Alme. In Alme gibt es alles doppelt: Schützenfest, Vogelschießen, Königspaar. Jetzt wollen die beiden Schützenbruderschaften wollen fusionieren.
Zwei Schützenfeste, zwei Vorstände, zwei Mal Vogelschießen, zwei Königspaare: In Alme gibt es zwei Schützenbruderschaften, die jeweils ihr eigenes Fest organisieren. Das soll sich jetzt ändern. Für 2025 ist die Fusion zu einer Schützenbruderschaft geplant. Und das bringt natürlich einige Veränderungen mit sich.
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Das letzte Wort haben die Mitglieder
Die finalen Abstimmungen über den Zusammenschluss sollen Anfang nächsten Jahres stattfinden. Für den 15. Februar sind zwei außerordentliche Generalversammlungen geplant, bei denen jeweils mindestens 75 Prozent der anwesenden Mitglieder für die Fusion stimmen müssen. Bei einem entsprechenden Votum soll dann die Unterzeichnung des Verschmelzungsvertrags mit einem Notar erfolgen. Nach Verstreichen einer vierwöchigen Einspruchsfrist kann die Eintragung ins Vereinsregister erfolgen. Die erste gemeinsame Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen ist für den 5. April geplant. In der Zwischenzeit gibt es einen kommissarischen Vorstand.
Schützenfest wird an Pfingsten gefeiert
„Wir müssen natürlich handlungsfähig bleiben – zumal ja auch das erste gemeinsame Schützenfest vorbereitet werden muss. Damit können wir nicht erst im April beginnen“, erklären die beiden Schützenbruderschafts-Vorsitzenden. Denn nach der Gründungsversammlung bleibt nicht mehr viel Zeit: Gefeiert werden soll nämlich am Pfingstwochenende. Das ist der bisherige Fest-Termin der Ludgerus-Schützen. Unter anderem habe man sich dafür entschieden, weil an dem Wochenende im Stadtgebiet traditionell nur noch ein weiteres Schützenfest stattfinde und die Festmusik für drei Tage gesichert sei. Weiterer Pluspunkt aus Sicht der Akteure: Pfingstmontag ist ein Feiertag, so dass man da keinen Urlaubstag nehmen muss.
Neue Festmusik: Eintracht Olsberg
Fest steht auch bereits, dass es eine neue Festmusik für alle drei Tage geben wird: Der Musikverein Eintracht Olsberg wird in Alme für Stimmung sorgen. Als weitere Festmusiken sind der Spielmannszug Wülfte und das Tambourcorps Fürstenberg mit dabei. Der Musikverein Alme gestalten den Umzug am Pfingstsonntag mit. Für Unterhaltung auf dem Festplatz soll der Schausteller-Betrieb Dorenkamp sorgen. Noch offen sind Fragen wie: Wie machen wir das mit der Königskette? Was sind künftig die Farben der Bruderschaft? Aktuell ist das bei den Sebastian-Schützen rot-weiß, bei den Ludgerus-Schützen blau-weiß. Wer wird Festwirt? Welches Bier wird getrunken?
