Millionengeschäft Skywalk Willingen: Es kommt noch einiges
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Willingen. Es waren mehr als 100.000 Skywalk-Besucher im ersten Jahr. Und die Willinger Erfolgsgeschichte geht weiter. Diese Neuigkeiten vom Skywalk gibt‘s.
Ob sie nun die gigantischste, freitragende Hängebrücke der Welt oder „nur“ Deutschlands längste Hängebrücke ist – das dürfe den Betreibern egal sein. Der „Skywalk Willingen“ ist in jedem Fall eine 665 Meter lange Attraktion, die Strahlkraft über das ganze Sauerland hinaus hat. Vor ziemlich genau einem Jahr ging der „Himmelsspaziergang“ in 99 Metern Höhe an den Start. 100.000 Besucher/innen jährlich wurden bei der Eröffnung zaghaft prognostiziert. „Die haben wir ganz bestimmt auch erreicht“, sagt Arndt Brüne, einer der Geschäftsführer, der sich aber keine konkrete Zahl entlocken lässt. „Das müssen wir erst nochmal ganz genau überschlagen und durchrechnen.“ Sein Lächeln verrät aber, dass es mehr, viel mehr Himmelsstürmer gewesen sein müssen, die sich für elf Euro (Erwachsene) bzw. 8,50 Euro (Kinder) einen besonderen Adrenalin-Kick verschafft haben.
Vor einem Jahr ging es dann alles ganz schnell. Die Bauabnahmen waren durch, die NRW-Ferien standen bevor – also Brücke öffnen und die große Party später feiern. Das war die Devise. Doch zum Feiern sind die Skywalk-Betreiber gar nicht mehr gekommen. Zu viel musste bedacht und beachtet, ergänzt, organisiert und teils umgemodelt werden, damit das von 5000 Schrauben gehaltene Schweizer Gitter-Rost-Konstrukt, das an vier je 17,5 Tonnen schweren Tragseilen hängt, seine Feuertaufe bestehen konnte. Ursprünglich sollten 700 Menschen zeitgleich auf dem Walk unterwegs sein. „Aber wir haben rasch gemerkt, dass das an stark frequentierten Tagen nicht unbedingt zum Wohlbefinden der Besucher und Besucherinnen beiträgt“, erklärt Brüne. Bei 500 Menschen schlägt das automatische Drehkreuz nunmehr an und meldet „Brücke voll!“. Da aber am Himmel ein Kommen und Gehen herrscht, gibt es nie lange Wartezeiten, bis die Ampel wieder auf Grün springt. Noch mussten die Willinger übrigens noch niemanden von der Brücke holen. Wer nach den ersten Metern Angst bekommt, drehe in der Regel um. Das sei etwa jeder Fünfte, schätzt Brüne.
„Man merkt, dass alle hinter dem Projekt Skywalk stehen und die Idee mittragen.“
Ja, die Skywalk-Betreiber haben auch Lehrgeld bezahlt. Dass die Scharen von Wanderern in Richtung Musenberg hier und da vom eigentlichen Weg abkamen und sich querfeldein neue, unerwünschte Routen über Wiesen und Felder bahnten, stieß nicht bei allen auf Zustimmung. „Aber wir haben immer sofort für Abhilfe gesorgt und mit Landwirten und Anwohnern alles friedlich und freundlich geregelt. Man merkt, dass alle hinter dem Projekt Skywalk stehen und die Idee mittragen“, sagt Brüne.
Skywalk Willingen: Was den Besuch besser macht
Nicht nur Autofahrer – es gab Tagesgäste die eigens wegen der Brücke zu einem Ausflug ohne Übernachtung aus Stuttgart anreisten oder abends aus dem Ruhrgebiet mal eben rüberkommen – brauchten nach langer Fahrt ein stilles Örtchen. Schnell stellten die Verantwortlichen Dixie-Klos auf. Mittlerweile gibt es sowohl am Parkplatz als auch am unmittelbaren Einstieg zum Walk großzügige Sanitäranlagen in Gebäuden, die in die Landschaft passen. Und außerdem ging erst vor wenigen Wochen ein Info-Point mit Imbiss und rustikalem Sitzmobiliar an den Start. Brüne: „Wir haben gemerkt, dass die Leute viele Fragen zum Besuch der Brücke haben. Eine persönliche Ansprache hat sich daher bewährt.“ In direkter Nähe zur Sprungschanze wurde ein Kiosk errichtet, gegenüber sind neue Kabinen für die Skispringer und auf beiden Seiten gibt es abschließbare Fahrradständer sowie Schlauchstationen für Biker.
