Duisburg/Essen/Hagen. Mit Spenden halten sich die Vereine über Wasser. Die städtischen Zuschüsse decken nicht mal die Hälfte der Kosten. Drei Beispiele aus der Region zeigen, unter welch schwierigen Bedingungen das Unternehmen Tierheim arbeiten muss.

Chico hat einen Ehrenplatz. Im Duisburger Tierheim in Kasslerfeld, unweit des Rheins gelegen, fläzt sich der Staffordshire-Terrier auf dem harten Boden. Es ist der größte der kleinen Zwinger des 1970er-Jahre-Baus. „Das ist längst nicht mehr zeitgemäß“, so Monika Langen, Vorsitzende des Tierschutzzentrums, dem Betreiberverein des Tierheims: Sowohl bei den Tierschutzstandards als auch von der Bausubstanz ist das Gebäude von der Zeit überholt worden. Geld für die Renovierung gibt es nicht.

Städtisches Tierheim oder Tierheim in privater Trägerschaft ist der Ausgangspunkt für die Frage: wer leistet sich eigentlich den Tierschutz in der Region? In Duisburg gilt dabei das Prinzip Betreibervertrag.

Die Stadt hat den Tierschutz an den Verein abgegeben, zahlt dafür jährlich rund 180 000 Euro. „Das ist allerdings nur ein Viertel unseres Etats“, so Lange. Denn für seine Aufgaben gibt das Tierheim 600.000 Euro aus, fast die Hälfte für Personal. Die Krux dabei: Die 270.000 Euro für die 24 Mitarbeiter sind der einzige Posten, der sich im Voraus berechnen lässt.

Schutzgebühren und Bürokratie

Denn Tierheimarbeit ist vor allem die Verwaltung einer großen Unbekannten: Wie lange muss ein Tier bleiben, wie hoch sind die Arztkosten; Wie viele Tiere kommen in Pflege und kommen durch Verkäufe Einnahmen herein?

Möglichkeiten gibt es dafür nur wenige, wie Lange erklärt: etwa über Schutzgebühren, die anfallen, wenn jemand ein Tier aufnehmen möchte. Zu zahlen ist dann ein Pauschalbetrag, bei einem Hund zwischen 200 und 350 Euro.

Kranke Tiere kosten Unsummen, rund 200.000 Euro sind es in Duisburg jährlich, die neben dem Gehalt der festangestellten Tierärztin ausgegeben werden müssen. So wie bei Chico, einem von 2500 Tieren, die jedes Jahr im Duisburger Heim landen. Seine Diagnose: Lymphdrüsenkrebs; Vermittlungschancen: gering. Die Tierarztkosten können sich auf mehrere Tausend Euro summieren.

100.000 Euro Minus im Geschäftsbericht

So kommt es, dass wer sein Tier abgeben will, ebenfalls eine geringe Gebühr bezahlen muss. Mit der Schutzgebühr kommt so die Hälfte des Etats zusammen. Der Rest sind Spenden und Erbschaften.

Ortswechsel, Albert-Schweitzer-Tierheim Essen: 100.000 Euro Minus stehen im Geschäftsbericht. Das Tierheim hat mit der Stadt eine ähnliche Kooperation wie in Duisburg.

Für die Fundtiere gibt es jährlich 187.000 Euro als Betriebskostenzuschuss. Doch: „Dieser Beitrag ist seit 40 Jahren derselbe geblieben. Heute können wir damit nicht mehr arbeiten“, klagt Bärbel Thomasson, die Tierheimleiterin. Rund 80 Prozent der Kosten von jährlich knapp einer Million Euro entstehen durch Fundtiere. Das mit bis zu 3500 Aufnahmen pro Jahr größte Tierheim in NRW kann nur arbeiten, weil es 60.000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und 350.000 Euro an Spenden einnimmt.

Diskussionen um Hagener Tierheim

Einfacher haben es die Tierschützer in Hagen. Als eine der wenigen Städte leistet sie sich noch ein eigenes Tierheim, das vor knapp zwei Jahren neu gebaut wurde. „Die alte Anlage musste aufgegeben werden, sie war baufällig“, so Ralf Braun, Leiter im Umweltamt. 2,3 Millionen Euro kostete der Bau, der Tierschutzverein Hagen gab 525.000 Euro dazu. Doch die Anlage wird betrieben von städtischen Mitarbeitern, kostet die Kommune 500.000 Euro im Jahr.

Die Frage ist, wie lange noch: „Immer wieder werden Diskussionen laut, ob der Tierschutzverein das Tierheim übernehmen soll“, sagt Braun. Mit dem neuen Gebäude sei zumindest schon ein erster Schritt getan, wollte der Verein doch lediglich den maroden Bau nicht übernehmen.