Marsberg. Aus dem alten Stadtarchiv in Marsberg könnten bald neue Wohnungen werden. Inhaber Jürgen Jesper erzählt, was er mit dem Gebäude vorhat.

Die große Gründerzeitvilla mit dem türkisgrünen Türmchen, das die übrigen Gebäude an der Bahnhofstraße überragt, dürfte in Marsberg jeder kennen. „Stadtbibliothek“ prangt in großen Lettern über der Eingangstür – noch. Denn die städtische Bibliothek und das Archiv befinden sich schon lange nicht mehr dort, vor über einem Jahr fand der Umzug in die renovierte ehemalige Grundschule an der Trift statt. Zurück bleibt die alte Villa, in der nun zwei geräumige Stockwerke leer stehen. Doch das soll nicht so bleiben: Jürgen Jesper aus Marsberg ist einer der neuen Eigentümer des Gebäudes. Gemeinsam mit einer Unteressengemeinschaft aus Marsberger Unternehmern hat er es vor zwei Jahren von der Stadt Marsberg gekauft. Und er hat viele Pläne für die Villa.

Neue Chance für alte Bücherei Marsberg

Was denn nun aus der alten Bücherei werden soll? Jürgen Jesper lacht: „Für meine Generation ist es die alte Sparkasse.“ Und das sagt auch der Bauschein aus dem Jahr 1910: Damals wurde der Bauauftrag für das Sparkassenverwaltungsgebäude vergeben. In den sechziger Jahren zog das Stadtarchiv in den Anbau, später das Sozialamt. Erst im Jahr 2008 entstanden hier das Zentralarchiv und die Stadtbibliothek mit ihren endlosen Reihen von Bücherregalen, nachdem die Räume für die Sparkassenverwaltung zu klein geworden waren. Und seit Oktober 2023 steht das Erdgeschoss mit seinen 240 Quadratmetern leer, die ehemaligen Archivräume und der weitläufige Keller. „Eine Verschwendung“, findet Jürgen Jesper. Damit das Gebäude weiter genutzt und gepflegt werden kann und nicht sich selbst überlassen bleibt, habe er es gemeinsam mit einer Interessengemeinschaft aus Marsberger Unternehmern gekauft. Dabei habe es auch andere Kaufinteressenten gegeben, erklärt Jürgen Jesper, eine ausländische Firma: „Aber die hätten das hier platt gemacht. Das wollten wir nicht, deshalb sind wir in die Bresche gesprungen.“

Große Teile der ehemaligen Stadtbibliothek stehen heute leer. Jürgen Jesper hat viele Pläne für das Gebäude
Große Teile der ehemaligen Stadtbibliothek stehen heute leer. Inhaber Jürgen Jesper hat viele Pläne für das Gebäude © WP | Rebekka Siebers

In den oberen beiden Stockwerken des ehemaligen Bibliotheksgebäudes befinden sich möblierte Wohnungen, die zum Teil von der Stadt Marsberg gemietet werden und in der Vergangenheit auch zur Unterbringung von geflüchteten Familien genutzt wurden. Dort werde sich in absehbarer Zeit nicht viel verändern, sagt Jürgen Jesper. Doch für den großen Hauptraum, in dem sich vorrübergehend die Marsberger Kunsthandwerksausstellung „Artvent“ befindet, müsse auf Dauer eine neue Nutzung gefunden werden. Hier komme in erster Linie nur Gewerbe in Betracht, aber weil die Räume nicht ebenerdig liegen, seien sie schwer zu vermieten. „Deshalb planen wir, einen Außenaufzug zu installieren.“ Auch für die vielen Räume, die früher das Stadtarchiv beherbergten, hat Jürgen Jesper Pläne: „Hier würden wir gerne Wohnraum schaffen.“ Mehrere Räume zwischen 23 und 28 Quadratmetern stehen hier leer, zum Teil noch ausgestattet mit dem eleganten Parkettboden des früheren Sparkassendirektoriums. Bis zu fünf kleine Ein-Zimmer-Apartments könnten hier entstehen, erzählt Jürgen Jesper. Voraussetzung dafür wären jedoch umfangreiche Umbaumaßnahmen, beispielsweise das Einsetzen größerer Fenster in die lichtarmen Räume des ehemaligen Stadtarchivs. Bis jetzt handele es sich also lediglich um ambitionierte Ideen, wie man das alte Bibliotheksgebäude in Wohn- und Gewerbeflächen umgestalten könnte. Konkretere Pläne seien zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich: „Dazu müssen wir erst mal mit dem Architekten schauen, was geht. Mit konkreteren Plänen können wir uns voraussichtlich ab Mitte 2025 befassen.“

Große Teile der ehemaligen Stadtbibliothek stehen heute leer. Jürgen Jesper hat viele Pläne für das Gebäude
Große Teile der ehemaligen Stadtbibliothek stehen heute leer. Inhaber Jürgen Jesper hat viele Pläne für das Gebäude © WP | Rebekka Siebers

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Originaler Tresor im Keller erhalten

Auch im Keller des Gebäudes gibt es viele Räume, die leer stehen – auch eine kleine Teeküche befindet sich hier. „Was man aus diesen Räumen machen kann, müssen wir gucken“, erklärt Jürgen Jesper. Eine niedrige Deckenhöhe erschwere die Planung hier, und auch die fehlenden Fenster grenzen die Nutzungsmöglichkeiten stark ein. Ein langgezogener niedriger Kellerraum hat die Fantasie des Marsbergers jedoch besonders angeregt: man denke sich einen großen Kicker, eine Tischtennisplatte, Darts - „Ich könnte mir zum Beispiel einen Gemeinschaftsraum vorstellen, für die Bewohner des Hauses.“ Und einen weiteren besonderen Schatz hat Jürgen Jesper in den Kellerräumen entdeckt: Den Tresorraum der ehemaligen Sparkasse. Hinter deckenhohen Gittern steht hier ein großer metallener Tresor mit vielen kleinen Schließfächern – komplett mit Schlüsseln und Schlössern. „Ein perfekter Escape-Room“, witzelt Jürgen Jesper. Aber mit den leeren Archivräumen ist es ihm ernst: Diese dürften nicht ungenutzt bleiben, in ihnen sieht er großes Potenzial für dringend benötigten Wohnraum in Marsberg.

Jürgen Jesper hat viele Pläne für die ehemalige Stadtbibliothek in Marsberg
Jürgen Jesper hat viele Pläne für die ehemalige Stadtbibliothek in Marsberg © WP | Rebekka Siebers
Ein alter Tresor im Keller der ehemaligen Stadtbibliothek ist ein Überbleibsel der Vergangenheit, als das Gebäude noch die alte Sparkasse war
Ein alter Tresor im Keller der ehemaligen Stadtbibliothek ist ein Überbleibsel der Vergangenheit, als das Gebäude noch die alte Sparkasse war © WP | Rebekka Siebers

Vorläufig muss all das noch Zukunftsmusik bleiben, zumindest so lange noch keine weiteren Planungen möglich sind. „Wir werden sehen, was wir hieraus machen können“, sagt Jürgen Jesper. Aber eins ist klar: Mit der alten Bücherei soll es weitergehen.