Thyssen-Krupp-Chef will mit Verkäufen Schulden abbauen
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Essen. . Thyssen-Krupp will mit Verkäufen seine Schulden abbauen. Das wurde in der vergangenen Nacht bekannt. Von den Plänen des neuen Vorstandschefs Hiesinger sind 35 000 Mitarbeiter betroffen. Betriebsratschef Thomas Schlenz kündigte gegenüber DerWesten eine Prüfung „mit aller Vernunft“ an.
Der neue Vorstandschef von Thyssen-Krupp, Heinrich Hiesinger, will den Stahl- und Technologiekonzern mit einer Vielzahl von Verkäufen von seiner drückenden Schuldenlast befreien und damit Spielräume für neue Investitionen gewinnen. Wie das Unternehmen in der Nacht zu Freitag mitteilte, sind von der Strategie einschließlich der bereits laufenden Verkäufe Geschäfte mit zehn Milliarden Euro Umsatz und 35 000 Mitarbeitern betroffen.
Dabei unternimmt Thyssen-Krupp einen neuen Anlauf für eine Lösung des lange währenden Problems Edelstahl: Hiesinger will den kompletten Edelstahl-Bereich mit 11 000 Mitarbeitern und knapp sechs Milliarden Euro Umsatz aus dem Konzern herauslösen und in die Eigenständigkeit überführen. Nach Informationen von DerWesten wird dabei auch an einen späteren Börsengang des Geschäftes mit dem rostfreien Stahl gedacht. Die Verkaufspläne betreffen vor alle die Sparte Fahrzeugzulieferung.
Drei Standorte in NRW betroffen
Von den Edelstahl-Plänen sind auch Standorte in Krefeld, Bochum und Essen (Titan) betroffen. Das Geschäft gilt schon länger als schwierig. Der weltweite Edelstahlmarkt ist von einer Überproduktion geprägt. Auch hat es schon Versuche gegeben, das Geschäft zu verkaufen. Erst kürzlich hatte Thyssen-Krupp die Verlagerung des Werks Benrath nach Krefeld beschlossen. Zudem wurde vor wenigen Monaten von Hiesingers Vorgänger Ekkehard Schulz das neue Edelstahlwerk im US-Bundesstaat Alabama feierlich eingeweiht.
Thyssen Krupp spart
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In einer offiziellen Mitteilung hieß es, man wolle Edelstahl mit der Eigenständigkeit eine größere Flexibilität – „auch mit Blick auf potenzielle strategische Partnerschaften“ - ermöglichen. Das könnte letztlich, wie bei den anderen Geschäftsfeldern, auf einen Verkauf hinauslaufen - oder auch auf eine Fusion mit einem anderen Unternehmen.
Suche nach dem „besten Eigner“
Des weiteren will sich der Essener Konzern von dem Geschäft der Fahrzeugindustrie trennen. Bei den Verkäufen wie dem US-Eisenguss-Unternehmens Waupaca (900 Millionen Umsatz, 3000 Mitarbeiter oder Tailored Blanks (600 Millionen, 900 Mitarbeiter) werde prinzipiell immer „der beste Eigner“ gesucht, der in der Fortentwicklung der Unternehmen die größten Chancen habe, so die Mitteilung.
Die Fahrwerkgeschäfte um die Bilstein-Gruppe und Pretsa Steering wollen Hiesinger und der Vorstand zusammenlegen - zu einer Gruppe mit 2,2 Milliarden Euro Umsatz und 6500 Mitarbeitern. Auch hier will der Konzern „alle Optionen“, das heißt auch Verkäufe prüfen, „insbesondere die Einbringung in eine strategische Partnerschaft“, so die Mitteilung.
Betriebsrat verspricht vernünftige Prüfung der Pläne
Hiesinger folgt auf Schulz
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Das Geschäft mit Federn und Stabilisatoren (700 Millionen Euro, 3000 Mitarbeiter) soll ebenfalls an den „besten Eigner“ verkauft werden.
Konzernbetriebsratschef Thomas Schlenz sagte im Gespräch mit DerWesten. „Verkäufe sind nie schön für uns, wir werden die Pläne jetzt mit aller Vernunft prüfen“. Am Montag komme der Konzernbetriebsrat zusammen. Man habe allerdings schon einige Erfahrungen im Verkauf nach dem „Besten-Eigner-Prinzip“. Schlenz: „Wir werden mit Blick auf die Beschäftigten in jedem Fall einen Sicherheitsrahmen um die geplanten Verkäufe ziehen.“ Für den Bereich Edelstahl könne die Eigenständigkeit auch durchaus Chancen mit sich bringen, sagte Schlenz mit Blick auf den überbesetzten Markt.
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