Essen. Für den insolventen Handels- und Reisekonzern Arcandor gibt es im Überlebenskampf eine neue Hiobs-Botschaft: Sanierungsexperte Horst Piepenburg hört als Generalbevollmächtigter auf. Für seinen Schritt macht er die Gesellschafter verantwortlich.

Gut fünf Wochen nach seinem Amtsantritt teilte der Sanierungsexperte Horst Piepenburg gestern Abend mit, er werde sein Amt als Generalbevollmächtigter von Arcandor niederlegen. Piepenburg, der als Top-Sanierer in Deutschland gilt, wolle nur noch beratend zur Seite stehen. Seinen Schritt begründete er mit der offenbar mangelnden Unterstützung von Hauptaktionär Sal. Oppenheim bei der Neuausrichtung von Arcandor. Die Sanierung in Eigenverwaltung könne nur mit der Unterstützung der Gesellschafter erfolgreich sein, sagte Piepenburg. Die Unterstützung von Sal. Oppenheim gebe es „heute positiv nicht. Deshalb hat die Eigenverwaltung keine Grundlage.”

Der Hintergrund: „Großaktionär Sal. Oppenheim hatte Piepenburg ursprünglich signalisiert, dass er Geld für die Sanierung zuschießen werde", erfuhr diese Zeitung aus dem Konzernumfeld. „Diese Woche hat die Privatbank offenbar einen Rückzug gemacht.”

Eingenverwaltung rückt in weite Ferne

„Bei Arcandor ist die angepeilte Eigenverwaltung nun in weite Ferne gerückt”, hieß es im Konzernumfeld. Nun werde ein Regelinsolvenzverfahren wahrscheinlicher. Das würde bedeuten, dass Arcandor-Chef Karl Gerhard Eick die Unternehmensführung an den Insolvenzverwalter abtreten müsste, sobald das Insolvenzverfahren eröffnet wird. Arcandor hätte damit de facto einen neuen Chef. Sehr wahrscheinlich ist, dass das Gericht den vorläufigen Insolvenzverwalter, Klaus Hubert Görg, zum Insolvenzverwalter bestellt. Görg gilt als erfahrener Sanierungsexperte.

Sowohl Arcandor als auch Görg übten sich gestern in Schadensbegrenzung. „Es kann weiterhin ein Planinsolvenzverfahren in Eigenverwaltung geben – auch ohne Herrn Piepenburg”, sagte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski. „Für den weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens ändert sich nichts”, sagte auch Görg, „wir erhalten uns sämtliche Optionen, die Unternehmen der Arcandor-Gruppe zu sanieren.”

Arcandor-Chef Eick kündigte an, bis Mitte August „alle gebotenen Chancen” zu nutzen, um Investoren für die Umsetzung des Sanierungskonzepts zu gewinnen. Eick suche wohl weiter nach Geldgebern, die ihm dabei helfen, Arcandor als Ganzes zu erhalten, hieß es im Umfeld.