Essen. Brauerei-Unternehmer Thomas Stauder verteidigt die Rückkehr zur Dose und erklärt seine Preispolitik auf dem schwierigen deutschen Biermarkt.

Die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen, erzählt Thomas Stauder im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“. „Wir haben uns durchaus wohlgefühlt, eine reine Mehrweg-Brauerei zu sein“, sagt der Brauerei-Unternehmer. Doch seit Jahresbeginn gibt es auch bei Stauder wieder Dosenbier. „Der Grund für die Einführung der Dose war ganz klar, dass unsere Kunden immer wieder gesagt haben – in Befragungen oder direkten Zuschriften: Wir hätten so gerne eine Stauder-Dose“, erklärt Thomas Stauder, der den Essener Familienbetrieb seit knapp 20 Jahren gemeinsam mit seinem Vetter Axel Stauder führt. Hören Sie die Folge direkt hier im Webplayer:

podcast-image

Es gebe Anlässe, bei denen Dosenbier besonders gefragt sei, gibt Thomas Stauder zu bedenken: Festivals beispielsweise, Ausflüge oder Wanderungen. Auf Umsätze, die bisher insbesondere Branchenriesen in diesem Zusammenhang gemacht hätten, wolle er mit seinem mittelständischen Betrieb nicht verzichten. „Wenn alle unserer großen Konkurrenten Dosenbier verkaufen, können wir schlicht – ganz ehrlich gesagt – darauf nicht verzichten“, sagt Stauder. „Wir wollen damit nicht die Flasche ersetzen, keineswegs, sondern wir wollen Umsätze machen, die wir bisher noch nicht machen konnten.“

Stauder über die Rückkehr zur Dose: „Die richtige Entscheidung“

Die bisherige Resonanz der Verbraucherinnen und Verbraucher zeige ihm, so Stauder, „dass es die richtige Entscheidung war“, die 0,5-Liter-Dose wieder auf den Markt zu bringen – über das Fünf-Liter-Fass hinaus, das bisher schon als Dose bei der Essener Traditionsbrauerei im Programm war. Das Dosenbier mache allerdings nur einen kleinen Anteil an seinem Geschäft aus, berichtet der Brauerei-Unternehmer in unserem Wirtschaftsreporter-Podcast, den Sie direkt hier im Webplayer hören können.

Der Essener Brauerei-Unternehmer Thomas Stauder (rechts) im Gespräch mit Redakteur Ulf Meinke im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“.
Der Essener Brauerei-Unternehmer Thomas Stauder (rechts) im Gespräch mit Redakteur Ulf Meinke im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Mit der Rückkehr zum Dosenbier nach vielen Jahren ohne das Einweg-Geschäft hat Stauder prompt Kritik von Umweltschützern auf sich gezogen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) verweist darauf, dass Bierflaschen meist über vierzig Mal wieder befüllt würden, während sich Dosen als Einwegprodukt lediglich recyceln ließen. Die Dosen füllt Stauder zudem nicht in Essen ab, sondern im entfernten Franken bei einer befreundeten Brauerei, die über eine entsprechende Anlage verfügt.

Als Familienunternehmer „nimmt man alles persönlich“

Ob ihm die Kritik wehtue? „Selbstverständlich“, sagt Thomas Stauder. „Wenn man ein Familienunternehmer ist, dann nimmt man alles persönlich. Aber diesen Zielkonflikt müssen wir dann aushalten. Wir wären weiter gerne die reine Mehrweg-Brauerei, aber es gibt den Kundenwunsch, es gibt die Konkurrenz.“ Stauder legt auch Wert darauf, dass er im Gegensatz zu vielen großen Brauereien an anderer Stelle die Transportwege minimiere. Denn sein Unternehmen verwende sogenannte Pool-Flaschen, die bei fast jeder Brauerei wieder befüllt werden können. Im Gegensatz zu den „Individual-Flaschen“ einiger Wettbewerber handle es sich hierbei um „echten Mehrweg“, betont Thomas Stauder.

