Essen. In der Pandemie wächst der Wunsch der Familien nach einer eigenen Immobilie auf dem Land. Homeoffice erleichtert die Flucht aus der Stadt.
In der Corona-Krise wächst der Wunsch der Bundesbürger auf eine Eigentumswohnung oder ein Haus. Nahezu jeder Dritte hat das Bedürfnis, aufs Land zu ziehen. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag der Commerzbank hervor. Auch die LBS registriert den Trend.
„Besonders stark ist der Immobilienwunsch bei denjenigen ausgeprägt, die vermehrt im Homeoffice arbeiten“, fasst Mario Peric, Bereichsvorstand bei der Commerzbank NRW, den Trend der Untersuchung zusammen. Das Meinungsforschungsinstitut Yougov hatte Ende 2020 mehr als 3000 Personen befragt. Danach wollen viele Menschen ihre Wohnsituation verändern. An erster Stelle steht bei fast jedem Dritten demnach der Erwerb einer Immobilie zur Selbstnutzung.
Sehnsucht nach Balkon und Garten
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Als Folge der Pandemie zeichnet sich eine Umkehr des bisherigen Trends zur Urbanisierung ab. Städter zieht es wieder aufs Land. 29 Prozent der Befragten in NRW gaben an, ins Grüne umziehen zu wollen. Alternativ wünscht sich jeder Vierte eine größere Mietwohnung mit Balkon oder Garten. „Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich durch die Corona-Krise und die zu Hause verbrachte Zeit die Ansprüche an die eigene Wohnsituation verändert haben“, sagt Commerzbank-Manager Peric.
Der Untersuchung zufolge verbinden 43 Prozent der Befragten in NRW mit dem Kauf einer Immobilie eine höhere Wohnqualität. Für gut jeden Dritten stehen Aspekte der Altersvorsorge und Vermögensanlage im Vordergrund. In der Umfrage gaben an, dass in NRW 57 Prozent der Teilnehmer ein freistehendes Einfamilienhaus bevorzugen, 32 Prozent suchen eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus, 29 Prozent eine Eigentumswohnung.
Commerzbank erwartet steigende Preise
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„Da die Immobiliennachfrage das Angebot nach wie vor übersteigt, werden wir allerdings weiter mit steigenden Kaufpreisen in unserer Region rechnen müssen“, erwartet Peric, verweist aber gleichzeitig auf das niedrige Zinsniveau bei einer Finanzierung. Nach Angaben der Commerzbank setzen die Häuslebauer mehrheitlich auf eine Mischung aus mindestens 20 Prozent Eigenkapital und einem Immobilienkredit. Knapp ein Drittel nutze überdies Mittel der Förderbank KfW oder Bausparverträge, acht Prozent das neue Baukindergeld.
Den Wunsch nach Veränderung spürt auch die LBS. In einer repräsentativen Online-Umfrage gab ein Drittel der jungen Erwachsenen in NRW an, mit der aktuellen Wohnsituation unzufrieden zu sein. Gut ein Viertel der Mieter sehne sich nach Wohneigentum. Ganz vorn auf der Wunschliste stehen der Erhebung zufolge neben Garten oder Balkon ein vollwertiger Heimarbeitsplatz und schnelles Internet. Denn nach Erkenntnissen der LBS hat sich die Zahl derjenigen, die in NRW ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten, um sieben Prozent auf 47 Prozent erhöht. Im Ruhrgebiet betrage der Anteil gar 50 Prozent.
Günstigere Wohnungen im Umland
„Je häufiger der Arbeitgeber die Heimarbeit ermöglicht, desto interessanter werden die günstigeren Wohnungen im Umland der Städte“, sagt Roland Hustert, Geschäftsführer der LBS Immobilien Nord West. Da viele fürchten, künftig mit weniger Geld auskommen zu müssen, wollen zudem ein Drittel der Befragten beim nächsten Umzug die Wohnkosten senken.
Die Stadtflucht kommt für viele Befragte nicht nur in Frage, weil die Immobilienpreise im Umland niedriger sind. Ein weiteres Argument ist die vermeintlich niedrigere Infektionsgefahr in einem weniger dicht besiedelten Umfeld.
LBS: Trend geht zur Selbstversorgung
In der Erhebung registrierte die LBS aber auch den wachsenden Wunsch der Verbraucher, sich zumindest teilweise selbst zu versorgen. Jeder fünfte Befragte kann sich einen eigenen Obst- und Gemüseanbau und sogar die Haltung von Tieren vorstellten. Im Ruhrgebiet gab jedoch nur jeder zehnte Teilnehmer der Umfrage landwirtschaftliche Ambitionen an. Immerhin gaben aber 21 Prozent der Ruhrpottler an, sich beim nächsten Umzug weiter von den Großstädten entfernen zu wollen.
„Platz ist gerade für junge Familien wichtiger denn je – den gibt es bezahlbar eher im Umfeld der Städte“, sagt LBS-Geschäftsführer Hustert. „Je ,normaler‘ das Homeoffice wird, desto weniger fallen längere Anfahrtswege ins Gewicht.“ Voraussetzungen seien allerdings eine funktionierende Infrastruktur und schnelles Internet.