Brilon/Hochsauerlandkreis. Scholz-Pistorius-Scholz: Der SPD-Abgeordnete Dirk Wiese aus Brilon wechselt seine Meinung zur K-Frage mehrfach in wenigen Tagen. Eine Chronologie

Die SPD zieht also mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf. Das scheint nach langen und öffentlichen Debatten innerhalb der Partei nun klar. Scholz oder Pistorius? Die K-Frage zerriss die SPD. Nicht ganz unerheblich beteiligt an der öffentlichen Debatte: Dirk Wiese. Bundesabgeordneter der Sozialdemokraten aus dem Hochsauerlandkreis - aber vor allem ein Sprecher des mächtigen Seeheimer Kreises, einem konservativen Flügel der SPD-Fraktion, und Fraktions-Vize. Innerhalb von 14 Tagen meldet sich Wiese dreimal öffentlich zur K-Frage zu Wort: Scholz-Pistorius-Scholz.

Bundeskanzler gesetzt

Kapitel 1: Die Ampel zerbricht am 6. November 2024. Dass es Neuwahlen gibt ist sehr wahrscheinlich. Am Tag nach dem Ampelbruch ist Dirk Wiese in Berlin. „ Uns allen war klar, dass das eine schwierige Woche wird. Am Ende muss man es dann aber so deutlich sagen: Es ging nicht mehr mit der FDP“, sagt Wiese zur Westfalenpost und lobt den Bundeskanzler für seine energische Rede. Die SPD stehe geschlossen hinter Scholz, betont er.  Seine Partei werde mit Olaf Scholz als Kanzler in den nächsten Wahlkampf ziehen. „Der Bundeskanzler ist gesetzt“, sagt Wiese klipp und klar.

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Zuspruch für Pistorius

Kapitel 2: Als erster Bundestagsabgeordneter fordert öffentlich Joe Weingarten aus Rheinland-Pfalz in der „Süddeutschen Zeitung“ eine Kandidatur von Verteidigungsminister Boris Pistorius. In der SPD wird das Grummeln lauter. Die Zustimmung in Deutschland für Scholz sinkt, Pistorius wird bei den Deutschen immer beliebter. Am 18. November melden sich zwei führende SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem mächtigen Landesverband Nordrhein-Westfalen öffentlich zu Wort. Einer von beiden ist Dirk Wiese, die andere Wiebke Esdar. „Im Zentrum steht die Frage, was die beste politische Aufstellung jetzt für diese Bundeswahl ist. Dabei hören wir viel Zuspruch für Boris Pistorius“, werden die beiden Vorsitzenden der NRW-SPD-Landesgruppe im Bundestag zitiert. Es gebe eine kritische Debatte in den Wahlkreisen, sagen sie. Ein weiteres Zitat klingt beinah wie ein Abgesang auf Olaf Scholz: „Das aktuelle Ansehen von Bundeskanzler Olaf Scholz ist stark mit der Ampelkoalition verknüpft. Mit einigem Abstand werden seine Arbeit und seine Entscheidungen für unser Land mit Sicherheit weitaus positiver beurteilt werden.“ Sie betonen auch, dass Parteigremien über die Frage der Kanzlerkandidatur entscheiden. Wie ein geschlossenes hinter Olaf Scholz stehen, klingt das von Dirk Wiese nicht mehr. Und: Es heizt die Debatte in der K-Frage weiter an. Weitere einflussreiche SPD-Politiker distanzieren sich von Scholz. Andere stellen sich demonstrativ hinter ihn.

Die WP Brilon auf Social Media

Kämpfen für Olaf Scholz

„Es ist wichtig, dass wir jetzt eine Entscheidung haben. Bei allen persönlichen Präferenzen eint uns in der SPD der Schulterschluss gegen die Union und Friedrich Merz. “

Dirk Wiese
SPD-Bundestagsabgeordneter und Fraktionsvize

Kapitel 3: Boris Pistorius stellt am 21. November in einer Videobotschaft klar, dass er als Kanzlerkandidat nicht zur Verfügung stehe. Damit ist klar: Olaf Scholz ist der designierte Kanzlerkandidat der SPD. Kurz darauf meldet sich Dirk Wiese bei Social Media zu Wort. „Seit heute Abend ist klar: Der Kanzlerkandidat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands heißt Olaf Scholz! Mit Olaf schicken wir einen auf allen Ebenen erfahrenen Politiker ins Rennen. Er hat viele Vorhaben der SPD-geführten Regierung angepackt und umgesetzt, ist sich selbst und seinen Überzeugungen treu geblieben. Selbst in schwersten Zeiten hat er Rückgrat bewiesen und sich nicht vom richtigen Weg abbringen lassen“, schreibt er. Die SPD könne stolz sein, mit Boris Pistorius den beliebtesten Politiker Deutschlands „in unseren Reihen“ zu haben. „Er steht klar zum Kanzler und will mit uns dafür kämpfen, dass das Kanzleramt mit Olaf Scholz in unserer Hand bleibt.“ Jetzt starte der Wahlkampf, so Wiese: „ Wir spielen auf Sieg. Der Bessere bleibt Kanzler!“

Gegenüber der WP sagte Wiese am Freitag: „Es ist wichtig, dass wir jetzt eine Entscheidung haben. Bei allen persönlichen Präferenzen eint uns in der SPD der Schulterschluss gegen die Union und Friedrich Merz. Dieser Gegenkandidat motiviert unsere Mitglieder maximal für den Wahlkampf.“ Der Wahlkampf werde aber kein Selbstläufer werden, „auch 2021 lässt sich nicht einfach 1 zu 1 kopieren. Es geht jetzt darum, die Ärmel drei- bis viermal hochzukrempeln und die Unterschiede zu Merz deutlich zu machen. Dessen ist Olaf Scholz sich sehr bewusst. Hier sind wir jetzt als Partei als Ganzes gefordert, um am Ende vorne zu liegen.“