Essen. Das Start-up Scoperty hat alle Wohnimmobilien in NRW geschätzt. Innerhalb von zwei Jahren stiegen die Preise um 27 Prozent.

Das durchschnittliche Einfamilienhaus in Nordrhein-Westfalen hat 164 Quadratmeter Wohnfläche, wurde Ende der 1960er Jahre gebaut und hat aktuell einen Verkaufswert von knapp 400.000 Euro. Diese Zahlen hat das Start-up Scoperty ermittelt. Es hat sich zum Ziel gesetzt, nicht die ganze Welt, aber zumindest Deutschland neu zu vermessen.

Eigentümer-Verbände wie Haus & Grund sind skeptisch, ob die gesammelten Daten von Scoperty wirklich aussagekräftig sind. Aber immerhin hat sich Gründer Michael Kasch aufgemacht, mehr Transparenz in den Immobilien-Markt zu bringen, der dank steigender Mieten und einem Dauerzinstief seit Jahren auf Hochtouren läuft. Scoperty nutzt nach eigenen Angaben allein in NRW mehr als 7,8 Millionen aktuelle Daten über Objekte, Lage und Preise, um Wertschätzungen für jedes Haus abzugeben.

Scoperty nutzt in NRW 7,8 Millionen Daten

Die Eigentümer wissen in der Regel nichts davon. Sie selbst, aber auch mögliche Interessenten können die Schätzungen über die Homepage von Scoperty abrufen. Genau darin liegt die Geschäftsidee: „Wir müssen den Immobilienmarkt radikal neu denken. Durch unsere Schätzwerte entsteht mehr Transparenz”, meint Kasch. Allerdings sind es auch nur Schätzungen, denn die Firma weiß trotz Einsatz von künstlicher Intelligenz freilich nicht, in welchem baulichen Zustand die Immobilien sind. Scoperty hat zunächst nur Zugriff auf Angaben des örtlichen Gutachterausschusses sowie Daten über Größe und Baujahr.

Soll heißen: Mögliche Käufer bekommen einen umfassenden Überblick über das Angebot von Wohnimmobilien. Und Eigentümer sollen sich möglicherweise eher dazu entscheiden, ihr Haus zu verkaufen. „Wir bringen Menschen zusammen”, meint der Scoperty-Chef. Die Informationen seien im Netz kostenlos zu haben. Beauftragt der Eigentümer einen Makler, um zu verkaufen, erhält das Start-up eine Provision. Gelingt es, den Erwerber an den Baufinanzierer Interhyp zu vermitteln, verdient Scoperty auch daran. Interhyp gehört zur ING Bank, die wiederum Gesellschafter des Start-ups ist – neben der Sprengnetter GmbH. Das Institut der Immobilienwirtschaft liefert Daten zu.

Immobilien kosten im Schnitt 2273 Euro pro Quadratmeter

Erst seit November 2020 ist Scoperty mit bundesweiten Schätzungen am Markt. Am Dienstag legte die Firma Zahlen für das größte Bundesland NRW vor. Danach ist der durchschnittliche Schätzungspreis für Wohnimmobilien hierzulande seit 2018 um 27 Prozent auf 2273 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Eine gebrauchte Eigentumswohnung mit durchschnittlich 67 Quadratmetern Wohnfläche kostet demnach knapp 150.000 Euro.

Die teuersten Städte in NRW sind erwartungsgemäß Köln und Düsseldorf mit geschätzten Quadratmeterpreisen um die 4000 Euro. Im Ruhrgebiet müssen Erwerber den Zahlen von Scoperty zufolge mit 2168 Euro in Mülheim am tiefsten in die Tasche greifen. Am günstigsten ist eine Wohnimmobilie in Gelsenkirchen zu haben – für 1376 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich der fünf größten NRW-Städte untereinander klafft eine tiefe Lücke zwischen der 4000-Euro-Liga von Köln und Düsseldorf und dem Ruhrgebiet: In Essen wird der Quadratmeterpreis auf 2010, in Dortmund auf 1934 und in Duisburg auf 1553 Euro geschätzt.

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