Dreislar. Erneuter Brandanschlag in Dreislar: Auto in Flammen, Nazi-Schmierereien verbreiten Angst. Die Menschen sind geschockt.
Die Serie mit mysteriösen Übergriffen in Dreislar reißt nicht ab. Nach einigen Tagen der Ruhe sind in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gleich vier Stellen mit verschiedenen Parolen beschmiert worden, außerdem brannte wieder ein Auto aus. Die Menschen in Dreislar sind geschockt.
Auf dem Parkplatz des Friedhofs liegt noch der Brandgeruch in der Luft. Am Freitagmorgen untersuchen zwei Ermittler der Kriminalpolizei einen völlig ausgebrannten Firmenwagen. Über die Außenwand der Friedhofskapelle einige Schritte weiter zieht sich ein meterlanger Schriftzug „Ausländer raus“ mit einem eher rundlich geratenen Hakenkreuz. Durch das Feuer, das um 3.19 Uhr gemeldet wurde, fällt diese Schmiererei noch in der Nacht auf. Am frühen Freitagmorgen werden dann mit dem Severinus-Brunnen am Pfarrheim, einer Hauswand und einem Wegekreuz drei weitere betroffene Stellen entdeckt.
Wagen wird von der Polizei beschlagnahmt
Der Angestellte des Betriebes, zu dem der Firmenwagen gehört, ist in der Nacht durch das laute Knallen der platzenden Reifen aus dem Schlaf gerissen worden und hat sofort die Feuerwehr alarmiert. Als die Löschgruppen aus Dreislar und Medelon kurz darauf eintreffen, steht das Fahrzeug bereits in Vollbrand, wie der Einsatzleiter berichtet. 21 Feuerwehrleute mit zwei Atemschutztrupps bekommen die Flammen mit Löschwasser aus einem C-Rohr und Schaum relativ schnell in den Griff. Nach knapp zwei Stunden ist der Einsatz beendet. Der Wagen ist von der Polizei beschlagnahmt, vor Ort untersucht und anschließend abgeholt worden.
Lesen Sie auch
- Krisenstab schockt Schulen im Sauerland mit Falschmeldung
- Als Mutter an die Spitze: Franziska Göddeke ist Chefin
- Standing Ovations für SPD-Urgestein Rudolf Przygoda
- Katholische Kirche im HSK öffnet sich für Schwule und Lesben
- Brandbrief aus Sauerland wegen Kosten für Deutschlandticket
Die in der Freitagnacht beschmierten Stellen liegen an eher versteckten und weit auseinander liegenden Orten in unterschiedlichen Dorfrandlagen – im Gegensatz zur Kirche und zum Feuerwehrhaus jeweils in der Dorfmitte, die in der vergangenen Woche besprüht worden waren und beide erst am Donnerstag im ehrenamtlichen Einsatz gereinigt und teilweise neu gestrichen wurden.
Es könnten zwei Täter sein
Zum zweiten Mal betroffen ist ein Einwohner, dessen Auto vor einer Woche nachts durch einen laut Polizei vorsätzlich gelegten Brand zerstört wurde und dessen Hauswand nun mit den in rechten Kreisen bekannten Parolen „HH“ und „88“ beschmutzt worden ist. Beide Kürzel sind Codes für „Heil Hitler“ und stehen jeweils für die Anfangsbuchstaben dieser Wörter. Die Zahl 8 symbolisiert dabei den achten Buchstaben H im Alphabet. Das Kürzel „ACAB“, das übersetzt „Alle Polizisten sind Bastarde“ bedeutet, wird dagegen eher der linken Szene zugeordnet. Die weiteren Schmierereien kommen aus dem rechtsextremen Bereich. Bis auf das Feuerwehrhaus haben alle Stellen einen kirchlichen Bezug. Bei den aufgesprühten Schriftzügen fällt auf, dass sie dieses Mal in zwei Farben und vermutlich zwei Handschriften gehalten sind. Zum dritten Mal ist der Spruch „Ausländer raus“ eingesetzt worden – die WP-Nachfrage im Rathaus Medebach ergibt, dass Dreislar gar keine Flüchtlinge zugewiesen worden sind und nur einige privat hergezogene und in den Ort integrierte ukrainische Mitbürger dort leben. Aufgrund der Symbolik hat auch der Staatsschutz in Dortmund Ermittlungen aufgenommen, wie die Polizei bestätigt.
Die WP auf Social Media
- Immer auf dem neuesten Stand bleiben: Unsere News-App gibt es auch für Android und iPhone
Die rätselhafte Serie sorgt weit über das Dorf hinaus für Unruhe. „Was ist nur in unserem kleinen Dreislar los? War es jemand hier aus dem Dorf oder aus der Nähe? Gibt es vielleicht irgendeinen seltsamen Wettbewerb im Internet? Man hat ein ganz komisches Gefühl – wer ist als nächstes dran?“, fragen sich die Einwohner besorgt.