Essen/Duisburg. Mit diesem Freitag endet die Frist für Firmen und Vereine, ihre Bankgeschäfte auf das europaweit einheitliche SEPA-Verfahren mit “IBAN“ und “BIC“ umzustellen. Noch immer gibt es Firmen und Vereine, die das versäumt haben. Sie werden ab Montag bei Geldtransaktionen Schwierigkeiten bekommen.
Ab Montag wird es sich zeigen, wer Probleme hat, sagt Volker Schleede, Sprecher der Sparkasse Essen. "Deutlich unter 500 Adressen" jedenfalls habe man unter den Sparkassenkunden in Essen registriert - Gewerbetreibende, Firmen und Vereine - deren Bankverbindungen noch nicht auf das neue SEPA-Verfahren umgestellt sind. Immer noch nicht. Im Januar hatte die EU überraschend die Frist zur Umstellung für sie um ein halbes Jahr verlängert. Ab Montag dann würde es bei Geldgeschäften zu Problemen kommen.
Letztmals können Firmen und Vereine also an diesem Freitag, 1. August, noch die alten Kontonummern und Bankleitzahlen nutzen. "Bis zum Geschäftsschluss ihrer Hausbank", sagt eine Sprecherin für den Verband der Deutschen Kreditwirtschaft. Ab Montag heißt es für Unternehmen und Vereine: Der bargeldlose Geldverkehr muss auf das europaweit einheitliche SEPA-Verfahren umgestellt sein. Statt der bisherigen Kontonummer ist dann die 22-stellige "IBAN" zu verwenden, statt Bankleitzahl der Buchstabencode "BIC". Das gilt in 28 Ländern der EU und zudem in Island, Liechtenstein, Norwegen, der Schweiz, Monaco und in San Marino.
Banken und Sparkassen wandeln Kontodaten um
Die Sparkasse Duisburg teilt mit, dass man bereits seit dem 1. Mai eine "reine SEPA-Sparkasse" sei. "Nachzügler kann es in unserem Haus nur noch geben, wenn ein Kunde seit Mai keinen Zahlungsverkehr mehr betrieben hat. Dies dürften maximal Einzelfälle sein", glaubt Sprecher Andreas Vanek. Vereine etwa, auf deren Konto es nur einmal im Jahr Geldbewegungen gibt.
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Dass die EU die Umstellungsfrist im Januar um ein halbes Jahr verlängert hat, war letztlich hilfreich, auch wenn es die Kreditwirtschaft damals als unnötig kritisiert hatte. "Besonders kleinen Firmen und den Vereinen hat der Übergangszeitraum erkennbar geholfen", erklärt Hanswolf Hohn, Sprecher der Deutschen Bank. Nachzügler erwartet man bei Deutschlands größtem Kreditinstitut kaum: "Das Gros unserer Kunden ist in Sachen SEPA gut unterwegs".
Die Deutsche Bundesbank hatte zur ursprünglich anberaumten Frist 1. Februar noch einen Countdown auf ihrer Internetseite laufen. Jetzt teilt man ohne weiteres Spektakel mit, dass die SEPA-Umstellung "in Deutschland weitgehend abgeschlossen" sei. 92,7 Prozent aller Überweisungen im Juni seien hierzulande bereits im SEPA-Format gelaufen. "Bei Lastschriften lag der SEPA-Anteil bei 84 Prozent." Die hohe SEPA-Quote erklärt sich auch dadurch, dass die meisten Banken und Sparkassen die Kontodaten automatisch auf das SEPA-Format umrechnen - also auch die von Privatkunden, die noch mehr als eineinhalb Jahre Zeit für die Umstellung haben.
Den meisten Firmen ist nicht klar, was SEPA für sie bringt
Gleichwohl ist vielen Unternehmen offenbar nicht klar, was die Umstellung für sie eigentlich bringt. Das ergab eine Umfrage der Commerzbank und der FH des Mittelstands in Bielefeld von diesem Juni unter knapp 300 mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
Demnach sehen 69 Prozent der Befragten "bisher keine Vorteile durch SEPA für ihre Unternehmen". Kritisiert wurden dabei etwa die Kosten der Umstellung und die Fehleranfälligkeit durch unübersichtliche und unterschiedlich lange IBAN-Nummern in Europa. Auch das Zuordnen von Zahlungen befanden manche als erschwert. Dagegen bewertete nur jeder zehnte Befragte, dass SEPA sich positiv auswirke, zum Beispiel In- und Auslandszahlungen beschleunige, Kosten senke und vor allem grenzüberschreitende Transaktionen erleichtere.
Mit den Kontodaten alleine ist es nicht getan
Vorteile gebe es gerade für Unternehmen dagegen einige durch SEPA, zählt man bei der Commerzbank auf: SEPA könne Verwaltungskosten sparen, weil sich Zahlungsströme bündeln ließen und sich der europäische Zahlungsverkehr nun von einem Standort aus steuern lasse. "Weiterhin besteht für viele Unternehmen die Möglichkeit, neue Märkte in Europa zu erschließen, denn speziell durch die grenzüberschreitende Lastschrift wurde ein Medium etabliert, um schnell und kostengünstig Abrechnungen vornehmen zu können", sagt Frank-Oliver Wolf, Geschäftsbereichsleiter Cash Management & International Business.
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Wolf weist zudem darauf hin, dass es nicht alleine mit der Umstellung der reinen Bankdaten getan ist: "Grundsätzlich sollte sich ein Unternehmen die gesamte Prozesskette ansehen. Denn die Anforderungen gehen meist über die reine Generierung von Zahlungsaufträgen hinaus. So sollten beispielsweise die notwendigen Geschäftpapiere (Briefbögen, Rechnungen) die IBAN enthalten, die Finanzbuchhaltungs- oder Lohnbuchhaltungssoftware überprüft werden oder die Prozesse zum Lastschrifteinzug auf die Vorabankündigung (Prenotification) und die Vorlauffristen abgestimmt sein."
Was passiert, wenn Firmen und Vereine nun auch nach dem 1. August noch die alten Kontonummern nutzen?
"Sie können nichts mehr überweisen", sagt ein Sprecher der Sparkasse Essen. Der Grund: "Die alten Schnittstellen existieren nicht mehr. Firmen und Vereine müssen ihre Systeme umstellen", heißt es dazu bei der Sparkasse Duisburg. Alle Banken und Sparkassen hätten sich aber auf Nachzügler eingestellt. "Wir bieten individuelle Lösungen an", teilt man etwa bei der Commerzbank mit. Auch die Sparkasse Essen "ist gerüstet", versichert Sprecher Volker Schleede.
Wer als Privatkunde nach wie vor mit BIC und IBAN kämpft oder alte Überweisungsträger nicht zum Altpapier geben mag: Verbraucherinnen und Verbraucher können für Inlandsüberweisungen noch bis zum 1. Februar 2016 weiterhin Kontonummer und Bankleitzahl nutzen.