Berlin. . Die Gewerkschaft Verdi hat die Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ab Montag zu bundesweiten und unbefristeten Streiks aufgerufen. Der Ausstand soll an Schleusen von Flüssen und Kanälen zu massiven Behinderungen führen. Die Streikenden protestieren gegen einen Stellenabbau.

Auf den großen Kanälen in Nordrhein-Westfalen kommen die Schiffe seit Montag nicht mehr voran. Mehrere hundert Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) sind in den Streik getreten. "Alle wesentlichen Schleusen sind zu", sagte Verdi-Sprecher Günter Isemeyer. Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg-Meiderich bestätigte, dass der Verkehr zum Erliegen gekommen ist. Die Aktion soll bis Ende der Woche dauern und trifft vor allem den Güterverkehr.

Die Gewerkschaft fordert für bundesweit 12 000 Mitarbeiter einen neuen Tarifvertrag, in dem unter anderem betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Wegen einer Umstrukturierung der WSV sollen nach Verdi-Angaben bis zu einem Viertel der Stellen wegfallen. Die Gewerkschaft spricht von rund 500 Streikenden in NRW.

Ohne Tarifvertrag gehen die Streiks weiter

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) betonte in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagsausgabe), niemand könne "davon ausgehen, dass alles so bleiben kann, wie es war". Auf betriebsbedingte Kündigungen soll allerdings verzichtet werden. Sein Staatssekretär Michael Odenwald betonte in einer Mitteilung: "Kein Mitarbeiter verliert durch die Reform seinen Arbeitsplatz." Ramsauer habe rechtsverbindliche Garantien gegeben. Verdi ist das aber nicht genug - die Zusagen sollen in einem Tarifvertrag stehen. "Versprechen von Ministern gelten doch nur für die Legislaturperiode. Und die ist im September beendet", betonte Verdi-Vorstandsmitglied Achim Meerkamp mit. Ohne Tarifvertrag werde es kein Ende des Streiks geben.

Auch interessant

Das Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg-Meiderich berichtete, dass im Ruhrgebiet rund 60 Schiffe vor den Schleusen stünden und nicht mehr vorwärts kämen. "Da ist Chaos jetzt", sagte Amtsleiter Hermann Poppen. Möglicherweise müssten voll beladene Schiffe über Tage hinweg vor der Schleuse warten. Die Interessengemeinschaft Häfen und Wasserstraßen NRW kritisierte, die Aktion treffe vor allem die Industrie, die über die Kanäle Waren geliefert bekommt. Pro Jahr werden allein über den Wesel-Datteln-Kanal rund 20 Millionen Tonnen Güter verschifft, darunter Gas, Benzin, Kohle oder Schrott.

Der Rhein bleibt vorerst verschont

Zumindest der Rhein bleibt von den Streiks verschont. Da es auf dem Fluss keine Schleusen gibt, können die Schiffe hier ungehindert fahren - allerdings gilt das nur für NRW. Spätestens an der Schleuse im baden-württembergischen Iffezheim ist die Reise vorbei. In dem Bundesland wird seit Montag ebenfalls gestreikt. Am Dienstag folgen Niedersachsen, Bayern und Bremen. Verdi hat bereits bundesweite Streiks angekündigt. Ausgenommen sind Mitarbeiter, die noch mit den Folgen der Hochwasserkatastrophe beschäftigt sind.

Bereits Ende April haben sich 95 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung für Arbeitsniederlegungen entschieden. Wegen des Hochwassers wurde der Streik aber verschoben. (dpa)