Medebach. Familiendrama vor Gericht: Eine Serie von Brandstiftungen und Hassparolen schockte Dreislar. Angeklagt sind ein Vater und sein Sohn.

Eine Reihe mysteriöser Übergriffe, darunter Schmierereien und Brandstiftung, hat im Frühjahr diesen Jahres das Dorf Dreislar bei Medebach in Atem gehalten. Nun stehen ein Vater und sein Sohn bald vor Gericht. Auf zwei Tage ist die Hauptverhandlung angesetzt, am 9. Januar soll es losgehen. Zwischen den beiden Angeklagten herrscht Zwist.

Brandanschläge in Dreislar: Dorf in Angst

Ein Rückblick: Über mehrere Tage erstreckten sich verschiedenste Vorfälle und Straftaten, die in Dreislar begangen wurden, angefangen ab dem 17. April. In zwei Nächten wurden Türen und Mauern der St. Franziskus-Pfarrkirche in Dreislar beschmiert, auch das Feuerwehrhaus schräg gegenüber. „ACAB“ stand dort – ein in einschlägigen Kreisen bekannter Code für „All cops are bastards“, was rechtlich neben einigen kreativen Deutungen am ehesten mit „Alle Polizisten sind Bastarde“ zu übersetzen ist. An zwei Stellen war zusätzlich „Ausländer raus“ zu lesen, an der Kirchentür fanden sich zudem obszöne Motive, woraufhin die Kirchengemeinde Dreislar Anzeige erstattete. Vom 18. April auf den 19. April wurde die Feuerwehr zudem um 2 Uhr alarmiert, weil ein Auto in der St.-Hubertusstraße brannte. Die Polizei sah schon zu diesem Zeitpunkt einen Zusammenhang zwischen allen Vorfällen. Es wurde über Angst und Unsicherheit im Ort gesprochen.

Schmierereien Dreislar
In Hesborn sind die Pfarrkirche und Friedhofskapelle mit rechten Parolen beschmiert worden. © WP | Rita Maurer

Firmenwagen brennt in Dreislar komplett aus

Rund eine Woche später brannte abermals ein Wagen, vier Stellen wurden mit Parolen beschmiert. Die Menschen in Dreislar waren geschockt. Ein Firmenwagen war auf dem Parkplatz des Friedhofes ausgebrannt. Über die Außenwand der Friedhofskapelle einige Schritte weiter zog sich ein meterlanger Schriftzug „Ausländer raus“ mit einem eher rundlich geratenen Hakenkreuz. Mit dem Severinus-Brunnen am Pfarrheim, einer Hauswand und einem Wegekreuz wurden drei weitere betroffene Stellen entdeckt. Zum zweiten Mal betroffen war ein Einwohner, dessen Auto zuvor schon nachts durch einen laut Polizei vorsätzlich gelegten Brand zerstört wurde und dessen Hauswand mit den in rechten Kreisen bekannten Parolen „HH“ und „88“ beschmutzt worden war. 

Brennender Siloballen
Brandstiftung: Beim Brand der Siloballen in Hallenberg wurde Brandbeschleuniger gefunden.  © WP | Feuerwehr Dreislar
Kriminelle Serie in Dreislar
Ein Firmenwagen ist bei den Brandanschlägen in Dreislar komplett ausgebrannt. © Rita Maurer | Rita Maurer

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Mehrere Festnahmen in Dreislar bei Medebach

Am Abend des 28. April konnte das Dorf aufatmen. Mehrere Zeugen berichteten übereinstimmend, dass am Sonntagabend ein größerer Polizei-Einsatz im Dorf stattgefunden hatte und dabei auch Personen festgenommen wurden. Dem voran war ein Einsatz aufgrund mehrerer brennender Siloballen gegangen. Der Staatsschutz in Dortmund, der die Ermittlungen übernommen hatte, und die Staatsanwaltschaft Arnsberg hatten die Festnahme am Abend auf WP-Anfrage direkt bestätigt. Die Polizei hatte nach umfangreichen Ermittlungen zugeschlagen. Bei den ersten beiden Männern, die aus einem Wohnhaus in Dreislar abgeführt wurden, handelte es sich um junge Erwachsene. Einen Tag später wurde schließlich ein Mann mittleren Alters festgenommen. Sie stehen in einer familiären Verbindung, sind Vater und Sohn.

Kriminelle Serie in Dreislar
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist in Dreislar erneut ein Auto angesteckt worden, weiter wurden zwei Wände und zwei Kreuze mit rechten und linken Parolen beschmiert. © Rita Maurer | Rita Maurer

Am 9. Januar werden die beiden Angeklagten sich nun vor dem Schöffengericht in Brilon verantworten müssen. Ihnen wird Brandstiftung in drei Fällen vorgeworfen. Das Strafrecht sieht bei einer Brandstiftung eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren vor. In minderschweren Fällen ist eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren möglich.

Verteidiger Oliver Brock über die Angeklagten

Rechtsanwalt Oliver Brock aus Brilon übernimmt in diesem Fall die Verteidigung des Vaters. Beide sitzen mittlerweile nicht mehr in Untersuchungshaft. Der Sohn war als erstes und nach nur kurzer Zeit aus der U-Haft entlassen worden, während der Vater rund sechs Monate in Untersuchungshaft gesessen hat. Beide liegen im Zwist, wie Brock gegenüber der WP bestätigt. „Es ist nicht so, dass der Vater Verantwortung übernimmt oder sich vor seinen Sohn stellt. Die beiden Angeklagten belasten sich aktuell wechselseitig.“ Die Verhandlung ist auf zwei Verhandlungstage angelegt, am 13. Januar ist der Fortsetzungstermin.

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