Essen. . Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger lässt keinen Zweifel daran, dass der Umbau des angeschlagenen Konzerns längst nicht abgeschlossen ist. Mit der Ertragskraft sei er „noch nicht zufrieden“, stellte Hiesinger klar. Das verlustreiche amerikanische Stahlgeschäft will er rasch verkaufen – vielleicht schon im Mai.

Eben erst hat Thyssen-Krupp den Abbau von 2000 Stellen in der Stahlsparte verkündet, doch Vorstandschef Heinrich Hiesinger lässt keinen Zweifel daran, dass der Umbau des angeschlagenen Revierkonzerns längst nicht abgeschlossen ist. Mit der Ertragskraft des Unternehmens sei er „noch nicht zufrieden“, stellte Hiesinger bei der Vorlage der aktuellen Zahlen für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres klar. Was in der europäischen Stahlsparte geschehe, nannte der Konzernchef „einen ersten konsequenten Schritt“. Beinahe im gleichen Atemzug fügte er hinzu: „Alle Konzerngeschäfte müssen ihren Beitrag leisten.“

Wohlgemerkt: Hiesinger hatte bereits angekündigt, der Konzern müsse bis 2014/15 rund zwei Milliarden Euro einsparen. Das Ende vergangener Woche präsentierte Sparpaket der europäischen Stahlsparte umfasst zunächst einmal 500 Millionen Euro. Weitere Schritt dürften also folgen.

Auch die Verwaltung des Essener Traidionsunternehmens will Hiesinger flexibler und effizienter gestalten. Derzeit läuft ein Programm, das die Konzernstrategen „Achieve Change @ ThyssenKrupp“ nennen. Sinngemäß: „Wandel verwirklichen bei Thyssen-Krupp.“ Schon im Mai sollen die Auswirkungen für das Personal feststehen. Ab Oktober soll die gesamte Verwaltung von Thyssen-Krupp in einer neuen, schlankeren Struktur arbeiten. Unlängst wurde bereits spekuliert, 200 Jobs in der Konzernzentrale könnten zur Disposition stehen.

Viel hängt vom geplanten Verkauf des amerikanischen Stahl-Geschäfts ab

Die Probleme von Thyssen-Krupp sind vielschichtig. Das amerikanische Stahlgeschäft brockt dem Konzern weiterhin Verluste ein, wenngleich das Minus mittlerweile kleiner ausfällt als im vergangenen Jahr. Viel hängt davon ab, ob ein Verkauf der Stahlwerke in Alabama und Brasilien für den Essener Konzern glimpflich über die Bühne geht. Eine Entscheidung rückt offenbar näher. Die Frist für mögliche Käufer endet dem Vernehmen nach Ende Februar.

Doch auch der Blick auf die Geschäfte, die Thyssen-Krupp fortführen will, fällt zum Teil einigermaßen ernüchternd aus. Auch ohne langjährige Verlustbringer wie das Stahlgeschäft in Amerika erreichte Thyssen-Krupp in den verbleibenden Geschäftsfeldern bei einem Umsatz von rund 8,8 Milliarden Euro im ersten Geschäftsquartal unterm Strich lediglich ein mageres Ergebnis von 29 Millionen Euro. Die Stahlflaute in Europa und eine schwache Nachfrage der Autoindustrie machen dem Konzern zu schaffen. Die Marktschwäche belastet allerdings auch die Konkurrenten wie den Stahl-Weltmarktführer Arcelor-Mittal und den deutschen Branchen-Zweiten Salzgitter. Immerhin: Bei Thyssen-Krupp verzeichnen die Anlagenbauer und Aufzughersteller ordentliche Auftragseingänge.

National-Bank sieht Potenzial für Erholung des Aktienkurses

„Wenn Thyssen-Krupp seine Probleme in Amerika in den Griff bekommt, gibt es Licht am Ende des Tunnels“, urteilt der Analyst Ekkehard Link von der Essener National-Bank. Link sieht mittelfristig Potenzial für eine Erholung des Aktienkurses, der momentan bei rund 17,60 Euro liegt. 19 Euro seien möglich, schätzt der Experte.

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Das verlustreiche amerikanische Stahlgeschäft will Hiesinger jedenfalls möglichst rasch abstoßen. Die Verträge könnten noch im Mai unterschrieben werden, kündigte der Konzernchef in einer Telefonkonfernez an. Im Rennen sind angeblich der japanische Konzern JFE Steel, U.S. Steel, Arcelor-Mittal, Nippon Steel und der brasilianische Stahlkocher CSN. In jedem Fall will Thyssen-Krupp innerhalb des laufenden Geschäftsjahres einen Schlussstrich in Sachen Übersee-Stahlwerke ziehen.