Fröndenberg. Der letzte Platz ist der beste Platz: Fröndenberg verzeichnet zwar eine steigende Verschuldung, steht im Kreis Unna aber immer noch gut da.

Bei der neuen Statistik des Landesbetriebs IT.NRW kann es dem Leser schwindelig werden, denn die Kommunale Verschuldung in den Kernhaushalten der Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen stieg 2023 um 3,2 Prozent auf 49,3 Milliarden Euro (47,7 Milliarden Euro im Jahr 2022). Rein rechnerisch ergibt sich somit eine Verschuldung von 2715 Euro pro Kopf.

In Fröndenberg ist die Lage nicht so dramatisch, trotzdem der Schuldenberg auch an der Ruhr gestiegen ist. So zeigt die Kassenlage nun ein Minus von 21,4 Millionen Euro an, eine Steigerung um 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, damals wurden 17,9 Millionen Euro Schulden errechnet.

Eine genauere Betrachtung der vergangenen Jahre zeigt aber, dass die Zahlen in etwa gleichgeblieben sind (2020 waren es 20,8 Millionen Euro). Im Rückblick spielt hier sicherlich die Erhöhung wegen einer drohenden Haushaltssicherung der Grundsteuer um 200 Punkte eine positive Rolle. Langfristig gelang sogar eine Absenkung, denn 2013 musste der Kämmerer der Stadt Fröndenberg noch ein Defizit von 30,5 Millionen Euro melden, das ist eine Senkung zur aktuellen Lage von rund 30 Prozent.

Pro Kopf-Verschuldung bei 1043 Euro

Pro Kopf (die Berechnungsgrundlage waren 2023 in der Ruhrstadt 20.486 Einwohnerinnen und Einwohner) ergibt sich eine Minderung von damals 1475 Euro (2013) auf nun 1043 Euro, insgesamt ein Minus von 29,3 Prozent.

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Somit liegt Fröndenberg beispielsweise weit unter den Bereichen von Oberhausen (9419 Euro) oder Mülheim (9312 Euro), aber noch genauso weit entfernt von Düsseldorf (542 Euro) und dem Kreis Olpe (632 Euro).

Belegt im Schuldenranking den letzten Platz im Kreis Unna: Fröndenberg.
Belegt im Schuldenranking den letzten Platz im Kreis Unna: Fröndenberg. © WP | Dirk Becker

Wer die Statistik in seiner Gesamtheit betrachtet, erkennt, dass die Hauptlast der Schulden in Fröndenberg nicht auf den Kernhaushalt, auch wenn hier eine Steigerung von 5 auf 9,2 Millionen Euro zu vermelden ist, entfallen, sondern auf die dem Kernhaushalt (beim Kernhaushalt geht es um den Haushalt einer Kommune im engeren Sinne, also nur um die unmittelbare Verschuldung der Kommune) ausgegliederten Einheiten (zum Beispiel Eigenbetriebe oder eigenbetriebsähnliche Einrichtungen). Hier ist zwar eine leicht fallende Tendenz von 6,5 Prozent zum Vorjahr zu bemerken, sie beträgt aber immer noch 12,1 Millionen Euro Schulden.

Im Vergleich muss sich Fröndenberg nicht verstecken

Kassenkredite, um kurzfristig Liquidität sicherzustellen, konnten stark auf nur noch 17 Euro pro Kopf abgebaut werden. Die aufgenommenen langfristigen Kredite stiegen allerdings fast um das Doppelte auf nun 8,9 Millionen Euro.

Zahlen, die auf den ersten Blick das Schwarze am Horizont aufziehen lassen, aber im Vergleich mit dem Nachbarkommunen im Kreis Unna muss sich Fröndenberg nicht verstecken.

Hier führt Lünen die Statistik mit 5054 Euro pro Kopf-Verschuldung mit großem Abstand an. Es folgen Schwerte (3716), Selm (3678), Kamen (3325), Werne (3202), Bergkamen (3177).

Holzwickede (2953) sowie Bönen (2253) schließen sich an. Die Stadt Unna stößt als Einzige in etwa mit 1722 Euro in die Bereiche der Ruhrstadt vor. Der Kreis hat 1,416 Milliarden Euro Schulden, das bedeutet pro Kopf Schulden von 3539 Euro.

In diesem „Schuldenranking“ belegt Fröndenberg den letzten Platz, der aber diesmal von den Verantwortlichen in der Verwaltung positiv registriert wird.

Ein Blick über die Kreisgrenzen hinaus

Ein Blick zum Vergleich über die Kreisgrenzen hinaus in die Nachbarschaft lohnt ebenfalls. Der Märkische Kreis hatte Ende 2023 einen Schuldenberg in Höhe von insgesamt 1,23 Milliarden Euro zu verzeichnen, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber 2022. Entspricht 3001 Euro pro Kopf. Menden ist an diesen Zahlen mit 153,3 Millionen Euro beteiligt, ein Anstieg von 6,2 Prozent zum Vorjahr.

Die Gemeinde Wickede (Ruhr), mit der Fröndenberg bei den Stadtwerken kooperiert, hat ihre Schulden fast komplett im Kernhaushalt angehäuft. Der Haushalt konnte in den vergangenen Jahren in etwa immer das gleiche Niveau halten, 2013 stand die „Schuldenuhr“ bei 23,6 Millionen Euro (pro Kopf 2064 Euro), 2022 bei 21,617 Millionen Euro (1664 Euro) und im letzten Jahr bei 23,225 Millionen Euro (1763 Euro).

Auch der Hochsauerlandkreis reiht sich mit 579 Millionen Euro Minus (2211 Euro) nahtlos in die Bilanz ein, auch wenn es dort Kommunen gibt, Schmallenberg, Eslohe, die Stadt Meschede, deren pro-Kopf-Verschuldung um die 200 Euro oder sogar darunter liegen.