Essen. Die Krise in der Auto- und Stahlindustrie hat den Essener Industrieriesen ThyssenKrupp weiter fest im Griff: Der Gewinn ging um 38 Prozent zurück auf nun 229 Millionen Euro. Der Konzern hatte am Freitag einen strikten Sparkurs im europäischen Stahlgeschäft angekündigt und will mindestens 2.000 Stellen streichen.
Der von einer Skandal-Serie erschütterte Essener Industriekonzern ThyssenKrupp leidet weiter unter der Auto- und Stahlkrise. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2012/2013 gingen sowohl Umsatz als auch operativer Gewinn im sogenannten fortgeführten Geschäft – also ohne Sparten, die verkauft werden sollen – deutlich zurück. Der Umsatz fiel um acht Prozent auf 8,84 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Essen mitteilte. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern ging um 38 Prozent auf 229 Millionen Euro zurück.
Immerhin gelang Deutschlands größtem Stahlkonzern nach den Milliardenverlusten im vergangenen Geschäftsjahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres war noch ein Verlust von 460 Millionen Euro angefallen. Doch ist die Verbesserung vor allem auf den Wegfall von Einmalbelastungen und die Einnahmen aus dem Verkauf des Edelstahlgeschäfts zurückzuführen. Im operativen Geschäft leidet der Konzern nach wie vor unter der Wirtschaftskrise und seiner Abhängigkeit vom stark zyklischen Stahlgeschäft.
ThyssenKrupp schwächelt vor allem beim Stahl in Europa
Vor allem die Stahlsparte in Europa litt weiterhin unter der schwierigen Konjunkturlage und niedrigen Preisen. Hier brach das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) um mehr als zwei Drittel auf 30 Millionen Euro ein. Besser liefen die Geschäfte bei Aufzügen und im Anlagenbau, die mit Auftragseingängen auf Rekordniveau glänzten. Konzernchef Heinrich Hiesinger räumte ein: "Mit der heutigen Ertragskraft des Konzerns können wir noch nicht zufrieden sein." Er werde weiter mit Nachdruck daran arbeiten, das Wertpotenzial des Unternehmens erheblich zu verbessern.
Hiesinger will in den nächsten drei Jahren im Konzern zwei Milliarden Euro einsparen. Ein erster Schritt auf diesem Weg sei das vor wenigen Tagen angekündigte Optimierungsprogramm für das europäische Stahlgeschäft, das unter anderem den Abbau von mehr als 2.000 Arbeitsplätzen vorsieht, betonte der Manager.
Essener verringerten ihre Schulden auf rund fünf Milliarden Euro
Seine Nettofinanzschulden konnte der Konzern im ersten Quartal um rund 600 Millionen Euro auf 5,2 Milliarden Euro reduzieren. Hier machten sich vor allem Einnahmen aus dem Verkauf der Edelstahlsparte bemerkbar. Weite Impulse zum Schuldenabbau erwartet der Konzern durch den Verkauf seiner Stahlwerke in den USA und in Brasilien. Die beiden Werke haben in der Vergangenheit tiefe Löcher in die Bilanz gerissen und im Geschäftsjahr 2011/2012 für einen Verlust von fünf Milliarden Euro gesorgt. "Im Laufe dieses Geschäftsjahres sei man zuversichtlich, für beide Werke eine neue Perspektive zu finden", betonte das Unternehmen.
Für das Gesamtjahr erwartet ThyssenKrupp einen Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten auf dem Niveau des Vorjahres von etwa 40 Milliarden Euro. Durch Schließungen oder Verkäufe im Stahl- und Komponentengeschäft wegfallende Umsätze sollen dabei durch organisches Wachstum bei den Industriegüter-Geschäften weitgehend kompensiert werden. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll im Geschäftsjahr 2012/2013 bei rund einer Milliarde Euro liegen.
Aktie von ThyssenKrupp sackt an der Börse vorerst ab
Die Börse zeigte sich wenig beeindruckt. Dort notierte die ThyssenKrupp-Aktie eine Stunde nach Handelsbeginn knapp 1,5 Prozent unter dem Vortagesniveau. (dpa/dapd)