Hüsten. Keine Ärztefreistellungen trotz Sparmaßnahmen: Klinikum Hochsauerland strebt nach effizienter Zukunft. Alexianer helfen bei Reorganisation.
Das Klinikum Hochsauerland bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass es im Rahmen des laufenden Umstrukturierungsprozesses in eine finanziell angespannte Lage geraten ist. Unterstützt werde daher nun „eine medizinische und kaufmännische Reorganisation“ auch durch in Hüsten mitarbeitende Experten für Sanierung und Veränderungsprozesse aus dem Mutterkonzern der Alexianer.
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„Die Geschäftsführung des Klinikums Hochsauerland führt derzeit den eingeschlagenen Weg fort und ordnet nach der Eröffnung des Nofall- und Intensivzentrums nun auch die Strukturen in den medizinischen Bereichen neu“, teilt das Klinikum auf Nachfrage mit. Hierzu würden moderne Strukturen gehören, insbesondere was die Verzahnung von medizinischen Fachabteilungen zu Zentren und eine stärkere Fokussierung der Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen angehe.
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Ergänzt werden sollen diese Maßnahmen durch eine veränderte Berichtskultur im Unternehmen. „Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Berichte das kaufmännische Bild des Klinikums nur unzureichend abgebildet haben“, umschreibt das Klinikum so auch Auswirkungen auf die finanzielle Seite. „Dies führte zu Fehlsteuerungen, die aktuell durch gemeinsame Kraftanstrengungen korrigiert werden“, sagt das Klinikum in einer Erklärung als Reaktion auf Nachfragen dieser Zeitung.
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Unterstützt wird dieser Prozess der medizinischen und kaufmännischen Reorganisation durch Know-how aus der Muttergesellschaft – den Alexianern, die auch für diese Übergangszeit finanziell unterstützen. In insgesamt 14 Einzelprojekten gehe es darum, gemeinsam mit den Mitarbeitenden Strukturen zu analysieren und zu verbessern. „Wir sind zuversichtlich, das Klinikum Hochsauerland mit diesen Maßnahmen in eine gesicherte Zukunft zu führen“, teilt die Klinikum-Leitung mit.
Das Thema der angespannten Finanzlage machte im Ort bereits die Runde. Auch von Freistellungen von Ärzten war da die Rede. Das Klinikum betont aber: „Es sind keine Ärzte freigestellt“, heißt es. Auch sei nicht geplant, Kliniken zu schließen. „Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden“, sagt das Unternehmen. Künftig werde sich die Personal- stärker an der Leistungsstruktur orientieren. Dabei soll das gegebenenfalls auch „unter Nutzung der natürlichen Fluktuation“ passieren. Ein wichtiger Kostenfaktor seien Honorarkräfte, die im vergangenen Jahr sehr häufig eingesetzt wurden. „Auf ihren Einsatz soll künftig so weit wie möglich verzichtet werden“, sagt das Klinikum.
Zusammenlegung von Abteilungen
Das Klinikum widerspricht Aussagen, dass Abteilungen aus Gründen des Sparzwangs zusammengelegt würden. „Zur Neustrukturierung im medizinischen Bereich gehört auch die enge Zusammenführung von Teams und damit die Realisierung von Synergien“, heißt es in der Stellungnahme. Dabei würden dann auch Kosten gesenkt.
Die Ausgabenseite wird strenger unter die Lupe genommen. „Es gibt am Klinikum aber keinen generellen Investitionsstopp oder ähnliches“, heißt es, „aber natürlich müssen wir uns alle Ausgabenwünsche sogfältig ansehen, da diese an zahlreichen Stellen weiter steigen. Hier müssen wir priorisieren“. Eine effiziente Arbeitsausstattung werde und müsse dennoch überall gegeben sein.
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Sein Büro in Hüsten bezogen hat Thomas Rupp von den Alexianern. Der 60-jährige Diplom-Betriebswirt verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Management und der Geschäftsführung von Krankenhäusern und war unter anderem im Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, im Albertinen-Diakoniewerk e.V. Hamburg, in den Helios Kliniken Schwerin und der Asklepios Klinik St. Georg Hamburg tätig. „Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Hochsauerlandkreis liegt in der Begleitung der Veränderungsprozesse mit dem Fokus auf Personal- und Sachkosten aber auch der Prozessreorganisation“, teilt das Klinikum mit. Gedankenspiele zu darüber hinausgehende und radikalere Sanierungsinstrumente bestätigt das Klinikum nicht.
Schon zu Beginn des Jahres hatte Geschäftsführer Michael Gesenhues als Nachfolger von Werner Kemper eingeräumt, dass der Kostenrahmen für den Neubau nicht einzuhalten war. Das Klinikum Hochsauerland musste vom Mutter-Konzern des Alexianerverbundes ein Kontokorrent-Darlehen „im unteren zweistelligen Millionen-Bereich“ in Anspruch nehmen. Heute ist klar, dass die kompletten Kosten für das neue Notfall- und Intensivmedizinzentrum und die Abteilungsumzüge in einem dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.