Hesborn/Medebach. Im kleinen Dorf Hesborn im Sauerland eskaliert ein Nachbarschaftsstreit blutig: Jetzt besteht Verdacht auf ein versuchtes Tötungsdelikt.
Im idyllischen Hallenberg-Hesborn ist ein Streit blutig eskaliert und beschäftigt jetzt die Justiz. „Ich schlage dir den Schädel ein. So Leute wie dich wollen wir in der Siedlung nicht.“ Mit diesen erschütternden Worten soll ein 40-jähriger Mann seinen 61-jährigen Nachbarn bedroht haben, während er mit einem langen Stock auf ihn einschlug. Am 12. Februar fand am Amtsgericht Medebach eine Verhandlung statt, die ursprünglich wegen gefährlicher Körperverletzung angesetzt war. Doch im Laufe des Prozesses ergaben sich Hinweise, die den Verdacht eines versuchten Tötungsdelikts in dem kleinen Dorf im Sauerland nahelegen. Richter Michael Neumann veranlasste daraufhin auf Antrag von Staatsanwalt Elmar Balkenhol, das Verfahren an das Landgericht in Arnsberg abzugeben.
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Streit wegen Parkplatz
Der Vorfall ereignete sich am 22. Juni des Vorjahres in einer ruhigen Straße im Hallenberger Ortsteil Hesborn. Die Staatsanwaltschaft klagt den 40-jährigen Beschuldigten der gefährlichen Körperverletzung an. Ihm wird vorgeworfen, seinen Nachbarn mit einem etwa einen Meter langen Haselnussstock mehrfach auf Brust, Becken und Kopf geschlagen zu haben. In seiner Aussage schilderte der groß gewachsene, schlanke Angeklagte die Vorgeschichte des Vorfalls. Er berichtete von bereits bestehenden Spannungen mit dem Geschädigten, die sich in Denunziationen bei seinem Arbeitgeber und Streitigkeiten wegen zugeparkter Straßen manifestiert hätten.
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Angeklagte verteidigt sich
Am Tag des Vorfalls habe der Angeklagte bemerkt, dass der 61-jährige Nachbar die enge Straße mit seinem Fahrzeug blockiert habe, sodass kein Durchkommen mehr möglich gewesen sei. Als er den Nachbarn habe zur Rede stellen wollen, sei die Situation eskaliert. Der Angeklagte behauptet, der Nachbar habe zuerst mit dem Stock auf seine Brust gestoßen, woraufhin er sich bedroht gefühlt und zur Selbstverteidigung gegriffen habe.
Laut seiner Darstellung habe er den Nachbarn zweimal mit der Faust gegen den Kopf geschlagen und ihn anschließend am Boden fixiert. Dabei habe der 40-Jährige um Hilfe gerufen, worauf seine Mutter aus dem Haus gekommen sei. Der Angeklagte betonte, dass sein Kontrahent zu keinem Zeitpunkt das Bewusstsein verloren habe. Abschließend fügte er hinzu: „Sie werden niemanden auf der Straße finden, der mit dem keine Auseinandersetzung hatte“, um die vermeintlich schwierige Persönlichkeit des Geschädigten zu unterstreichen.
Mit bebender Stimme
Mit bebender Stimme und sichtlich gezeichnet schilderte das 61-jährige mutmaßliche Opfer die Ereignisse vor Gericht. Seine Arbeitsunfähigkeit und die im Gerichtssaal präsentierten Fotos von blutigen Verletzungen, einschließlich Trümmerbrüchen an beiden Daumen, unterstrichen dabei eindrücklich die Schwere des Vorfalls. Der Zeuge, der während der gesamten Verhandlung zitterte, beschrieb den Angriff mit eindringlichen Worten: „Seine Augen glühten vor Hass". Trotz Aufforderung zu gehen, sei die Situation eskaliert. Der Angeklagte soll demnach einen Stock ergriffen und zugeschlagen haben, wobei das Opfer zu Boden stürzte. Dabei soll der Angreifer gedroht haben: „Ich schlage dir den Schädel ein. So Leute wie dich wollen wir in der Siedlung nicht."
„Seine Augen glühten vor Hass“
Selbst am Boden liegend setzte der Angreifer die Attacke, laut Aussagen des Zeugen, mit den Worten fort: "Ich schlage so lange zu, bis dein Herz stehen bleibt." Erst das Eingreifen der Mutter des Angeklagten habe den Angriff beendet. Die traumatischen Folgen für das Opfer seien aber erheblich: "Ich kriege keinen Schlaf mehr, weil ich immer wieder das Gesicht von ihm vor mir sehe", sagte er, auf den Angeklagten deutend, der darauf mit einem spöttischen Lächeln reagierte.
Vater übergibt den Stock
Im Gerichtssaal wurde der etwa metergroße Tatstock präsentiert, den der Vater des Angeklagten nachträglich übergab. Die Mutter des Beschuldigten stützte dessen Version, was bei Richter Neumann und dem Staatsanwalt auf Skepsis stieß. Trotz Ermahnung zur Wahrheit blieb sie bei ihrer Aussage und deutete an, der Vorfall sei "eine abgekartete Sache" gewesen. Das mutmaßliche Opfer habe noch gelacht und den Stinkefinger gezeigt.
„Das ist doch alles eine Lüge.“
Aufgrund des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts wurde die Verhandlung an das Landgericht Arnsberg verwiesen. Der Angeklagte reagierte fassungslos: "Das ist doch alles eine Lüge". Die Unschuldsvermutung bleibt bestehen, während die weiteren Ermittlungen und die Verhandlung am Landgericht Arnsberg Klarheit in den widersprüchlichen Darstellungen bringen sollen.