Skywalk Willingen: halbe Million Euro Investitionen in eine noch bessere Infrastruktur
An der Begehbarkeit für Rollstuhlfahrer arbeiten die Skywalker nach wie vor. Aber die Herausforderungen sind groß: „Wir haben beim Bau der Brücke daran gedacht, dass dort oben alles möglichst barrierefrei ist. Wir haben aber vergessen, dass auch die Zuwegung unterwegs möglichst barrierefrei sein sollte. An steilen Stellen fehlten Geländer und Bänke zum Ausruhen. All das haben wir kurz nach der Eröffnung als eine der ersten Maßnahmen in Angriff genommen“, sagt Brüne, Er schätzt, dass allein im ersten Jahr für rund eine halbe Million Euro Investitionen in eine noch bessere Infrastruktur geschaffen wurden. Dazu zählt auch ein anderes Kassensystem mit einer besseren Lesbarkeit der Tickets. Brüne: „Als das mal einen Tag lang ausgefallen war, habe ich hier gedruckte Eintrittskarten aus der Manteltasche verkauft.“ Aber auch das hat funktioniert.
Mittlerweile kann man die Tickets online buchen, in Willingen an der Supermarktkasse, beim Skiklub und auch in den Hotels kaufen. Manche bieten Pauschalen an, in denen der Eintritt zum „Skywalk“ enthalten ist, oder auch Kombi-Tickets in Verbindung mit der Ettelsbergseilbahn. Und obwohl es gar nicht geplant, die Nachfrage aber speziell aus Winterberg und Medebach so groß war, wurden zweisprachige Flyer auf deutsch und niederländisch gedruckt.
Da der „Skywalk“ nicht nur die Menschen, sondern auch sich selber bewegt, wird die Himmelsbrücke jeden Tag vor Öffnung von einem Mitarbeiter kontrolliert. Fürs Schneeräumen im Winter wurde ein eigenes Konstrukt in Form einer Kehrmaschine weiter entwickelt. Und schon drei Monate nach der Eröffnung war die Herstellerfirma aus der Schweiz im Upland, um die Anlage zu checken. Alles paletti! Wegen Gewitters musste das eindrucksvolle Bauwerk schon ein paar Mal vorübergehend gesperrt werden, aber stürmisches Wetter (Brüne: „An solchen Tagen kommen die Abenteurer“) konnte ihm bislang nichts anhaben, denn Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/h machen ihm nichts aus.
Skywalk Willingen: Blick auf die Google-Rezensionen
Die Zufriedenheit der Gäste ist wichtig. Stets haben die Betreiber daher auch einen Blick auf die Google-Rezensionen, aus denen manchmal wertvolle Anregungen aufgenommen werden. Bei mehr als 3000 Bewertungen kommt der Skywalk auf ein sehr gutes Ergebnis von 4,6. Und: Sicherheit steht über allem: Der Eingangsbereich ist vor Eindringlingen gerüstet, die außerhalb der Öffnungszeiten (im Sommer 9 bis 21 Uhr, im Winter 9 bis 17 Uhr) versuchen würden, das Drehkreuz zu umgehen. Außerdem wird das Areal von insektenfreundlichem Nachtlicht ausgeleuchtet und wenn sich jemand dem abgesperrten Bereich nähert, greifen weitere Sicherheitsvorkehrungen. „Die Besucher begegnen der Brücke mit einem gewissen Respekt, das merkt man. Jeder schaut noch mal, ob die Reißverschlüsse an den Taschen zu sind und der Kameragurt fest verzurrt ist“, sagt Brüne. Dass mal eine Mütze oder ein Schal ins Strycktal fliegen, das sei vorgekommen. Mehr aber auch nicht. Bis auf einen selbst herbeigeführten tödlichen Vorfall Ende April.
Fotos vom ersten Tag am "Skywalk" Willingen
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Skywalk im Wachstum
Der „Skywalk“ ist für die Willinger ein Leuchtturm-Projekt, das sich in die vorhandene touristische Infrastruktur bestens integriert. Wer ihn besucht, stattet auch der Mühlenkopfschanze einen Besuch ab, wandert weiter bis zum Hochheideturm oder fährt eine Etappe auf dem Green Trail - Europas größter Mountainbike-Route, an die auch Willingen neuerdings angeschlossen ist. „Was zählt, ist das Gesamterlebnis. Wir sind mit dem Start sehr zufrieden, ruhen uns aber nicht auf dem Erfolg aus“, sagt Arndt Brüne. Ein kindgerechter, naturbezogener Themenwanderweg ist in Planung, mit Hessen-Mobil gibt es Gespräche – auch wenn die über die Gemeinde laufen müssen – um die Überquerung der Straße im Stryck zu entschärfen und um dort vielleicht sogar eine Anreise mit der Bahn zu ermöglichen. Der Skywalk ist ein lebendes und lebendiges Unterfangen im Wachstum. Es bleibt spannend zu sehen, ob die Nachfrage nach der Attraktion auch im zweiten Jahr ungebremst bleibt und wie sich der „Himmelsspaziergang“ weiterentwickelt.
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