Dorsten. .
Als Wesly Vermeulen in der Nacht zum Sonntag seine Ladung im Chemiepark Marl gelöscht hatte war schon klar, dass aus seiner Tour zum BASF-Werk in Ludwigshafen nichts wird. Er liegt mit seinem Tankschiff „Mercury“ in Dorsten fest. Am Sonntagabend um 22 Uhr passierte das letzte Schiff die Schleusenkammern, die zur Öffnung am Montagfrüh um 6 Uhr verwaist waren. Die Belegschaft des Dorstener Außenbezirks beteiligt sich komplett am Streik der Wasser- und Schifffahrtsämter. „Außer Kranken und Urlaubern sind alle dabei“, berichtete Andreas Sievers, Vertrauensmann der Gewerkschaft Verdi.
Schleichende Privatisierung
Auch die rund 60 Mitarbeiter in Dorsten wehren sich gegen die Pläne von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), im Zuge der Umstrukturierung der Behörde bundesweit ein Viertel der rund 12500 Jobs zu streichen. „Es geht uns nicht ums Geld. Wir wehren uns gegen die schleichende Privatisierung“, betont Gewerkschafter Sievers.
Durch den jährlichen Abbau von 1,5 % der Beschäftigten seien schon viele Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten an den Wasserstraßen ausgelagert worden. Sollten, wie geplant, allein in NRW weitere 500 Jobs gestrichen werden, „werden wir zu einer reinen Überwachungsbehörde“, befürchtet der Verdi-Vertrauensmann. Skeptisch sieht Sievers auch die geplante Fernsteuerung der Schleusen am Wesel-Datteln-Kanal über eine zentrale Warte in Dorsten. „Über eine Ein-Mann-Steuerung kann man nachdenken, aber wenn künftig niemand mehr vor Ort ist, ist das fragwürdig.“ Auch einen Reparaturstau beklagt die Gewerkschaft. Sievers: „Die Bauwerke werden älter, für dringende Arbeiten ist kein Geld da.“
Schiffsführer Wesly Vermeulen sieht das ähnlich. „Die haben recht“, sagt der 31-jährige. Seit er 14 ist, fährt er auf den Kanälen im In- und Ausland, seit 14 Jahren mit seiner „Mercury“. „Stundenlange Wartezeiten wegen defekter Schleusen gibt es immer öfter, nicht nur in NRW“, sagt er. Zu Wartungsarbeiten werden er und zwei Mitarbeiter nun die Zeit nutzen. Wirtschaftlich kein Problem für den Mann aus Rotterdam. Für seine Touren zwischen Ludwigshafen und Marl wird trotz Streik gezahlt. „Andere haben große Probleme“, weiß Vermeulen, „sie mussten gerade zwei Wochen Hochwasser-Sperre verkraften.“ Auf eine Woche Wartezeit hat sich der Niederländer eingerichtet. Hoffentlich reicht der Proviant. Ein Auto ist nicht an Bord, sein Fahrrad wurde vom Schiff geklaut. „Die Sicherheit auf dem Kanal ist auch so ein Problem“, sinniert Vermeulen.