Winterberg. Winterberg kämpft mit Personalmangel in der Hochsaison des Wintersports. Welche Folgen das hat und wer keine Probleme hat, Mitarbeiter zu finden.

Die Wintersportsaison ist in vollem Schwung in Winterberg. Touristen strömen in die Stadt, auf den Straßen herrscht teilweise Chaos bei der An- und Abreise von Besuchern. Doch wie sieht es in den Betrieben der Tourismuswirtschaft aus? Kann das volle Potenzial der Saison ausgenutzt werden, oder arbeiten die Unternehmen am Limit? Ein Einblick in die Personalsituation:

Personalsituation: Bedarf größer als gemeldete Zahlen

Bei der Bundesagentur für Arbeit sind derzeit 33 Stellen im Bereich Gastronomie und Tourismus in Winterberg ausgeschrieben. Doch in der Realität ist der Bedarf an Personal in Winterberg weitaus höher. „Nicht alle offenen Stellen werden beim Arbeitsamt gemeldet“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) für NRW. Dies liege daran, dass Unternehmen heutzutage auch andere Kanäle für die Personalanwerbung nutzen.

Eine kurze Online-Suche bestätigt, was Hellwig berichtet. Allein auf der Webseite des Skiliftkarussells Winterberg sind aktuell 15 Stellen ausgeschrieben – nur vier davon sind bei der Bundesagentur für Arbeit zu finden. „Der Arbeitsmarkt in Winterberg ist nach wie vor angespannt“, berichtet Winfried Borgmann, Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft.

Hilletal-Konferenz
Winfried Borgmann, Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft, sieht verschiedene Herausforderungen bei der Personalsuche. Hier zu sehen mit der Tourismusförderin Michaela Grötecke. © WP | WTW

Wohnungsmarkt als zusätzliche Herausforderung

Unternehmen aus nahezu allen Branchen der Stadt suchen Arbeitskräfte – sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit und auf Minijob-Basis. Diese Entwicklung sei unverändert, so Borgmann, weshalb Betriebe alle verfügbaren Kanäle nutzen, um Personal zu finden. Auch bei Ausbildungsstellen zeige sich die Problematik: Viele Plätze bleiben unbesetzt.

Neben dem Fachkräftemangel stelle auch der Wohnungsmarkt eine Herausforderung dar. Laut Borgmann suchen viele Beschäftigte und Auszubildende nach passendem Wohnraum. Um dies zu lösen, sei die Stadt Winterberg derzeit dabei, eine Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. Darüber hinaus bieten einige Unternehmen bereits Betriebswohnungen an, um ihre Mitarbeitenden zu unterstützen.

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Borgmann betont, dass der Personalmangel nicht allein die Tourismuswirtschaft betreffe. Auch Handwerk, Dienstleistungen, öffentliche Verwaltung, Einzelhandel, Industrie und besonders die Gesundheitswirtschaft hätten Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen.

„Bisher klappt alles bei uns ganz gut“

Während viele Unternehmen im Gastgewerbe über Personalmangel klagen, beschreibt Danny Meurs, Hotelmanager des Brabander in Winterberg, die Situation in seinem Betrieb als weitgehend stabil, obwohl auch sein Unternehmen fünf Stellen auf der eigenen Webseite ausgeschrieben hat. „Wir bekommen bisher genügend Bewerber, aber das liegt auch daran, dass wir einiges anders machen“, erklärt Meurs. Entscheidend sei die Anpassung an die veränderten Bedürfnisse der jüngeren Generation. „Viele junge Leute haben jetzt ganz andere Bedürfnisse als vor 20 Jahren. Und das ist auch gut so. Da muss man einfach mitgehen“, sagt er.

Brabander Winterberg
Danny Meurs vom Hotel Brabander in Winterberg setzt auf Employer Branding. © WP | Benedikt Schülter

Während früher eine 6-Tage-Woche die Norm war, bevorzugen heute die meisten Mitarbeitenden eine 5-Tage-Woche. Zudem haben sich Erwartungen an Personalunterkünfte weiterentwickelt – von Gemeinschaftsfernsehern vor 25 Jahren über Fernseher in jedem Zimmer vor einem Jahrzehnt bis hin zu schnellem Internet, das heute unverzichtbar ist. Auch die Einstellung zur Arbeit hat sich gewandelt: Work-Life-Balance ist für die jüngeren Generationen ein zentraler Wert, was Meurs positiv bewertet.

Einen weiteren wichtigen Beitrag leiste laut Meurs das Employer Branding. Mit gezielten Kampagnen zeige sein Betrieb, was hinter den „#Brabandervibes“ stecke, und mache sich als attraktiver Arbeitgeber sichtbar. „Bisher klappt alles bei uns ganz gut“, betont Meurs.

Dennoch gebe es auch bei ihm Herausforderungen, vor allem in Ausnahmesituationen. Als Beispiel nennt er einen massiven Wintereinbruch vor Kurzem, der durch gleichzeitige Abreisen und Anreisen eine Doppelbelastung dargestellt habe, während zudem zwölf Mitarbeitende krankheitsbedingt ausfielen. „Da müssen wir auch kreativ werden“, erklärt Meurs, zeigt sich aber insgesamt zufrieden mit der Arbeitsorganisation seines Betriebs.

Insgesamt positive Beschäftigungsentwicklung

DEHOGA-Sprecher Hellwig blickt insgesamt ebenfalls positiv auf die Situation. Er sagt, dass die Beschäftigung im Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen eine positive Entwicklung im Vergleich zu den Zahlen von März 2019 zeige. Trotz der Befürchtungen, dass nach der Pandemie niemand mehr in dieser Branche arbeiten wolle, seien heute mehr Menschen dort beschäftigt, sowohl sozialversicherungspflichtig als auch als Aushilfen. Damit stehe das Gastgewerbe zahlenmäßig besser da als 2019, auch wenn während der Corona-Jahre viele Fachkräfte verloren gingen und weniger neue Fachkräfte ausgebildet wurden.