Hamburg/Berlin. Der Ausverkauf läuft: Bis Ende Oktober sollen 51 Filialen der insolventen Baumarktkette Praktiker leer sein. Die Suche nach Investoren läuft derweil auf Hochtouren. Aber schon jetzt ist klar: Fast ein Drittel der Praktiker-Standorte hat keine Zukunft. Verdi fordert schon eine Transfergesellschaft.
Bei der insolventen Baumarktkette Praktiker beginnt in 51 Filialen der Ausverkauf. An den betroffenen Standorten werde die Waren zu Sonderpreisen verkauft, bis die Märkte spätestens Ende Oktober leer seien, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Christopher Seagon am Freitag in Hamburg mit.
Darunter sind drei extra Bau- und Hobby-Märkte. Diese Märkte erwirtschafteten seit längerem deutliche Verluste und belasteten damit die anderen Filialen, heißt es in der Mitteilung. Der Abverkauf mit hohen Rabatten beginne voraussichtlich in der kommenden Woche.
Insgesamt besteht die Kette gegenwärtig aus 168 Praktiker-Märkten, 14 extra Bau- und Hobby-Märkten sowie 132 Märkten unter der Marke Max Bahr. Davon sind 78 alte Max-Bahr-Märkte und 54 erst vor kurzer Zeit von Praktiker zu Max Bahr umgeflaggte Standorte. Sie werden ebenfalls von Seagon verwaltet.
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Warenversorgung sei sichergestellt
In den übrigen Praktiker-Filialen des Konzerns gehe der Verkauf mit allen Beschäftigten unverändert weiter, heißt es in der Mitteilung. Die Warenversorgung sei auf der Grundlage eines Massekredits sichergestellt. Für die alten Max-Bahr-Märkte gilt das noch nicht, soll aber in Kürze unter Dach und Fach sein.
Max Bahr hatte zwei Wochen nach der Muttergesellschaft Praktiker den Insolvenzantrag gestellt. Für die Tochtergesellschaft wurde ein eigener vorläufiger Insolvenzverwalter berufen, ebenso für die Holding.
Den insgesamt 1500 festen Angestellten sowie weiteren 1000 geringfügig Beschäftigten an den 51 Standorten werde zunächst nicht gekündigt. "Diese Märkte haben unter dem Dach von Praktiker oder Max Bahr keine Perspektive", sagte Seagon. "Ein leer verkaufter Markt aber ist insbesondere für potenzielle Investoren anderer Branchen interessanter als ein Markt mit Ware." Deshalb gebe es die Chance, dass Standorte und Beschäftigte übernommen werden könnten. Entsprechende Anfragen seien bereits eingegangen.
Verschiedene Investoren bekunden Interesse
Wie es mit den weiteren Standorten der Praktiker-Gruppe weitergehe, werde der laufende Investorenprozess zeigen. Dazu seien weitere Detailprüfungen notwendig. Verschiedene strategische und Finanzinvestoren hätten bereits ihr Interesse an der Gruppe als Ganzes oder Teilen davon bekundet. Mit konkreten Angeboten sei Anfang kommenden Monats zu rechnen.
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Praktiker hatte vor einem Monat einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem das Unternehmen durch Managementfehler in eine hartnäckige Krise geraten war. Zunächst führte eine verfehlte Rabattstrategie zu Verlusten, dann erodierte die Kundenbasis.
Der Konzern war zu geschwächt, um die Branchenflaute des ersten Halbjahres wegen des schlechten Wetters noch zu überstehen. Insgesamt gilt das Handelssegment der Baumärkte als überbesetzt und sehr wettbewerbsintensiv.
Verdi fordert eine Transfergesellschaft
Die angekündigte Schließung von 51 Märkten der Baumarktkette Praktiker ist aus Sicht der Gewerkschaft Verdi ein weiterer schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiter. "Es ist verheerend, dass die Beschäftigten jetzt allein Managementfehler der Vergangenheit ausbaden und wegen kurzfristiger Interessen potenzieller Investoren um ihre berufliche Existenz fürchten müssen", sagte Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Freitag in Berlin.
Verdi erwarte, dass für die Beschäftigten alle Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung auch im Konzern geprüft werden. Für den Fall, dass keine Weiterbeschäftigung möglich sei, fordere die Gewerkschaft eine Transfergesellschaft für mindestens sechs Monate. (dpa)