Medebach. In Medebach-Oberschledorn sprengen Täter einen Geldautomaten in die Luft. Was wir bislang über den Fall und die Täter wissen.
Zersplittertes Glas auf dem Boden, zerborstene Fenster, Lampen baumeln aus der Decke, rot-weißes Absperrband rund um den Tatort, betroffene Gesichter von Feuerwehr, THW, Polizei, Anwohnern und Angestellten der Geldinstitute. „Nur gut, dass niemand zu Schaden gekommen ist“, sagt Sparkassenvorstand Jürgen Hillebrand, der gleich am frühen Morgen nach Oberschledorn geeilt ist. Er und alle anderen sind sichtlich erschüttert über diese Tat. Hier in der Ortsmitte haben in der Nacht unbekannte Täter den Geldautomaten der Sparkasse, den sie in Kooperation mit der Volksbank betreibt, förmlich in die Luft gejagt. Die Täter sind auf der Flucht.
Zeugen beobachten drei Personen
Die Explosion muss in der Nacht zu Donnerstag gegen 2.30 Uhr die Menschen in Medebach-Oberschledorn (Hochsauerlandkreis) erschüttert haben. Wie die Polizei mitteilte, wählten mehrere Anwohner den Notruf. Sie hätten drei Verdächtige gesehen, die mit einem Fahrzeug flüchteten.
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Fluchtwagen extrem PS-stark
Der Automat befindet sich im Anbau eines Gebäudes, dessen Stabilität nun von einem Statiker geprüft werde, so die Polizei. Bis vor kurzem sollen noch zwei Familien in dem unmittelbar angrenzenden Gebäude gewohnt haben, jetzt noch eine. Dem Vernehmen nach soll die Druckwelle der Explosion so groß gewesen sein, dass sich das Dach in dem Anbau kurzfristig abgehoben habe.
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Trotz einer Fahndung seien die Täter bislang nicht gefasst worden. Die Pressehoheit für den Fall liegt inzwischen bei der Polizeibehörde Dortmund. Von dort heißt es, dass keine Personen verletzt wurden, aber erheblicher Sachschaden angerichtet worden sei.
Mit Audi geflüchtet
Nach ersten Zeugenaussagen sollen die Täter mit einem schwarzen Hochleistungssportwagen Audi RS6 geflüchtet sein. Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen, bei denen unter anderem auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt wurde, verliefen bislang ohne Erfolg. Zur Höhe einer möglichen Beute machte die Polizei noch keine Angaben.
Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Dortmund, die den Einsatz leitet, hat die Ermittlungen aufgenommen und sicherte am Vormittag noch am Tatort Spuren.
Zeugen gesucht
Die Polizei sucht nun Zeugen, die das Tatgeschehen beobachtet haben und Angaben zu Tatverdächtigen sowie deren Flucht machen können. Hinweise nimmt die Kriminalwache unter 0231/132-7441 entgegen.
Oberschledorn ist nicht das erste Mal das Ziel von Verbrechern gewesen. Zwischen dem 30. September und dem 1. Oktober 2016 hatten sie schon einmal einen Geldautomaten im Visier. Seinerzeit hatten sie die Tür der damals noch vor Ort befindlichen Volksbank-Filiale aufgebrochen und waren an die Rückseite des Geldautomaten gelangt. Dort hatten sie die Sicherung aufgebrochen und Geldkassetten entwendet, die sie später an der Landstraße 854 entsorgten.
Zahl der Sprengungen ist rückläufig
Von der Tendenz her werden in Nordrhein-Westfalen immer weniger Geldautomaten gesprengt. Die Sonderkommission im Innenministerium, die sich mit der Bekämpfung von Geldautomatensprengungen befasst, sprach für das erste Halbjahr 2024 von 18 Sprengungen. Im Jahr davor waren es im selben Zeitraum 88 Sprengungen. Im laufenden Jahr seien bereits 18 Tatverdächtige festgenommen worden. Im Jahr 2023 gab es insgesamt 153 Sprengungen in NRW; im Jahr 2022 waren es noch 182.
Im Fall Oberschledorn drängt sich der Verdacht auf, dass die Täter eine gewisse Ortskenntnis gehabt haben könnten. Denn von der Verkehrsanbindung her betrachtet wäre Oberschledorn sicherlich kein perfektes Ziel, um schnell zu flüchten. Zwar ist der Geldautomat auf dem neuesten Stand, dürfte aber noch nicht den Standard eines Beton-Pavillons haben, die inzwischen vielfach gebaut werden. Seit Ende 2022 haben Sparkassen und Volksbanken im HSK ein Kooperationsnetzwerk gebildet und die Sicherheitsstandards erhöht.
In einer gemeinsamen Presse-Info von Sparkasse Hochsauerland und Volksbank Sauerland heißt es u.a.: „Bei der Sprengung sind erhebliche Schäden am Gebäude entstanden, der Selbstbedienungsstandort bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Es sind keine Bargeldverfügungen möglich und auch das Selbstbedienungsterminal ist nicht nutzbar. Die Höhe der Sachschäden lässt sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen. Der nächstgelegene Standort für Bargeldverfügungen für Kunden der Sparkasse Hochsauerland ist das BeratungsCenter in Medebach, Niederstraße 2-4, und für Kunden der Volksbank Sauerland ist es das Beratungszentrum in Medebach, Kirchstraße 5-7.