Hochsauerlandkreis. Ein Jahr nach der Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT präsentiert sich den Kommunen im HSK die Rechnung: Das kommt auf die Städte im Altkreis zu
Cyberattacke – Diese Folgen spüren die Kommunen bis heute
Über ein Jahr liegt der Hackerangriff auf die Südwestfalen-IT (SIT) zurück, der in seiner Folge den Betrieb kommunaler Verwaltungsbüros und Behörden im ganzen Sauerland über Monate stilllegte. Auch im Hochsauerlandkreis war es über viele Wochen kaum möglich, sich einen neuen Pass ausstellen zu lassen, einen Termin für eine standesamtliche Hochzeit zu bekommen oder sein Auto anzumelden. Und auch wenn die Systeme wieder laufen und die Abläufe sich wieder in ihrem Alltagstrott befinden, spüren die Kommunen im Altkreis Brilon die Folgen der Cyberattacke bis heute – vor allem finanziell.
Es war die Nacht vom 29. auf den 30. Oktober, in der die Hacker zuschlugen: Sie verschlüsselten die Systeme, an denen die Verwaltungsapparate von insgesamt 72 Kommunen hingen. Diese waren daraufhin in großen Verwaltungsbereichen handlungsunfähig. „Der Krisenmodus der SIT dauerte insgesamt elf Monate an – zum 30. September konnte die Organisation in den Normalmodus wechseln“, erklärt Pressesprecher Marcus Ewald in einer Mitteilung vom 30. Oktober, in der das Unternehmen Bilanz zog – ein ganzes Jahr später. Der Angriff sei der größte und komplexeste Vorfall dieser Art im gesamten Bundesgebiet gewesen. 1,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger seien von den Folgen des Angriffs betroffen gewesen. Die Wiederanschluss der Systeme an das Netz war nach Auskunft des Unternehmens eine Mammutaufgabe: Von den 1.463 betroffenen Servern habe beinahe die Hälfte neu aufgesetzt werden müssen, in fast 600 Fällen sei eine umfassende forensische Prüfung und Neuausstattung mit Systemen erforderlich gewesen. Und auch die Implementierung neuer Sicherheitssysteme kostete Ressourcen: Wie hoch die Kosten des Vorfalls für das Unternehmen konkret sind, lasse sich vor Abschluss des laufenden Geschäftsjahres noch nicht beziffern, wie Mirco Pinske erklärt. Klar sei jedoch schon: Bis zum Ende des dritten Quartals seien dem Unternehmen Zusatzkosten in Höhe von etwa 2,8 Millionen Euro entstanden.
Lesen Sie auch
- Kompost statt Sarg: Trend stößt in Brilon auf Ablehnung
- Krankenhausjob gekündigt: Milena Floren zieht nach Thailand
- Gymnasium Marsberg: Ratsherr kritisiert Elterninitiative
- Kurz vor Nikolaus kommt der Schnee zurück ins Sauerland
- Homosexualität und Kirche: Ein Grund für Austritte
Kommunen im Sauerland zahlen drauf
Auch für die Kommunen im Altkreis Brilon sind die Folgen des Cyberangriffs auf Südwestfalen-IT bis heute spürbar – vor allem finanziell. Die Gesamtkosten lassen sich auch hier noch nicht abschließend festhalten, wie die Pressestellen aller Kommunen einstimmig erklären: Sie alle hätten finanzielle Auswirkungen zu tragen, die durch die notwendige Beschaffung von Hard- und Software entstanden sind. Auch die Sicherheitsanforderungen an die bestehenden Systeme seien gestiegen und verursachten dadurch zusätzliche Kosten. Und ein Kostenpunkt ist schon jetzt eindeutig: Um die Kosten des Wiederaufbaus und der Sicherheitsmaßnahmen nach dem Cyberangriff zu kompensieren, hat die Südwestfalen-IT die Verbandsumlage erhöht. „Die Mehraufwendungen der Südwestfalen-IT wurden durch eine Anpassung der Verbandsumlage finanziert, über die somit auch die Stadt Hallenberg anteilig an den Kosten beteiligt wurde“, erklärt zum Beispiel Holger Schnorbus, Fachbereichsleiter der Zentralen Dienste der Stadt Hallenberg. So wie ihr geht es auch den anderen Kommunen, die zum Zweckverband der Südwestfalen-IT gehören: Für jeden Einwohner zahlen sie Zusatzbeiträge von mindestens einen Euro, was sich auch in den kommunalen Haushalten nachträglich als Mehraufwendung niederschlägt.
Wie hoch diese Mehrbelastungen in den einzelnen Städten ausfallen, sei jedoch ganz von der Art und Größe des Verbandsmitglieds abhängig, sowie von der Art der bezogenen Leistungen. Das erklärt Dirk Hartmann, Leiter des Haupt- und Personalamts der Stadt Marsberg: „Für die Stadt Marsberg ergibt sich dadurch eine aktuelle Mehrbelastung in Höhe von 20.960,37 Euro.“ Die Stadt Brilon muss nach Auskunft der Pressestelle einen Betrag von rund 24.638 Euro aufbringen, um die Mehrbelastung durch die nachträgliche Zusatzumlage zu stemmen, für die Stadt Winterberg beträgt die finanzielle Belastung durch Umlage 11.515 Euro. Die Stadt Olsberg plant mit einer Mehraufwendung in Höhe von rund 13.454 Euro, für die Hansestadt Medebach werden an dieser Stelle rund 6.956 Euro fällig. Den kleinsten Betrag muss, entsprechend ihrer Einwohnerzahl, die Stadt Hallenberg einkalkulieren: „Für die Stadt Hallenberg ergibt sich eine finanzielle Mehrbelastung von 3.122,45 € durch diese Nachtragsumlage“, erklärt Holger Schnurbus.
Was ändert sich bei den Behörden?
Mehr und strengere Sicherheitsvorkehrungen bei der Südwestfalen-IT, die Segmentierung von Systemen - das hat auch Auswirkungen auf die Abläufe bei den Verwaltungsapparaten und Behörden, die an die Systeme angeschlossen sind und damit arbeiten. Komplizierter würden die Arbeitsprozesse für die Verwaltungsangestellten dadurch jedoch nicht, wie Pressesprecher Marcus Ewald erklärt: „Von den Systemkonfigurationen und den zusätzlichen Schulungen sind in erster Linie die IT-Verantwortlichen betroffen.“ Für andere Mitarbeitende würde der Arbeitsaufwand nur geringfügig größer: „Ein Mehraufwand ergibt sich hier nur durch die flächendeckende Anforderung einer Mehrfaktor-Authentifizierung.“ Die Einführung zusätzlicher Schritte, die für einen sicheren Login in die Betriebssysteme vollzogen werden müssen, beträfen beispielsweise die Mitarbeitenden im Homeoffice. „Ansonsten ändert sich für die Angestellten in den Behörden nicht viel.“