Essen. IGBCE erreicht sechs Prozent Lohnplus in neuem Haustarifvertrag für Steag und Iqony. Auch die Inflationsprämie wird voll ausgezahlt. Die Details.

Vom Kohle-Comeback in Deutschland profitiert nicht nur der Essener Steag-Konzern, sondern nun auch seine Beschäftigten: Die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IGBCE) einigte sich nach eigenen Angaben mit dem Unternehmen in der zweiten Haustarifrunde auf deutliche Lohnerhöhungen. Im Februar steigen demnach die Vergütungen der knapp 6000 Steag-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter um sechs Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten.

Der Abschluss gilt auch für die rund 2300 Beschäftigten der jungen Tochter Iqony, die zum Jahresbeginn als grüner Teil aus der Aufspaltung des Energieerzeugers hervorgegangen ist. In diesem Zukunftsgeschäft bündelt die Steag ihre Solar-, Wind-, Geothermie-, Energiespeicher und Wasserstoff-Geschäfte sowie die Gaskraftwerke, Ingenieur-Dienstleistungen und die Fernwärme. Das soll den laufenden Verkaufsprozess, der bald in die heiße Phase geht und bis Jahresende abgeschlossen sein soll, erleichtern. Trotz der Aufspaltung wollen die sechs Stadtwerke im Ruhrgebiet, denen die Steag gehört, nur als Ganzes verkaufen. Darauf besteht auch die IGBCE.

Steag-Steinkohlekraftwerke wieder gefragt

Dass der lange verlustträchtige Energieerzeuger aktuell wieder gutes Geld verdient, liegt nicht zuletzt daran, dass in Deutschland derzeit Kohlestrom die Lücken infolge der Gaskrise und des dutzendfachen Ausfalls französischer Atomkraftwerke schließt. Die Steag lässt zwei Kohlekraftwerke, eines in Bergkamen und eines im Saarland, die im Oktober 2022 abgeschaltet werden sollten, länger laufen, die anderen sind besser ausgelastet. Den zusätzlichen Strom kann die Steag wegen der aktuell hohen Marktpreise zudem deutlich teurer verkaufen als zuvor.

podcast-image

Das hat auch die Spielräume in den Verhandlungen über einen neuen Haustarifvertrag vergrößert. Zum Tarifplus kommt eine zweite Zahlung des tariflichen Inflationsgeldes in Höhe von 1500 Euro hinzu. Nachdem die erste Hälfte der von allen Steuern und Abgaben befreiten Prämie von 3000 Euro bereits im Dezember ausgezahlt wurde, folgt Teil zwei im kommenden September. IGBCE-Mitglieder erhalten der Gewerkschaft zufolge auch noch eine Sonderleistung in Höhe von 550 Euro jährlich, die ab 2024 mit den Vergütungstarifen dynamisch steigen soll.

IGBCE: Mehrarbeit macht sich nun auch bezahlt

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:

„Der Steag-Konzern verdient derzeit viel Geld, während die Beschäftigten mit ihrer engagierten Arbeit dazu beitragen, die Energieversorgung im Land sicherzustellen und unter Mehrarbeit und Überstunden ächzen“, sagte IGBCE-Verhandlungsführer Holger Nieden unserer Redaktion. Der Abschluss sei ein gutes Gesamtpaket: Trotz des laufenden Sanierungsprozesses, mit dem das Unternehmen für den Verkauf hübsch gemacht werden soll, bekämen die Beschäftigten „ihren wohl verdienten Anteil an den guten wirtschaftlichen Ergebnissen“, so Nieden. „Die Tarifpartner haben in konstruktiver Atmosphäre einen Kompromiss verhandelt, der die Belange des Unternehmens wie der Beschäftigten gleichermaßen berücksichtigt“, erklärte die Steag.