Brilon. Der Schuhmacher Achim Pohle hatte schon die Hoffnung für sein Geschäft aufgegeben. Doch nun haben sich endlich Nachfolger gefunden.
In Brilon gibt es einen Schuhmacher weniger. So sah die Lage noch vor zwei Monaten aus. Achim Pohle betrieb den Schuhreparatur- und Schlüsseldienst Pohle AP Quality seit 1999 in Brilon. Als er und seine Frau Beatrix sich gemeinsam in den Ruhestand begeben wollten, konnte trotz intensiver Suche kein Nachfolger gefunden werden. Am 31. Oktober schloss sein Geschäft und der Räumungsverkauf begann. Doch nun gibt es endlich jemanden, der das Geschäft übernehmen möchte. Es ist das Ehepaar Birsen und Hidayet Eroglu.
Die unverhoffte Rettung
„Achim Pohle war auch schon vor Monaten bei uns und hatte nachgefragt, ob wir weitermachen wollen“, erzählt Birsen Eroglu (61). Sie und ihr Mann Hidayet (61) betrieben seit 1993 selbst einen Schuh- und Schlüsseldienst in Arnsberg. Achim Pohle kannten sie schon länger. „Wenn man mal einen Tag frei hatte, dann kam man bei den anderen vorbei – ist spazieren gegangen“, erzählt Birsen. Als Pohle fragte, ob sie sein Geschäft übernehmen würden, lehnten sie dennoch zunächst ab.
„Ich habe schon mit 14 Jahren in diesem Beruf angefangen, damals noch in Handarbeit, ganz ohne Maschinen.“
Denn eigentlich wollten die beiden ebenfalls in den Ruhestand gehen. Ihr Geschäft in Arnsberg haben sie bereits an ihren Sohn übergeben, der den Familienbetrieb dort nun weiterführt. „Wir hatten gedacht, wir können uns jetzt schön frei machen“, erklärt Birsen. Doch nach ein bis zwei Monaten wurde ihnen klar, dass das für sie nicht funktionieren würde. Es lag nicht am Geld, sondern an anderen Gründen. „Was soll man mit der ganzen Freizeit machen?“, fragt Birsen, besonders jetzt im Winter, bei Regen, Schnee und Kälte. „Man kann ja nicht nur in der Wohnung sitzen und fernsehen.“ Man brauche eben Beschäftigung.
Jahrzehntelange Berufserfahrung
Daher meldeten sie sich noch einmal bei Achim Pohle und sagten, dass sie den Laden übernehmen möchten. „Der war richtig erfreut“, berichtet Birsen. Die bisherigen Angebote im Geschäft wollen sie genauso weiterführen - Schuhreparatur, Schlüsselfertigung, Gravuren und mehr. „Das ist auch nicht unser erster Tag in diesem Beruf; wir kennen das alles aus unserem eigenen Geschäft.“ Das größte Problem sei derzeit nur noch die Anreise: Von Arnsberg nach Brilon sei die Strecke recht lang.
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Hidayet wird täglich im Geschäft sein, während Birsen auch noch gelegentlich bei ihrem Sohn in Arnsberg aushelfen möchte. „Und ab und zu will ich auch die Enkel besuchen“, sagt sie und lacht. Ihr Mann werde jedoch keine Probleme haben, den Laden allein zu führen. „Ich habe schon mit 14 Jahren in diesem Beruf angefangen, damals noch in Handarbeit, ganz ohne Maschinen“, erklärt Hidayet. In der Türkei war er ebenfalls in der Schuhreparatur tätig und führte ein eigenes Geschäft. 1987 verkaufte er dieses jedoch und zog nach Deutschland – der Liebe wegen. Birsen lebte bereits seit 1975 in Arnsberg.
Glück bei der Arbeit
Am Montag, 9. Dezember, soll das Geschäft in Brilon wieder eröffnen. Allerdings wollen die beiden nicht mehr so viele Überstunden machen wie früher, sondern es ruhiger angehen lassen. „Früher ging es morgens um acht Uhr los und teilweise bis abends um zehn“, erklärt Birsen. Die neuen Öffnungszeiten seien daher auf etwa 9 oder 9.30 Uhr morgens bis 18 Uhr abends angesetzt – und zweimal im Jahr wollen sie sich auch einen Urlaub genehmigen, um Verwandte zu besuchen. Insgesamt streben sie also eine bessere Balance zwischen Beruf und Freizeit an als früher. Das Wichtigste sei ohnehin, dass man mit Liebe und gutem Willen zur Arbeit gehe. „Wenn man selbst damit glücklich ist, wie der Schuh geworden ist, dann ist es auch der Kunde. Und wenn der Kunde sich freut, dann freut man sich auch.“
Die Stammkunden von Achim Pohle können sich jedenfalls freuen. Das geliebte Geschäft in der Königsstraße wird von Menschen weitergeführt, die eine echte Leidenschaft für ihr Handwerk haben – Nachfolger, über die Pohle sich wahrhaft freuen konnte. Der Name des Geschäfts könnte sich jedoch noch ändern – verständlicherweise.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass es sich um das letzte Schuhmacher-Geschäft in Brilon handele. Tatsächlich gibt es noch den Schuhreperatur von Gerda und Walter Dungel in Brilon.