Essen. Die Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim seien "selbstverständlich" an einer tragfähigen Lösung zur Sanierung von Arcandor interessiert. Die Vorwürfe des Ex-Insolvenzanwalts Piepenburg seien nicht nachvollziehbar. Ein Insolvenzrecht-Experte rechnet mit Zerschlagung des Konzerns.
Die Privatbank Sal. Oppenheim weist Vorwürfe der mangelnden Unterstützung für den insolventen Handelskonzern Arcandor zurück. Die Gesellschafter des Bankhauses, die über eine unabhängige Industrieholding 24,9 Prozent der Anteile an Arcandor halten, seien «selbstverständlich» an einer tragfähigen Lösung zur Sanierung des Unternehmens interessiert, teilte die Bank am Freitag mit.
Bislang liege allerdings kein Konzept vor. Vor diesem Hintergrund seien die Vorwürfe des Generalbevollmächtigten Horst Piepenburg auch nicht nachvollziehbar, hieß es weiter. Eine Entscheidung über ein mögliches weiteres Engagement hatten die Gesellschafter von Sal. Oppenheim den weiteren Angaben zufolge bereits Mitte Juni von der Vorlage eines tragfähigen Sanierungskonzepts abhängig gemacht.
Piepenburg hatte am Donnerstag mitgeteilt, die ihm erteilten Generalvollmachten der Arcandor AG und dreier Beteiligungsgesellschaften zurückgegeben zu haben. Eine Eigenverwaltung könne nur mit Unterstützung der Gesellschafter erfolgreich sein, diese Unterstützung des Großaktionärs Sal. Oppenheim gebe es positiv nicht, hieß es zur Begründung. Deshalb habe die Eigenverwaltung keine Grundlage.
Piepenburg werde die Restrukturierung des Konzerns als Berater weiter begleiten, hatte Arcandor mitgeteilt. Das Insolvenzantragsverfahren der Arcandor AG und seiner insolventen Tochtergesellschaften bleibe von diesem Schritt unberührt. Diese Verfahren werden laut dem Essener Konzern voraussichtlich bis Ende August dauern.
Insolvenzanwalt rechnet mit Zerschlagung des Konzerns
Nach dem Rückzug des Insolvenzanwalts Horst Piepenburg von seinem Amt als Generalbevollmächtigter von Arcandor ist die Zerschlagung des Handels- und Touristikkonzerns wahrscheinlich geworden. «Es sieht so aus, als würde alles auf eine Filetierung hinauslaufen», sagte Detlef Specovius, Fachanwalt für Insolvenzrecht der Kanzlei Schultze & Braun, dem «Kölner Stadt-Anzeiger». Damit eine Planinsolvenz gelinge, «braucht man den Rückhalt der Gesellschafter, insbesondere den finanziellen Rückhalt.»
Diesen Rückhalt haben nach Angaben aus mit der Situation vertrauten Kreisen die Gesellschafter des Privatbankhaus Sal. Oppenheim verweigert, schreibt die Zeitung weiter. Die Gesellschafter seien trotz früherer Absichtsbekundungen nun nicht mehr bereit gewesen, Arcandor mit neuen Finanzmitteln zu stützen. Für eine Stellungnahme für die Zeitung waren die Gesellschafter von Sal. Oppenheim nicht erreichbar.
Arcandor-Chef Eick will im Amt bleiben
Trotz des Rückzugs Piepenburgs will Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick im Amt bleiben. «Wegen Piepenburg werde ich nicht hinschmeißen, dafür ist die Verantwortung zu groß», habe Eick intern erklärt, wie die «Rheinische Post» aus Unternehmenskreisen berichtet. Er wolle sich von Piepenburg nicht das Gesetz des Handelns vorschreiben lassen. «Ich werde weiterkämpfen bis Mitte August. Dann werden wir weitersehen, was man tut», habe Eick klargestellt. (ddp)