Essen. . Karstadt will sparen - dafür sollen einmal mehr die Mitarbeitern verzichten. Der Warenhauskonzern legt eine “Tarifpause“ ein. Die bundesweit rund 20.000 Beschäftigten der Essener Kaufhauskette sollen auf mögliche Lohnsteigerungen aus der nächsten Tarifrunde für die Einzelhandelsbranche verzichten.

Der Warenhauskonzern Karstadt will bei den Gehältern der Mitarbeiter sparen. Die bundesweit rund 20.000 Beschäftigten der Essener Kaufhauskette sollen auf mögliche Lohnsteigerungen aus der nächsten Tarifrunde für die Einzelhandelsbranche verzichten. Karstadt werde „eine Tarifpause“ einlegen, teilte Karstadt-Personalchef Kai-Uwe Weitz mit. So solle „die vollständige Gesundung des Unternehmens“ erreicht werden. Der Ausstieg aus der Tarifbindung gelte zunächst bis zum Jahr 2015.

Vor wenigen Tagen haben im NRW-Einzelhandel die Tarifverhandlungen begonnen. Die Gewerkschaft Verdi fordert für rund 450.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie 250.000 „Minijobber“ in NRW 6,5 Prozent mehr Geld. Sollte Verdi in den nächsten Wochen Gehaltssteigerungen aushandeln, gehen diese voraussichtlich an den Karstadt-Mitarbeitern vorbei. Der Warenhauskonzern spare durch den Schritt in zwei Jahren geschätzte 36 Millionen Euro, hieß es aus Unternehmenskreisen.

Für verdi ein „Skandal“

Die Gewerkschaft Verdi reagierte mit scharfer Kritik auf die Ankündigung der Karstadt-Führung und sprach von einem „Skandal“. Verdi erinnerte an die Sparbeiträge der Belegschaft in den vergangenen Jahren und griff auch den Firmeneigentümer Nicolas Berggruen scharf an. Der deutsch-amerikanische Investor hatte Karstadt im Jahr 2010 aus der Insolvenz heraus gerettet. „Die Karstädterinnen und Karstädter haben seit 2004 mehr als 650 Millionen Euro in ihr Unternehmen investiert, der Milliardär Nicolas Berggruen dagegen so gut wie nichts“, sagte Stefanie Nutzenberger vom Verdi-Bundesvorstand.

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Überraschend hatte der Konzern 350 Betriebsräte zu einem Treffen mit dem Management in Düsseldorf eingeladen. Bei Karstadt galt jahrelang ein Sanierungstarifvertrag. Zur Rettung des angeschlagenen Warenhauskonzerns verzichteten die Mitarbeiter auf Teile ihres Gehalts. Erst Anfang September 2012 war Karstadt zum Flächentarifvertrag zurückgekehrt. Um Kosten zu sparen, hatte der Warenhauskonzern vor etwa einem Jahr den Abbau von 2000 Arbeitsplätzen beschlossen.

Wettbewerbsgleichheit ist in Gefahr

Auch der Handelsverband HDE bedauerte die Entscheidung von Karstadt. HDE-Tarifexperte Heribert Jöris fürchtet auch um die Wettbewerbsgleichheit. Kaufhof, die zweite große Warenhauskette in Deutschland, zahlt Tariflöhne.