Menden. 1400 Mendener Haushalte sollen Strom aus Solarpark erhalten. Dafür ist der letzte Nagel in den Sarg der Umgehungsstraße zu schlagen.

Solarpark statt Straßenbau: Um den Weg frei zu machen für die größte Photovoltaik-Anlage in Menden, soll der kommende Stadt-Ausschuss für Umwelt und Klima am Mittwoch den letzten Nagel in den Sarg der jahrzehntelang debattierten „Nordtangente“ einschlagen. Sie sollte von der Ecke Bismarckstraße/Unnaer Landstraße quer über die Fröndenberger Straße bis zur Carl-Schmöle-Straße führen. Planerisch ist dafür seit mehr als 40 Jahren alles vorbereitet. Doch diese Straße wurde nie gebaut.

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Solarstrom für 1400 Häuser: Photovoltaik-Module brauchen Platz

Jetzt sollen zwei noch gültige Bebauungspläne für diese Trasse aufgehoben werden, von denen einer noch aus dem Jahr 1983 stammt. Am Ende dieses Verfahrens, an dem auch die Öffentlichkeit und die Träger öffentlicher Belange beteiligt werden, wird dann endgültig Platz geschaffen für die geplante Freiflächen-Anlage der Stadtwerke Menden. Der Versorger will dort bald viel Sonnenstrom ernten, so viel, dass daraus 1400 Mendener Haushalte tagtäglich ihre Energie beziehen könnten.

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Alte Bebauungspläne blockieren Kraftwerk noch immer

Doch noch ist die Freiflächen-PV-Anlage nahe der Carl-Schmöle-Siedlung in Bösperde durch die mehr als 40 Jahre alte Straßenplanung blockiert. Damit soll bald Schluss sein. Vor fast genau einem Jahr hatte der Mendener Stadtrat bereits den Grundsatzbeschluss gefasst, die Planungen der innerörtlichen Verbindung nicht weiterzuverfolgen und auf den Bau der Nordtangente zu verzichten. Damit, so erklärt Baudezernent Jörg Müller, seien sämtliche Festsetzungen, die in Bebauungsplänen für eine kommende Nordtangente gelten, „obsolet und funktionslos“ geworden.

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Stadtwerke Menden wollen das Gelände langfristig anpachten

Statt Autoverkehr soll am Ende der Carl-Schmöle-Straße nun künftig grüner Strom produziert werden: immerhin 6,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Als größte Vorteile des Standortes nennen Stadtwerke die vergleichsweise geringen Netzanschlusskosten. Und: Mit dem privaten Eigentümer des Geländes könne man einen langfristigen Pachtvertrag schließen.

Alte Bebauungspläne blockieren auch private Investitionen

Überlässt die Politik die Planungen für die Nordtangente jetzt endgültig dem Stadtarchiv, dann könnten neben dem Bau des Solarparks noch weitere städtische Grundstücke entlang der Fröndenberger- und der Franz-Kissing-Straße vermarktet werden. Auch sie waren bisher nur zur Asphaltierung vorgesehen, auch sie sind durch die alten Baupläne daher „gewissermaßen blockiert und stehen für eine weitere Vermarktung derzeit nicht zur Verfügung“, wie Baudezernent Jörg Müller bereits vor einem Jahr erklärte. Gleiches gelte für private Bauvorhaben in diesem Bereich. Somit könnte der endgültige Verzicht auf die Nordtangente auf ihrer Trasse eine ungeahnte Dynamik freisetzen.

Grafik Nordtangente Menden
Von der Ecke Bismarckstraße/Unnaer Landstraße quer über die Fröndenberger Straße bis zur Carl-Schmöle-Straße sollte die Nordtangente führen. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

PV-Anlage am Wasserwerk liefert heute schon Strom für große Pumpen

Praktische Erfahrungen mit größeren Solaranlagen sammeln die Stadtwerke Menden bereits seit dem Frühjahr 2023. Damals ging die Anlage am Wasserwerk Menden/Fröndenberg ans Netz. Sie liefert seither den Strom für die großen Pumpen, die das Frischwasser aus dem Werk durch das Leitungsnetz in den neuen Hochbehälter in der Waldemei drücken. So viel Wasser über fünf Kilometer etwa 110 Meter höher zu pumpen, erfordert in der Spitze bis zu 850 Kilowatt, die jetzt ausschließlich vom Sonnenstrom geliefert werden. Die neue Anlage soll ungleich stärker werden. Die Erfahrungen von damals zeigen laut Stadtwerke-Chef Matthias Lürbke allerdings auch, dass der Neubau eines Solarparks mit Trägersystemen und PV-Modulen längst nicht so viel Zeit braucht wie das immer noch langwierige Planverfahren.

Für Stadtwerke Schritt zu Energiewende und Mendener Unabhängigkeit

Die PV-Anlage sehen die Stadtwerke indes nicht nur als Schritt in Richtung Energiewende hin zu den Erneuerbaren, sondern auch zu mehr Unabhängigkeit: Nach der Explosion der Energiepreise durch den Ukraine-Krieg hatte der scheidende Stadtwerke-Chef und Lürbke-Vorgänger Bernd Reichelt 2022 erklärt, er betrachte es als größtes Manko seiner zehn Jahre als Geschäftsführer, dass Menden in dieser Zeit keine eigene Energieerzeugung größeren Umfangs errichtet hat.

PV-Anlagen in der Bürgerschaft offenbar verträglicher als die Windkraft

Gemeint war damit vor allem der vor Jahren gescheiterte Versuch der Gelsenwasser AG, eine große Windkraft-Anlage nahe Platte Heide zu installieren. Bis heute bleiben Windkraftwerke in Menden wegen ihrer enormen Höhe umstritten. Auch zwei Planungen in der Asbeck und am Gaxberg finden aktuell wieder viele Gegner unter den Anliegern. PV-Anlagen gelten dagegen als verträglicher.