Mülheim. . Ein Foto von Hund Jack sorgte im Internet für Aufsehen. Der Beagle war von der Oberhausener Amtstierärztin aus einer verwahrlosten Wohnung geholt worden, nachdem sich Facebook-Nutzer für ihn stark gemacht hatten. In Dümpten fand der Hund nun ein neues Zuhause und blüht auf.

Kaum sechs Wochen ist es her, da sorgte ein Foto im sozialen Netzwerk Facebook für Aufregung: Darauf zu sehen nicht viel mehr als eine Hundeschnauze und zwei Pfoten, durch den Briefschlitz einer Wohnungstür gestreckt. Doch beim Anblick des Bildes wurde schnell klar: Richtig gut kann es diesem Hund nicht gehen, seine Krallen sind viel zu lang, er macht einen verwahrlosten Eindruck.

Die Facebook-Nutzerin, die das Foto gemacht und veröffentlicht hatte, berichtete zudem von entsetzlichem Gestank, der aus der Wohnung drang – ein medialer Aufschrei durchzog das soziale Netzwerk, eine Befreiungsaktion folgte.

Jack hat ein neues Zuhause gefunden

Die Aufregung um den Beagle blieb auch einem Dümptener Ehepaar nicht verborgen. „Ich will gar nicht so genau wissen, wie er vorher gelebt hat“, sagt sein neues Frauchen Marie. Jack, der Beagle aus Oberhausen, hat bei ihr und ihrem Mann Thomas in Dümpten ein neues Zuhause gefunden.

Thomas hatte sich nach der auf Facebook veröffentlichten Befreiungsaktion direkt an Jacks Pfoten geheftet und ihn im Gelsenkirchener Tierheim entdeckt. „Wenn mein Mann sich etwas in den Kopf setzt, ist daran nichts mehr zu rütteln“, sagt Marie verschmitzt lächelnd und fügt hinzu: „Eigentlich wollte ich nie einen zweiten Hund.“ Denn schließlich teilte das Ehepaar bereits Haus, Hof und Sofa mit Fritz, ebenfalls ein Beagle, den die beiden vor wenigen Jahren aus dem Tierschutz übernommen haben.

Der Beagle ist robust, er hält viel aus – was Jack wohl zu spüren bekam

Jetzt aber ist Jack bei ihnen, und das scheint genau richtig zu sein – für alle Familienmitglieder, selbst mit dem kleinen Enkel kommt der Hund gut klar. Und mit seinem vierbeinigen Kumpel Fritz sowieso. „Es ist so, als hätten die beiden schon immer zusammen gelebt“, sagt Herrchen Thomas.

Auch interessant

„Dass in Jacks neuem Zuhause bereits ein Hund lebt, hat ihm geholfen, schließlich ist er als Beagle ein Meutehund“, sagt Hundepsychologin Jennifer Özen, die Jack und Fritz auf ihrem Trainingsgelände am Hexberg betreut. „Beagle sind sehr robuste Hunde – im Fall von Jack muss man wohl sagen, leider robust, denn er hat ja offenbar viel über sich ergehen lassen müssen. Aus meiner Sicht hat der Hund aber durch die mangelhafte Haltung vorher keine Schäden zurück behalten, im Gegenteil, er hat sich toll entwickelt“, urteilt die Hundefachfrau.

Als Marie und Thomas den Beagle im Gelsenkirchener Tierheim abholten, hatte er neben den viel zu langen Krallen auch noch einige Kilos zu viel auf den Rippen. Dass er die inzwischen abtrainierten Pfunde nicht in kürzester Zeit wieder drauf hat, darauf müssen seine neuen Besitzer achtgeben. Denn, so erzählt Thomas, Jack ist ein gewiefter Selbstversorger: „Er hat schon Käsebrötchen vom Tisch stibitzt und weiß, wie die Kühlschranktür aufgeht.“

Facebook-Nutzer solidarisierten sich und drängten das Veterinäramt zum Handeln 

Entstanden ist das Foto, das im sozialen Netzwerk Facebook für Entrüstung sorgte, in Oberhausen. Die Tierschützerin Tina Paasch war auf die Missstände der Hundehaltung aufmerksam gemacht worden, man sprach von einer Messie-Wohnung, von Verwahrlosung des Tieres, der Hunde müsse zwischen seinen eigenen Exkrementen ausharren. Nachbarn berichteten zudem, dass sie schon seit Wochen das Jaulen des Hundes gehört hätten.

Die Tierschützerin verständigte die Polizei und das Oberhausener Veterinäramt, doch zunächst tat sich nichts. Deshalb rief die Oberhausenerin per Facebook auf, Mails ans zuständige Veterinäramt zu senden – Hunderte folgten dem Aufruf, das Mailfach der Behörde quoll über und die Amtsärztin griff ein.

Durch einen Schlüsseldienst ließ sie die Wohnungstür öffnen und stellte fest, dass das Tier zwar gesund und gut ernährt war, seine extrem langen Krallen aber ein sicheres Zeichen dafür seien, dass der Hund nicht genügend Auslauf hatte. Ohne Einwände unterschrieb seine ehemalige Halterin eine Abtrittserklärung, Jack kam ins Gelsenkirchener Tierheim – bis ihn das Dümptener Paar zu sich holte.