Dreislar. Die mysteriöse Serie von Straftaten in Dreislar wird am Sonntag mit zwei Festnahmen beendet. Staatsanwalt und Staatsschutz zum Ermittlungserfolg.

Großes Aufatmen bei den Einwohnern in Dreislar und den Nachbarorten: Mehrere Zeugen berichten übereinstimmend, dass am Sonntagabend ein größerer Polizei-Einsatz im Dorf stattgefunden hat und dabei auch Personen festgenommen worden sind. Der Staatsschutz in Dortmund und die Staatsanwaltschaft Arnsberg haben die Festnahme auf WP-Anfrage bestätigt. „Es gab zwei Festnahmen“, so Oberstaatsanwalt Thomas Poggel am Montag zur WP. Die beiden Personen würden dem Haftrichter vorgeführt, der darüber entscheiden wird, ob sie in Untersuchungshaft geschickt werden. Nähere Informationen zu den Tätern wollte die Staatsanwaltschaft am Montag aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht geben.

Die Polizei im HSK hatte die Ermittlungen an den Staatsschutz am Polizeipräsidium Dortmund übertragen. Die polizeiliche Abteilung Staatsschutz wird aktiv, wenn bei Straftaten der Verdacht besteht, dass es sich um um politisch motivierte oder staatsbedrohende Aktivitäten handelt. Derzeit ist allerdings noch unklar, inwieweit ein rechtsradikales beziehungsweise fremdenfeindliches Motiv bei den mutmaßlichen Tätern vorliegt. Die Antwort des Staatsschutzes auf eine WP-Anfrage lag bis zum Montagabend noch nicht vor. Die Staatsanwaltschaft wollte sich zu den möglichen Motiven mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und noch ausstehende Einlassungen der Tatverdächtigen noch nicht äußern.

Brennende Autos und rechte Parolen

Die Festnahmen stehen im Zusammenhang mit der mysteriösen Serie, in deren Rahmen seit Mitte April in mehreren Nächten Wände mit rechten Parolen beschmiert und zwei Autos angesteckt wurden. Seit Sonntagnachmittag wurde ein erhöhtes Aufkommen an Polizeikräften in Dreislar beobachtet, gegen 21.30 Uhr erfolgte ein Zugriff.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde in Dreislar erneut ein Auto angesteckt.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde in Dreislar erneut ein Auto angesteckt. © Rita Maurer | Rita Maurer
Dieses Auto brannte zuerst in Dreislar.
Dieses Auto brannte zuerst in Dreislar. © Feuerwehr | Feuerwehr

„Es ist vollbracht“ oder „Der Sack ist zu“ - solche Sätze kreisten bereits am Montagmorgen in vielen WhatsApp-Statusmeldungen und drücken die große Erleichterung in Dreislar und Umgebung aus. Ihren Anfang nahmen die Übergriffe am 18. April: Frühmorgens meldete eine Autofahrerin den ersten Schriftzug mit den Buchstaben „ACAB“, die übersetzt für „alle Polizisten sind Bastarde“ stehen, an der Dreislarer Kirchentür. In der Nacht darauf wurde „Ausländer raus“ an zwei Kirchenwände und ans gegenüberliegende Feuerwehrhaus gesprüht. In einer Seitenstraße brannte ein Auto ab. Hier war es nur dem schnellen Einsatz der Löschgruppen aus Dreislar und Medelon zu verdanken, dass das Feuer nicht auf das unmittelbar daneben befindliche Haus überspringen konnte. Nach einigen Tagen Ruhe verbrannte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein weiteres Auto; an vier Stellen wie der Friedhofskapelle, einer Hauswand, einem Bildstock und einem Wegekreuz wurden wiederum rechte Symbole und Begriffe gefunden.

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Übergriffe auch im Nachbarort Hesborn

In der Nacht zum Samstag verlagerten sich die Übergriffe dann in den Nachbarort Hesborn: An der St. Goar-Pfarrkirche prangte morgens ein großes Hakenkreuz, an der Friedhofskapelle am anderen Ortsende der Schriftzug „Ausländer raus“. Am Sonntagmorgen wurde zudem eine Schmiererei auf einem Baucontainer an der Lieser Brücke zwischen Hallenberg und Liesen entdeckt. Mittags musste die Feuerwehr ausrücken, um an einer Scheune in Dreislar in Richtung Medelon brennende Siloballen zu löschen.

Die Sorge und Unruhe in der Bevölkerung weit über Dreislar und Hesborn hinaus war groß, denn verschiedene Hinweise deuteten klar darauf hin, dass der oder die Täter Ortskenntnisse haben und somit aus der Nähe kommen mussten.