Winterberg. Die Firma Helma kann auf Rettung durch einen Investor hoffen. Doch eine Tochterfirma, die das Gebirgsresort Winterberg gebaut hat, bangt weiter
Die Gläubigerausschüsse der insolventen Helma Eigenheimbau AG und Helma Wohnungsbau GmbH, haben in ihrer vergangenen Sitzung der PRS Family Trust GmbH eine sogenannte Abschlussexklusivität erteilt, teilt der Pressesprecher von Helma, Cord Schellenberg, in einer Presseerklärung mit. Die Tochterfirma Helma Ferienimmobilien, die das Gebirgsresort Winterberg auf dem ehemaligen Claassen-Gelände gebaut und vermarktet hat, ist von diesem Deal zunächst nicht betroffen. Abschlussexklusivität ist ein Begriff aus dem Bereich der Vertragsverhandlungen, der vor allem bei Kaufverträgen, insbesondere bei Unternehmensübernahmen oder Fusionen (M&A), relevant ist.
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Übernahme des Kerngeschäfts der Helma-Gruppe
Sie bezeichnet eine Vereinbarung zwischen einem potenziellen Käufer und einem Verkäufer, die besagt, dass der Verkäufer während eines vereinbarten Zeitraums keine Verkaufsverhandlungen mit anderen Interessenten führen oder Angebote von Dritten annehmen wird. Diese Exklusivitätsvereinbarung bietet dem Käufer die Sicherheit, dass er während einer definierten Zeitspanne exklusiv die Möglichkeit hat, die Übernahme oder den Kauf zu prüfen und zu verhandeln, ohne Gefahr zu laufen, dass ein konkurrierender Bieter dazwischenkommt und den Deal an sich reißt. Abschlussexklusivität ist daher ein wichtiges Instrument, um die Integrität und die Ernsthaftigkeit der Verkaufsverhandlungen zu gewährleisten und beide Parteien dazu zu verpflichten, auf eine mögliche Transaktion hinzuarbeiten.
Der private Berliner Vermögensverwalter PRS Family Trust übernimmt somit das Kerngeschäft von zwei Gesellschaften der Helma-Gruppe. Im Rahmen einer übertragenden Sanierung sollen die über 40 Projekte der Helma Wohnungsbau und die Aktivitäten der Helma Eigenheimbau AG, die zusätzlich Holding ähnliche Funktionen für die Helma Konzerngesellschaften ausübt, sowie die Belegschaften der beiden Gesellschaften übernommen werden.
Eigenständiger Investorenprozess für Helma Ferienimmobilien
Mit dem notariellen Vertragsabschluss für die „komplexe und umfangreiche Transaktion“ werde bis Ende Juli gerechnet. Das sogenannte Closing soll noch im August erfolgen. Die erst Mitte März begonnene strukturierte Investorensuche würde damit innerhalb kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen. Für die Tochterfirma Helma Ferienimmobilien, der das Gebirgsresort in der Winterberger Innenstadt gehört, laufe der eigenständige Investorenprozess weiter. „Wir haben in Winterberg aktuell noch fünf Ferienwohnungen und vier Eigentumswohnungen im Verkauf“, sagt Pressesprecher Schellenberg. Für die Hausbau Finanz GmbH zeichnet sich derweil ein Verkauf im Wege eines Management-Buy-Outs ab. Damit bezeichnet man den Kauf eines Unternehmens durch dessen Management.
Historie und rechtliche Rahmenbedingungen
Auf dem Areal des ehemaligen Claassen-Geländes in der Innenstadt von Winterberg wurden vier Gebäudeensembles errichtet. Trotz intensiver Auseinandersetzungen, die sich auch auf Plattformen im Internet widerspiegelten und insbesondere die Dimension des Projektes betrafen, hatte die Firma Helma die Entwicklung der Fläche, die als Claassen-Brache bekannt ist, bis Ende 2023 abgeschlossen. Die Immobilie beinhaltet drei Gebäude mit jeweils 72 Ferienwohnungen und ein weiteres Gebäude, das zehn Wohnungen zum Erwerb bietet.
Obwohl die städtischen Entscheidungsträger in Winterberg eine Bevorzugung für andere Nutzungskonzepte, wie beispielsweise ein Hotel, hatten, erlaubten die städtebaulichen Bestimmungen aus dem Jahr 1986 und der gültige Bebauungsplan den Bau von Ferienwohnungen. Dies gewährte dem Grundstückseigentümer rechtlich abgesicherte Baumaßnahmen.
1965 hatte die aus Norddeutschland stammende Familie Claassen das Kur- und Kongress-Hotel errichtet. Seit Anfang der 90-er Jahre stand der Komplex leer. Im Mai 2013 wurde die Ruine des Hotels abgerissen. 2020 wurde mit dem Bau des Gebirgs-Resorts begonnen. Projektpartner der Helma GmbH ist die 3K Projekt GmbH aus Schmallenberg.