Meschede. Im Walburga-Krankenhaus in Meschede sind auch Servicekräfte eingesetzt. Warum ihre Jobs bedroht sind und was das für die Pflege heißt.

Auf den Stationen im Klinikum Hochsauerland herrscht Unruhe: Pflegekräfte sehen Mehraufgaben auf sich zukommen, Servicekräfte fürchten um ihren Job. Der Grund: die Krankenhausfinanzierung.

In allen Kliniken sind neben ausgebildeten Krankenpflegern und Krankenpflegerinnen auch sogenannte Servicekräfte im Einsatz. Sie kümmern sich beispielsweise um die Bestellung und Verteilung der Mahlzeiten an die Patienten, schieben Betten und bereiten sie vor. Sie helfen, damit sich das Pflegeteam auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann. Allerdings müssen sie jetzt im Mescheder Walburga-Krankenhaus um ihren Job fürchten. Grund ist eine Änderung in der Krankenhausfinanzierung.

Richard Bornkeßel, Pressesprecher Klinikum Hochsauerland.
Richard Bornkeßel, Pressesprecher Klinikum Hochsauerland. © Klinikum Hochsauerland | Klinikum Hochsauerland

Durch eine Änderung in der Krankenhausfinanzierung erhalten wir ab 2025 für in der Regelleistungsversorgung erbrachte Servicetätigkeiten nur dann eine Refinanzierung, wenn diese Tätigkeiten von qualifiziertem Pflegepersonal ausgeführt werden.
Richard Bornkeßel - Pressesprecher Klinikum Hochsauerland

28 Kräfte betroffen

Im Klinikum Hochsauerland gibt es 28 solcher angelernten Kräfte. Im Vergleich zur Gesamtzahl von rund 3500 Beschäftigten relativ wenig. Doch die Verärgerung und die Verunsicherung sind groß. Man wisse, dass noch nichts entschieden ist, mache sich aber Sorgen um den Job.

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Richard Bornkeßel, Pressesprecher des Klinikums Hochsauerland, erläutert: „Durch eine Änderung in der Krankenhausfinanzierung erhalten wir ab 2025 für in der Regelleistungsversorgung erbrachte Servicetätigkeiten nur dann eine Refinanzierung, wenn diese Tätigkeiten von qualifiziertem Pflegepersonal ausgeführt werden.“ Dies betrifft auch das Klinikum Hochsauerland und bedeutet, dort kommt man an einer Qualifizierung nicht vorbei.

Das St.-Walburga-Krankenhaus Meschede: Hier wird rund um die Uhr gearbeitet. 
Das St.-Walburga-Krankenhaus Meschede: Hier wird rund um die Uhr gearbeitet.  © Ute Tolksdorf | Ute Tolksdorf

Weiterbildung zum Pflegehelfer oder zur Pflegehelferin

Hierüber habe man die Servicekräfte, die keine anerkannte pflegerische Grundqualifikation haben, Anfang des vergangenen Jahres informiert. Sie hätten mehrfach Weiterbildungsangebote zum Pflegehelfer oder zur Pflegefachkraft erhalten. „Nach erfolgreichem Abschluss einer beispielsweise einjährigen Pflegehelferausbildung können sie so eine Aufwertung ihrer beruflichen Qualifikation erlangen und weiterhin im stationären Pflegebereich tätig sein.“

Für manche Frauen nicht praktikabel

Das scheint eine gute Lösung, doch, so heißt es aus dem Umfeld der Stationen, sei dies für einige der Frauen schlicht nicht praktikabel. Sie sprächen zu schlecht Deutsch für eine Prüfung, trauten sich diese nicht zu, seien nur in Teilzeit beschäftigt oder scheuten den Aufwand. Manch eine, die wenige Jahre vor der Rente stehe, nennt auch das als Grund. Alle fürchten geringere Einnahmen während der Qualifizierung. „Und wenn wir mit der Qualifizierung fertig sind, werden wir wieder nur als Servicekräfte eingestellt. Eine echte Verbesserung ergibt sich für uns nicht.“

Gespräche mit der Arbeitsagentur

Mit Blick auf den letzten Punkt bemüht sich das Klinikum darum, dass alle, die sich für die einjährige Qualifizierung entscheiden, eine über die Ausbildungsvergütung hinausgehende Unterstützung erhalten. Dazu befinde man sich im Gespräch mit der Arbeitsagentur. Festangestellten Servicekräften, die kein Weiterbildungsangebot annehmen möchten, würden individuelle Beratungsgespräche angeboten, um gemeinsam die Möglichkeiten einer Beschäftigung außerhalb des Pflegebereichs zu prüfen.

Aber auch das lehnen die Servicekräfte ab. Sie wollen schlichtweg nicht in anderen Abteilungen arbeiten, sehen auch, wie wichtig ihre Arbeit für die Stationen ist. „Ohne uns ist die Arbeit kaum zu schaffen.“

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Sorge der Krankenpfleger

Doch auch unter den Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern herrscht Unruhe. Sie fürchten, dass sie zur Pflege auch das Bestellen und Austeilen des Essens wieder übernehmen müssen. Dazu sagt Pressesprecher Bornkeßel: Grundsätzlich gehöre das Anreichen von Essen zu den Aufgaben der Pflege. Den gesetzlichen Vorgaben folgend, strebe man aber die Unterstützung des Pflegeteams durch ausgebildete Pflegefachassistentinnen und Pflegefachassistenten an. „Wir werben dafür, dass möglichst viele die einjährige Ausbildung absolvieren.“

Nicht betroffen sind offenbar die Privatstationen. Dort können die Servicekräfte, die beispielsweise auch die Handtücher austauschen, weiter beschäftigt werden.

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