Meschede/Schmallenberg/Arnsberg. Peter Lütkes ist Medizinischer Direktor am Klinikum Hochsauerland. Wie der Arzt und Manager die medizinische Versorgung sichern will.
Dr. Peter Lütkes bildet als medizinischer Direktor gemeinsam mit GeschäftsführerMichael Gesenhues die neue Doppelspitze am Klinikum Hochsauerland. Der 56-jährige Internist ist gebürtiger Schmallenberger und hat bereits vier Jahre am Klinikum in leitender Position gearbeitet. Von 2017 bis 2021 war er dort zuständig fürs Medizin-Controlling, für Qualitätsmanagement und Strategie-Entwicklung. „Spannende Jahre waren das“, sagt er. Nun kehrt er zurück - sein Ziel: die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherzustellen. Dabei, so versichert der Arzt und Manager, spielt auch das Mescheder St.-Walburga-Krankenhaus eine entscheidende Rolle.
Was machten die Jahre am Klinikum Hochsauerland für Sie so spannend?
Da ist mehr passiert als in all den Jahren zuvor an anderen Krankenhäusern. Allein das Jahr 2017 ging los mit einem großen Norovirus-Ausbruch, dann schlossen die Geburtsstationen in Menden und Meschede, mit den entsprechenden Protesten in der Bevölkerung. Parallel begannen die Verhandlungen zur Fusion mit dem St.-Walburga-Krankenhaus, die bereits im September vollzogen war. In den Folgejahren war ich an der Konzeption des Notfall- und Intensivzentrums von Beginn an beteiligt - und dann kam ab 2020 das Corona-Management.
Trotzdem haben Sie dann den HSK verlassen?
Ja, aber nur kurz. Schon bald kam dann erneut die Anfrage der Alexianer, perspektivisch als Medizinischer Direktor gemeinsam mit Michael Gesenhues die Nachfolge von Werner Kemper zu übernehmen. Bis es soweit war, habe ich an zwei Alexianer Krankenhäusern in Düsseldorf und Krefeld als medizinischer Direktor Verantwortung getragen.
Warum Peter Lütkes ins Sauerland zurückkehrt
Sie sagen, Sie sind gern ins Sauerland zurückgekehrt?
Auf jeden Fall! Die Aufgabe ist spannend - und ich mag die Region und die Menschen mit ihrer direkten Art.
Sie sind in Schmallenberg geboren und aufgewachsen, haben im Gymnasium ihr Abitur gemacht, den Zivildienst bei der Rettungswache Schmallenberg absolviert. Was verbindet Sie sonst noch mit der Region?
Meine Eltern leben nicht mehr, aber meine Frau stammt auch aus Bad Fredeburg. Wir haben noch Verwandte und Freunde dort. Mit meiner Liebe zur Naturfotografie bietet das Sauerland zudem spannende Einblicke, auch wenn mir die Veränderung der Wälder durch den Borkenkäfer Sorgen macht.
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Sie sind jetzt zuständig für 1300 Pflegekräfte und 350 Ärzte - sind Sie für diese auch ansprechbar?
Seit April bin ich wieder im Sauerland. Manche kenne ich noch von früher, aber mein Ziel ist es schon, dass man mich als ein Gesicht des Klinikums erkennt. Dabei bin ich in den Grenzen ansprechbar, die mein Terminkalender mir lässt.
Die größten Herausforderungen am Klinikum
Was sehen Sie als größte Herausforderung Ihres Jobs?
Die Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit des Klinikums, aber das betrifft alle Krankenhäuser. Ein Beispiel: Wir haben allein tarifbedingt Lohnkostensteigerungen von circa zehn Prozent. Hinzu kommen Kostensteigerungen in vielen weiteren Bereichen. Unserer Erlöse steigen aber laut vorgegebenem Punktwert nur um fünf Prozent. Dabei können wir nicht einfach die Preise erhöhen, um damit Betriebskosten zu refinanzieren. Bei Investitionen sind wir abhängig von Fördermitteln. Daneben merken wir seit Corona eine erhöhte krankheitsbedingte Ausfallquote beim Personal, das wir zur Sicherstellung der Versorgung ja 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr benötigen.