Vorfreude aufs erste gemeinsame Schützenfest
Die beiden ersten Vorsitzenden, Bernd Kröger (St.-Sebastian-Schützenbruderschaft) und Berthold Henke (St.-Ludgerus-Schützenbruderschaft) sehen viele Vorteile in der Fusion, für die sie sich beide stark machen. Sie sind sich einig: „Das erste gemeinsame Schützenfest 2025 wird etwas ganz Besonderes. Wir freuen uns schon sehr darauf. Am Sonntag haben wir im Festzug zwei amtierende Königspaare. Am Montag nach dem Vogelschießen gibt es dann zum ersten Mal seit 125 Jahren nur einen Schützenkönig für ganz Alme.“
Das sind die Gründe für die geplante Fusion
Bernd Kröger erklärt, warum er die geplante Fusion für sinnvoll hält: „Wir machen das, um das Schützenwesen in Alme zukunftsfähig aufzustellen.“ Und Berthold Henke ergänzt: „Mehr als die Hälfte der Mitglieder ist jetzt bereits in beiden Vereinen und in Schule, Freizeit und im Dorfleben gibt es ja auch keine Trennung. Es macht Sinn, im Laufe des Jahres drei bis vier Veranstaltungen gemeinsam auf die Beine zu stellen, die gut besucht sind und sich auch wirtschaftlich tragen; zumal ja auch immer viele ehrenamtliche Helfer benötigt werden.“
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Auch der demografische Wandel spiele eine Rolle, so Bernd Kröger. Er ist überzeugt: „Noch sind unsere Feste gut besucht und die jungen Leute sind am Schützenwesen interessiert. Jetzt können wir noch agieren, irgendwann können wir vielleicht nur noch reagieren.“
Langwieriger Prozess
Natürlich sei eine Fusion nicht von heute auf morgen umzusetzen. Berthold Henke erklärt: „Das ist ein längerer Prozess gewesen, bei dem es uns wichtig ist, die Mitglieder beider Schützenbruderschaften mitzunehmen und einzubinden.“ Im Sommer 2023 fand eine gemeinsame Informationsveranstaltung für beide Bruderschaften statt, bei der das Vorhaben präsentiert wurde. Ein dort abgefragtes Stimmungsbild habe bei beiden Vereinen 100 Prozent Zustimmung gezeigt. Bei den Mitgliederversammlungen wurde Grünes Licht für die Ausarbeitung der Fusion (Verschmelzungsvertrag, neue Satzung etc.) gegeben.
Vorstoß vor einigen Jahren gescheitert
Ein Fusions-Gremium wurde gegründet, dem Vorstandsmitglieder beider Bruderschaften angehören. „Es soll ein Zusammenschuss auf Augenhöhe werden“, betont Bernd Kröger. Die Zahl der Mitglieder ist ausgewogen: Die Sebastian-Schützen bringen 450, die Ludgerus-Schützen 420 Mitglieder mit. Doch schon jetzt ist die Schnittmenge groß, so dass der neue Verein rund 650 Mitglieder stark sein wird. Für den Stadtschützenverband Brilon heißt das: Ab 2025 werden ihm voraussichtlich nur noch 18 Mitglieds-Vereine angehören.
1901 Abspaltung der Ludgerus-Schützen
Nicht immer gab es Rückhalt für einen Zusammenschluss. „2017 ist ein entsprechender Antrag bei einer Abstimmung schon einmal gescheitert“, erinnert sich Berthold Henke, der nach über 35 Jahren Vorstandstätigkeit dem neuen Vorstand künftig nicht mehr angehören wird. Damals habe es noch Vorbehalte gegeben. Der Hintergrund dafür liegt wohl in der Geschichte: 1857 wurde die St.-Sebastian-Schützenbruderschaft gegründet. 1901 kam es dann zu einer Abspaltung der St.-Ludgerus-Schützenbruderschaft, die 1922/23 eine eigene Schützenhalle in Oberalme baute. Die Sebastian-Schützen hatten damals ihre Halle an der Wünnenberger Straße, also in Niederalme.
Gefeiert wird in der Gemeindehalle
Mit dem Bau der Gemeindehalle 1966 gab es dann ab 1970 schließlich eine Halle, in der bis heute beide Schützenfeste gefeiert werden und, die für viele unterschiedliche Gemeinschaftsaktivitäten genutzt wird. Eigentümer der Halle ist die Stadt Brilon. Doch die beiden Schützenvorstände betonen, dass sie sowohl finanziell als auch durch Eigenleistung Jahr für Jahr einen erheblichen Beitrag zum Unterhalt der Halle leisten. Und wenn alles nach Plan verläuft, dann werden sie das künftig als „St. Sebastian und St. Ludgerus-Schützenbruderschaft Alme 1857 e.V.“ gemeinsam tun, einen Vorstand haben, ein Schützenfest feiern, einmal den Vogel abschießen und ein Königspaar feiern. Allerdings: Jubelpaare wird es natürlich noch für viele weitere Jahre in Alme im Doppelpack geben…