Winterberg. Gebirgsresort Winterberg: Fast alle Ferienwohnungen sind verkauft. Bei den restlichen Objekten hat der Insolvenzverwalter aber das letzte Wort
Eine Bewohnerin des riesigen Gebäudekomplexes am Waltenberg in Winterberg bringt an diesem Nachmittag den Müll nach draußen. Dass das Unternehmen, das ihr die Eigentumswohnung verkauft hat, in die Insolvenz gegangen ist, mache sie nicht nervös, sagt sie. Helma habe „abgeliefert“. Sie und ihr Mann seien zufrieden. der Kauf und der Einzug längst abgeschlossen. „Ich möchte jedoch nicht in der Lage derjenigen sein, die noch nicht dort eingezogen sind“, sagt sie.
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Denn die Turbulenzen um den Investor und Grundstückseigentümer Helma Eigenheimbau AG, denen das sogenannte Gebirgsresort in der Winterberger Innenstadt gehört, nehmen kein Ende. Nachdem bereits vor einigen Tagen die Muttergesellschaft selbst beim Insolvenzgericht in Gifhorn einen Insolvenzantrag gestellt hatte, ziehen jetzt zwei Tochterunternehmen nach. Mittlerweile hat die Helma Wohnungsbau GmbH und die Helma Ferienimmobilien GmbH offiziell die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt.
Das Amtsgericht Gifhorn hat den Anträgen stattgegeben, wie aus einer Unternehmensmitteilung hervorgeht. Die prekäre finanzielle Lage der Helma Eigenheimbau AG war bereits seit Monaten bekannt und hatte zu Versuchen einer innerbetrieblichen Sanierung geführt. Diese Anstrengungen konnten offensichtlich das Ruder nicht mehr herumreißen.
Der Komplex auf dem ehemaligen Claassen-Gelände in Winterberg umfasst vier zentral gelegene Gebäudekomplexe. Trotz hitziger Debatten unter anderem in den sozialen Netzwerken über die Größe der Anlage wurde die Bebauung der als Claassen-Brache bekannten Fläche laut Helma Ende 2023 fertiggestellt. Der Komplex umfasst dreimal 72 Ferienappartements sowie ein zusätzliches Gebäude mit zehn Eigentumswohnungen
In Winterberg, wo man lange über die Nutzung des Areals diskutierte, wären den städtischen Verantwortlichen zwar andere Projekte, wie zum Beispiel ein Hotel, lieber gewesen. Die städtebaulichen Vorgaben von 1986 und der daraus resultierende Bebauungsplan ließen allerdings auch den Bau von Ferienwohnungen zu, was dem Eigentümer folglich ein anrechtsicheres Bauen ermöglichte.
Das sagt der Helma-Pressesprecher
Charakteristisch für die Immobilien sind, laut Helma, ihre erstklassige Lage in der Stadt und die unmittelbare Nähe zu lokalen Sommer- und Wintersportaktivitäten. Die Appartements sind mit Balkons und Dachterrassen ausgestattet und verfügen über eine Wohnfläche zwischen 64 und 115 Quadratmetern. Alle Einheiten seien mit „hochwertigen Ausstattungsmerkmalen“ versehen und werden über ein Nahwärmenetz beheizt. Bei den zehn Eigentumswohnungen variiert die Wohnfläche von 58 bis 123 Quadratmetern. Wie der Pressesprecher von Helma, Cord Schellenberg, gegenüber der WP mitteilt, sind nur vier von zehn Eigentumswohnungen verkauft oder reserviert. Dagegen sind lediglich noch fünf Ferienwohnungen im Verkauf.
„Die erfolgten Verkäufe sind weitgehend umgesetzt. In einer Vielzahl der Fälle bedarf es nun noch der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters für den Antrag auf Eigentumsumschreibung. Hierzu werden jetzt die Termine mit dem Notariat abgestimmt“, versucht der Unternehmenssprecher zu beruhigen. Über Gewährleistungsthemen in Einzelfällen hinaus gebe es auf der Käuferseite keine größeren Punkte. Beim Gebirgsresort handele es sich um ein „gut umgesetztes Projekt mit guter Projektleitung, guter Bauleitung und guter Generalunternehmung.“
Eine lange Historie
Das Grundstück hat eine lange Historie, die bis 1965 zurückreicht, als die norddeutsche Familie Claassen dort ein Kur- und Kongresshotel errichtete. Der längere Leerstand ab Anfang der Neunziger führte zum Abriss der Hotelruine im Jahr 2013. Erst 2020 begann Helma gemeinsam mit dem Projektpartner 3K Projekt GmbH aus Schmallenberg mit dem Aufbau des Gebirgs-Resorts. Ende 2023 wurde es fertiggestellt.
Die Stadtverwaltung hatte im Zusammenhang mit dem Bauprojekt auch auf die Parksituation hingewiesen. Im Bauausschuss und in den Bürgermeistersprechstunden via Facebook wurde bereits die künftige Parkraumbewirtschaftung besprochen.
Sanierungsversuch scheitert
Die Helma Ferienimmobilien GmbH, die etwa 20 Beschäftigte zählt, widmet sich der Entwicklung und dem Bau von Ferienanlagen. Die Vermarktung der errichteten Appartements und Häuser an private Käufer gehört zu ihren Hauptgeschäftsfeldern. Seit der Gründung im Jahr 1980 hat Helma Eigenheimbau AG laut Unternehmensangaben mehr als 10.000 Wohn- und Ferienimmobilien an Kunden übergeben und erweitert jährlich ihr Portfolio um etwa 1000 Immobilien. Zu den zahlreichen Standorten zählt auch das Gebirgsresort in Winterberg.
Gegen Ende 2023 schien sich für das Unternehmen Helma Eigenheimbau AG eine positive Wendung abzuzeichnen, wie aus einer Mitteilung vom 18. Dezember 2023 hervorgeht, die in der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ erwähnt wurde. Die Mitteilung enthüllte, dass eine finale Einigung über eine außergerichtliche Sanierungsvereinbarung erzielt worden sei. Trotz dieser scheinbar konstruktiven Entwicklung hat sich der Sanierungsversuch offensichtlich nicht bewährt.