Mit seinem Familienunternehmen, das gerade einmal rund 100 Beschäftigte hat, bewege er sich auf einem „schwierigen deutschen Biermarkt“, der von großen Getränkekonzernen geprägt sei, merkt Stauder an. Allerdings könne er zumindest lokal oder regional hohe Marktanteile erreichen. In Essen dürfte Stauder sogar Marktführer sein. Ohnehin ist die Verbundenheit zum Heimatstandort Essen groß. „Dieses Unternehmen könnte nirgendwo anders existieren“, sagt Thomas Stauder, der im Sommer 1967 geboren wurde, ausgerechnet im Jahr des 100-jährigen Firmenjubiläums, ebenso wie sein Vetter Axel Stauder.

Einst enger Mitarbeiter von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub

Karriere hat Thomas Stauder allerdings zunächst außerhalb des Familienbetriebs gemacht: im Mülheimer Handelskonzern Tengelmann. Bis Ende 2004 sei der im Jahr 2018 verschollene Unternehmer Karl-Erivan Haub sein direkter Chef gewesen, da Thomas Stauder bei Tengelmann das Controlling geleitetet hat. Haubs Verschwinden habe ihn „sehr betroffen gemacht“, sagt Stauder. Die Erfahrungen, die er bei Tengelmann machen konnte, seien indes hilfreich für seine jetzige Tätigkeit in der familieneigenen Brauerei.

Flasche oder Dose?  „Wenn alle unseren großen Konkurrenten Dosenbier verkaufen, können wir schlicht – ganz ehrlich gesagt – darauf nicht verzichten“, sagt Brauerei-Unternehmer Thomas Stauder.
Flasche oder Dose?  „Wenn alle unseren großen Konkurrenten Dosenbier verkaufen, können wir schlicht – ganz ehrlich gesagt – darauf nicht verzichten“, sagt Brauerei-Unternehmer Thomas Stauder. © Karo Kaimer | Karo Kaimer

Auf Deutschlands Biermarkt gibt es immer wieder Preiskämpfe, aus denen sich regionale Brauereien wie Stauder und auch Fiege im benachbarten Bochum heraushalten. Ein Kasten Bier für zehn Euro zum Aktionspreis – „das ist nicht unser Weg“, betont Thomas Stauder. Seine Brauerei müsse mit hoher Qualität bei einem entsprechenden Preis punkten, „sonst könnten wir wirtschaftlich nicht existieren“. Auch aus einem weiteren Grund lehne er „extreme Angebotspreise“ ab, sagt Stauder. Schließlich sei es absehbar, dass sich die Menschen ärgern, wenn sie zwei Wochen später wieder bei einem „normalen Preis“ ihr Bier kaufen müssten.

Ob er oder seine Vorgänger im Unternehmen schon Angebote zum Verkauf der familieneigenen Brauerei erhalten hätten? „Die Anfragen gab es tatsächlich immer mal wieder“, sagt Thomas Stauder. Entsprechende Anfragen von Konkurrenten habe er aber stets abgelehnt – und so werde es auch bleiben. „Wir wollen unser Familienunternehmen weiter persönlich führen“, betont er. Die Firma Stauder sei derzeit unverkäuflich.

Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ – alle zwei Wochen am Freitag

Sie können den Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ direkt hier im Player hören. Den Podcast finden Sie aber auch dort, wo Sie am liebsten Podcasts hören. Folgen Sie uns zum Beispiel bei Spotify, Apple Podcasts und YouTube. Einfach „Die Wirtschaftsreporter“ in die Suchmaske eingeben und kostenlos folgen, dann verpassen Sie keine Folge.

„Die Wirtschaftsreporter“, das sind Stefan Schulte, Ulf Meinke und Frank Meßing. Die drei Journalisten der WAZ berichten seit Jahren über Unternehmen und Wirtschaftsthemen in NRW. Alle zwei Wochen, immer freitags, führt ein Wirtschaftsreporter der WAZ ein Gespräch mit einem Experten oder einer Expertin zu einem Thema aus der Region.

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier: