Castrop-Rauxel. .
Still ruht das Wasser an der Schleuse des Schiffshebewerks Henrichenburg. Die Atmosphäre an diesem herrlich blauen Sommertag ist noch friedlicher als sonst. Seit Montagmorgen um 6 Uhr wird gestreikt, die Schleusenwärter haben NRW-weit für eine komplette Woche die Arbeit niedergelegt. Sie protestieren damit gegen geplante Stellenstreichungen, 3000 Arbeitsplätze sollen bundesweit dem Rotstift zum Opfer fallen.
Zwei holländische Schiffe haben im Unterwasser des Schleusenparks festgemacht, die Antida und die Asfra. Artur Krzewinski vertreibt sich die Zeit mit Deck putzen, spritzt mit Wasser auch dorthin, wo es bereits blitzblank aussieht. „Wir haben in Dortmund gelöscht und wollten morgen eigentlich zum Laden nach Gelsenkirchen, aber das geht nun nicht mehr“, erklärt der Matrose. Zwei Fahrten müssen ausfallen, das Geschäft einer ganzen Woche platzt. Stattdessen geht es in Heimaturlaub nach Polen. Zwei Wochen arbeiten, zwei Wochen Ferien, das ist der Rhythmus des 47-Jährigen. Frau und Kinder freuen sich schon auf Papa. Der muss heute aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Gelsenkirchen kommen, wo sein Auto parkt. Die Schiffsreise dorthin fällt ja bekanntlich aus.
Auch ein Unternehmen vor Ort ist vom Schleusenwärter-Streik betroffen: Rütgers hat vorsichtshalber seine beiden Schiffe, die zwischen Belgien und Rauxel pendeln, umdirigiert und sie am Wochenende erst gar nicht ins Kanalnetz einfahren lassen. Die Rohstoffanlieferung ist gesichert, weil sie über die Schiene erfolgt. „Und das produzierte Pech, das nach Belgien geht, kann bei uns zwischengelagert werden“, sagt Pressesprecher Ralph Gorski. Nur wenn der Streik länger als angekündigt dauern sollte, müsse Rütgers auf die Straße oder Schiene ausweichen: „Das wäre mit höherem Kostenaufwand verbunden, weil dann viele Unternehmen Kapazitäten nachfragen werden.“
Weg in die Niederlande blockiert
Den Freizeitskippern des AMC Pöppinghausen ist jetzt die Fahrt zum Rhein und damit in die Niederlande versperrt. Denn alle Schleusen auf dem Rhein-Herne-Kanal und dem Wesel-Datteln-Kanal werden bestreikt. In Betrieb bleibt dagegen die Schleuse Münster auf dem Dortmund-Ems-Kanal. „Wir können nur nach Norden bis zum Mittellandkanal und dann Richtung Berlin fahren. Auch die Ems ist nicht mehr erreichbar“, sagt AMC-Vorsitzender Karl-Heinz Kunzer. Er erwartet einen Stau von Binnenskippern, die auf der Fahrt zum Rhein vor der Schleuse Herne-Ost quasi stranden und im Yachthafen Pöppinghausen auf das Ende des Streiks warten müssen.