Der Fachkräftemangel bleibt ein Riesenproblem?
Ja, obwohl das Klinikum seit 2018 sein Personal schon massiv aufgestockt hat - von 800 Vollzeitstellen in der Pflege auf 1300 und von 250 Ärzten auf 350. Durch weitere Berufsgruppen und Teilzeitstellen sind das insgesamt circa 3500 Köpfe. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Fachkräftemangel nur über Ausbildung lösen können. Und da stehen vor allem die jungen Sauerländer im Fokus, aber ihre Zahl allein wird nicht reichen. Wir brauchen auch Fachkräfte aus dem Ausland, aber auch die wollen wir vor allem selbst ausbilden und nicht anderen Ländern abwerben.
Wo sehen Sie die Zukunft des Mescheder Krankenhauses?
Das Walburga-Krankenhaus wird mit seiner idealen und zentralen Lage jetzt und in Zukunft eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung des Hochsauerlandkreises spielen. Dazu kommen die MVZ in Bad Fredeburg, Meschede und Neheim als zusätzliche ambulante Standbeine der Patientenversorgung.
Die Zukunft des Klinikums Hochsauerland
Es geistert immer mal das Gespenst einer Portalklinik herum.
Ein Begriff, den ich nicht gern verwende, der auch für Meschede völlig aus der Luft gegriffen ist. Eine Portalklinik wäre ja ein Krankenhaus, das nur Patienten aufnimmt und dann weiter verteilt. Meiner Meinung nach ergeben sich da viel zu viele unnötige Schnittstellen. Das würde am Bedarf der Region völlig vorbeigehen. Und auch, wenn der Standort in Hüsten größer ist und wir aufgrund der Krankenhausplanung manches zentralisieren müssen, wird man in Meschede immer ein vollwertiges Krankenhaus mit Allgemein- und Viszeralchirurgie, Unffallchirurgie, innerer Medizin, Anästhesie und Intensivmedizin und Spezialisierungen wie der Kardiologie, Nephrologie und Onkologie vorfinden. Wir haben keine Standorte erster und zweiter Klasse!
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Müssen wir Sauerländer in Zukunft weiter fahren?
Im Einzelfall vielleicht schon, wie jetzt die Mescheder bei den Knie-Prothesen. Aber grundsätzlich zeigen die Zahlen, dass vor dem Ausbau des Klinikums rund ein Drittel der Patienten bei bestimmten schweren Erkrankungen und Verletzungen das Sauerland ganz verlassen hat, da es wichtige spezialisierte medizinische Versorgungsmöglichkeiten in der Region schlicht und einfach nicht gab. Viele dieser Versorgungslücken haben wir schließen können. Die Abwanderungsquote liegt jetzt deutlich unter 20 Prozent und ist für uns ein Riesenerfolg.
Sie sind Internist und Wirtschaftsfachmann. Sehen Sie sich eher als Arzt oder als Manager? Und wenn neben Ihnen ein Mensch einen medizinischen Notfall erleidet, haben Sie dann noch die richtigen Handgriffe parat?
Ich bin auf jeden Fall Arzt UND Manager. Und, ja, wenn es im Zug oder im Flugzeug heißt: Ist ein Arzt an Bord? Dann melde ich mich. Manches ist wie Fahrradfahren. Das verlernt man nicht. Und wenn ich auf Station bin, dann kribbelt es auch noch. Ich habe ja gern als Internist gearbeitet, finde es aber auch wichtig und spannend, die Zukunft der medizinischen Versorgung mitzugestalten.
Wenn Sie unbegrenzt Geld und Einfluss hätten - was würden Sie in der Krankenhauslandschaft verändern?
Ich würde die Bürokratie verschlanken. Es ist unfassbar, wie viel Zeit wir täglich damit verplempern, sinnlose Dokumente auszufüllen. Das ist Zeit, die uns am Patienten fehlt.