Die Politik, die Beschäftigten und Verdi feierten den smarten Milliardär Nicolas Berggruen als Retter von Karstadt und 25.000 Jobs. Doch dies war der Beginn eines größeren Missverständnisses.

Wahrscheinlich war die Liebe aus dem Sommer 2010 der Anfang eines größeren Missverständnisses. Die Politik, die Beschäftigten und Verdi, sie feierten den smarten Milliardär Nicolas Berggruen als Retter von Karstadt und 25.000 Jobs. Worüber in Vergessenheit geriet, dass das Unternehmen am Abgrund stand und eine Rettung erstmal gelingen muss, bevor man sie feiert.

Das zweite Missverständnis verbirgt sich hinter der Doppelrolle des Nicolas Berggruen, der sich mehr als Mäzen, Förderer von Politik und Kultur, als Weltenretter sieht denn als Karstadt-Retter. Und sich dazu einer urkapitalistischen Finanzholding bedient, die eben das tut, was angelsächsische Finanzinvestoren so tun: knallhart Geschäfte machen. So musste es irgendwann zur Entfremdung kommen. Denn man kann nicht eine von Fairness und Verlässlichkeit geprägte Ethik des Investierens für sich in Anspruch nehmen, zugleich aber beiseite stehen, wenn die Holding bis zu zwölf Millionen Euro im Jahr für Markenrechte aus Karstadt rauszieht. Schon gar nicht, wenn man den Beschäftigten weitere Opfer abverlangt.