Essen. Rolf Weidmann macht den Mitarbeitern der insolventen Warenhaus-Kette Karstadt Mut. „Ich sehe eine hohe Chance, Karstadt als Unternehmen zu retten”, sagte der Karstadt-Beauftragte des vorläufigen Insolvenzverwalters der Mutter Arcandor im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe.

„Das Unternehmen hat sich toll geschlagen und verhindern können, dass man trotz der Insolvenz in die roten Zahlen gerutscht ist”, betont der Sanierungsexperte. Trotzdem müssen die etwa 32 000 Beschäftigten um ihre Stellen bangen.

Dem langjährigen Sorgenkind des Essener Handels- und Reisekonzerns Arcandor stehen weitere schwere Wochen bevor. „Es wäre übertrieben zu sagen, dass Karstadt ein Phoenix aus der Asche ist”, sagte Weidmann dieser Zeitung. „Es gibt noch einen großen Sanierungsbedarf. Vor uns liegt noch ein ganz dickes Stück Arbeit.” Das heißt auch, dass Stellen wegfallen. „Man muss davon ausgehen, dass einige Mitarbeiter bei Karstadt entlassen werden müssen.”

Wie viele Beschäftigte gehen müssen, stehe noch nicht fest. Mehr Gewissheit könnte es bis Anfang September geben. Dann soll das Insolvenzverfahren über Karstadt eröffnet werden und ein Sanierungsplan stehen.

Hoffnungsschimmer

Weidmann sieht viele Hoffnungsschimmer. „Die Lieferanten sind wieder da, und das Geschäft läuft”, betont er. „Im Mai und Juni hat Karstadt schwarze Zahlen geschrieben, das soll im Juli auch so sein.” Im Klartext: „Das Unternehmen verdient so viel, dass es seine Ausgaben decken kann – und ein bisschen mehr.” Seit Juli zahle die Kaufhauskette auch wieder Mieten für ihre Häuser. „Karstadt hat sich Luft verschafft.”

Das gelang dem Unternehmen auch, indem es Warenbestände abbaute. Das senkt die Kosten. Und: „Die Kunden halten Karstadt offensichtlich die Treue. 1,5 bis 1,8 Millionen Menschen kommen täglich in die Karstadt-Häuser. Das sind so viele wie früher.” Zur Umsatzentwicklung wollte sich Weidmann aber nicht äußern.

„Karstadt ist heute ein Geschäft, das sich trägt”

Wie die traditionsreiche Warenhaus-Kette künftig aussehen wird, ist noch unklar. Es sei Aufgabe des Arcandor-Vorstands um Konzernchef Karl-Gerhard Eick, einen neuen Sanierungsplan für die insolvente Karstadt auszuarbeiten, sagte Weidmann.

Ende April hatte Eick angekündigt, Karstadt solle neue Kunden anlocken: die „profilierte Mitte” der Gesellschaft im Alter von 35 Jahren bis 65 plus. Zudem solle Karstadt die Bereiche Mode, Wohnen und Sport ausbauen und die unrentable Sparte Multimedia verkleinern. Das millonenschwere Sanierungskonzept muss aber nach dem Insolvenzantrag überdacht werden.

Sanierungsexperte Weidmann hält Karstadt als Unternehmen für überlebensfähig: „Karstadt ist heute ein Geschäft, das sich trägt.” Unter anderem hat die Kaufhof-Mutter Metro Interesse an den Warenhäusern.