Winterberg. Die Lage in der Gastronomie in Winterberg ist dramatisch. Es mangelt an allen Ecken und Enden. Drei Gastwirte erzählen, wie es ihnen ergeht.
Leere Küchen, verwaiste Theken, überforderte Servicekräfte – der Fachkräftemangel hat die Gastronomie fest im Griff. Besonders in Tourismus-Hochburgen wie Winterberg müssen manche Restaurants und Hotels Anpassungen vornehmen - eine Reduzierung der Öffnungszeiten, die Einführung von Ruhetagen und mehr. Bereits im Herbst 2021 sprachen Gastronomen aus der Region über das Problem, was auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) regelmäßig thematisiert wird. Drei Jahre später hat sich die Situation wenig verändert. Im Gespräch haben sie erzählt, wie es heute aussieht und mit welchen Herausforderungen und Problemen sie zu kämpfen haben.
Fachkräftemangel: Weniger ist mehr
Andreas Gilsbach, der Betreiber vom Landgasthof Gilsbach in Langewiese, sieht keine Veränderung der Lage. „Vernünftige Leute findet man kaum“, sagt Gilsbach. Er habe daher den Betrieb reduziert. Zwei Ruhetage gibt es inzwischen bei ihm. Zur Mittagszeit hat er geschlossen, aber dafür hat er abends weiterhin geöffnet. „Dann kommen wir mit dem hin, was wir haben“, so Gilsbach. Er findet, es sei auch entspannter auf diese Weise und im Bereich der Einnahmen fehle auch nicht mehr. Insgesamt würde es sich ausgleichen. Die Kosten, die durch mehr Personal entstehen und die Einnahmen, die durch weniger Betrieb fehlen, würden sich letztendlich etwa decken.
„Der Sommer entsprach nicht unseren Erwartungen und auch der Winter war nicht der Winter wie erhofft.“
Der Fachkräftemangel würde nicht nur die Gastronomie betreffen. Sein Cousin arbeite in der IT, in einem größeren Konzern. „Wären in den USA im Silicon Valley nicht so viele Leute auf der Suche nach Arbeit, dann hätten die auch ein Problem“, erzählt Gilsbach. Aber im IT-Sektor könne man wenigstens remote von zu Hause aus arbeiten, daher sei es einfacher Lücken zu besetzen. Die Leute könnten da einfach in anderen Ländern angeworben werden und müssten nicht einmal umziehen. In der Gastronomie hingegen gilt es vor Ort zu sein.
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Für Salvatore Costanzo hat sich die Situation hingegen etwas entspannt. Er betreibt das italienische Restaurant De Salvatore in Winterberg in der Nähe vom Bürgerbahnhof. 2021 berichtete er es würden ihm „ein Koch und eine Servicekraft - minimum“ fehlen. Vor zwei Monaten habe er endlich alle Stellen besetzen können. Jetzt sei er endlich wieder gut aufgestellt und der Betrieb laufe. Seit Corona habe es aber auch schwierige Zeiten gegeben. Das schwierigste sei es gewesen gutes Personal zu bekommen. Schon vor drei Jahren berichtete er darüber, dass manche Leute mit falschen Vorstellungen kämen - er brauche freundliches Personal.
Fachkräftemangel: Wirtschaftlich schwere Lage
Ebenso sieht May Bolle von der Landfein Genusswirtschaft in Neuastenberg die Lage. Gutes Personal sei Mangelware. Das gleiche Problem habe auch sein Vorgänger Jost Rossel, der inzwischen das Landfein Sylt, auf der beliebten Nordseeinsel betreibt. Für den Fachkräftemangel in der Gastronomie sieht Bolle klare Gründe. Früher hätten Betriebe Niedriglöhne gezahlt und nun seien die Leute seit Corona in andere Bereiche abgewandert. Verbliebene Leute, die sich auf offene Stellen bewerben, würde es oft an der Qualität fehlen und dazu kämen häufig auch noch hohe Gehaltsforderungen, „weil sie wissen, dass es Mangel gibt“, so Bolle.
Zurzeit seien sie zu zweit im Landfein. Er selbst und ein Koch. Bei voller Auslastung in der Landfein Genusswirtschaft würden bis zu sechs weitere Personen benötigt - drei Leute in der Küche und dazu noch drei weitere im Service. Doch aktuell könne er sich das auch wirtschaftlich nicht leisten. „Der Sommer entsprach nicht unseren Erwartungen und auch der Winter war nicht der Winter wie erhofft“, erzählt Bolle. Tourismus habe bei ihm in Neuastenberg nicht wirklich stattgefunden. Das Problem sei, dass seine Lage „nicht so Mainstream“ sei, führt Bolle aus.
Die Lage der Landfein Genusswirtschaft in Neuastenberg ist wenige Kilometer von Winterberg entfernt. Zu ihm kämen die Leute eher, um die schöne Landschaft zu genießen. Das größte Problem sei vor allem die Wetterlage diesen Sommer gewesen. Das wechselhafte Wetter und der Regen seien für seinen Betrieb nicht zuträglich gewesen.. Daher seien die Leute weggeblieben. Er hofft nun auf einen schneereichen Winter, der viele Urlauber anlockt.