau und Anlieferung der Wasserkraftschnecke in Fröndenberg +++

Denn vor fast genau 100 Jahren nahm das Möllerkraftwerk in Schwitten seinen Betrieb auf. Mit der Fischtreppe im Ortsteil Westick gibt es nun eine weitere regenerative Energiequelle direkt an der Ruhr. Die Stadtwerke rechnen mit einer Energieerzeugung von rund einer Million Kilowattstunden. Genug, um 400 Fröndenberger oder Wickeder Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Und das gänzlich wetterunabhängig. „Das Thema Wasserkraft an der Ruhr ist damit für uns ausgeschöpft“, erklärt Loipfinger.

Im kleinen Gerätehaus direkt an der Kante des Anbaus wird das Ausmaß der Wasserkraftschnecke dann auch deutlich: 25 Tonnen wiegt alleine die Schnecke, gut acht Tonnen kommen mit Getriebe und Co. noch hinzu. Eingebaut wurde das Ungetüm „millimetergenau“ bereits im November 2022.

Links die Fischtreppe, rechts die gewaltige Wasserkraftschnecke.
Links die Fischtreppe, rechts die gewaltige Wasserkraftschnecke. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Die Planungen für das Projekt liegen mittlerweile noch deutlich länger zurück. 2016 war der damalige Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Heitmann einer der Vordenker. Heitmann, der inzwischen im Ruhestand ist, hat sich den besonderen Moment der Einweihung aber nicht nehmen lassen. Allerdings: Die Durchlässigkeit der Ruhr für Fische ist keineswegs eine rein eigene Entscheidung der Stadtwerke gewesen. Vielmehr waren es rechtliche Rahmenbedingungen, die das nötig machten.