Düsseldorf. . Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen in NRW ist gestiegen. Mit 146.000 Kaufverträgen wurden im vergangenen Jahr elf Prozent mehr Immobilien gekauft. Besonders teuer ist der Wohnraum in Düsseldorf und Aachen, im Ruhrgebiet sind die Preise moderat.

Immer mehr Bürger in Nordrhein-Westfalen kaufen wegen der europäischen Finanzkrise Häuser, Eigentumswohnungen und Baugrundstücke. Mit 146.000 Kaufverträgen wurden im vergangenen Jahr elf Prozent mehr Immobilien gekauft. Die Folge: Die Preise für Wohneigentum stiegen leicht an.

Bei der Vorlage des Grundstücksmarktberichts 2012 verwies NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) darauf, dass im Vorjahr fast 50.000 Ein- und Zweifamilienhäuser (plus acht Prozent) verkauft wurden. Bei Mehrfamilienhäusern (plus 14 Prozent) und Eigentumswohnungen (plus elf Prozent) stieg die Nachfrage noch stärker. Gleichzeitig wurden elf Prozent mehr Baugrundstücke an neue Käufer gebracht.

Die höchsten Kaufpreise für Wohneigentum in mittleren Lagen gab es mit 3232 Euro pro Quadratmeter in Düsseldorf. In Aachen mussten 2750 Euro, Köln 2620 Euro, Essen 2460 Euro, Hagen 2250 und in Dortmund 2170 Euro gezahlt werden. Mit einem Anstieg der Kaufpreise für Eigenheime um sechs Prozent lag Düsseldorf landesweit an der Spitze.

Spitzenreiter Düsseldorf

Die historisch niedrigen Bauzinsen von unter drei Prozent für zehn Jahre Laufzeit fördern den Bau- und Kaufboom zudem. Spitzenreiter bei Grundstückspreisen in mittleren Wohnlagen ist Düsseldorf mit durchschnittlich 480 Euro pro Quadratmeter. In Köln liegt der Preis bei 370 Euro, in Aachen bei 300 Euro. In Duisburg und Bochum mussten 250 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden.

Auch für die Landeskasse macht sich der Bau- und Kaufboom bezahlt. Nachdem Nordrhein-Westfalen die Grunderwerbssteuer zum 1. Oktober 2011 von 3,5 auf fünf Prozent erhöht hatte, rechnet das Land für 2012 mit Mehreinnahmen in Höhe von 400 Millionen Euro.

Ruhrgebiet günstiger

Deutlich günstiger als Grundstücke an der Rheinschiene sind die Baulandpreise im Ruhrgebiet mit durchschnittlich 192 Euro pro Quadratmeter. Im Sauer- und Siegerland können Grundstücke im Schnitt sogar bereits für 89 Euro pro Quadratmeter erworben werden.

Kostet eine Doppelhaushälfte im Ruhrgebiet im Schnitt rund 253.000 Euro, so wurden Reihenhäuser laut Grundstücksbericht in Köln für 288.000 Euro und am Niederrhein für 281.000 Euro verkauft. Reihenmittelhäuser sind in der Regel mehr als 10.000 Euro billiger als Endhäuser.


Schnäppchen in Ostwestfalen

„Schnäppchen“ konnten Käufer von erschlossenem Bauland in ländlichen Gebieten wie Sauerland, Eifel oder Ostwestfalen machen: Dort gab es Grundstücke in mittleren Wohnlagen in Einzelfällen für unter 50 Euro pro Quadratmeter.

Sparer versuchen, ihr Geld als "Baugold" in Sicherheit zu bringen

Laut Grundstücksmarktbericht 2012 der NRW-Landesregierung zogen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um durchschnittlich ein Prozent an. Erstmals seit drei Jahren wurden auch Mehrfamilienhäuser leicht teurer. Für Gewerbe- und Industriegrundstücke mussten in NRW maximal 220 Euro (Düsseldorf) und zwölf bis 60 Euro pro Quadratmeter im Sauerland gezahlt werden.

Eigenheim für die Altersvorsorge

Die Experten des Oberen Gutachterausschusses, der den Marktbericht erstellt, führen die steigenden Preise vor allem auf die Finanzkrise zurück. Offenbar versuchen Sparer, ihr Geld aus Sorge vor steigender Inflation und den Risiken auf den Kapitalmärkten als „Baugold“ in Sicherheit zu bringen.

Nach einer Forsa-Umfrage von 2011 halten 87 Prozent der Bauwilligen ein Eigenheim für die beste Altersvorsorge. Mehr als die Hälfte der Bürger wollte sich durch den Kauf einer Immobilie vor der Inflation schützen. Ging die Zahl der Genehmigungen für Eigenheime seit 2003 zurück, so folgte 2010 die große Wende. Bundesweit legten die Baugenehmigungen 2011 um rund zwölf Prozent zu.

Erhebliche Unterschiede

Dabei gab es in den einzelnen Regierungsbezirken in NRW erhebliche Unterschiede bei der Zahl der Grundstückkäufe. Wurden in den Bezirken Arnsberg und Detmold sechs Prozent mehr Kaufverträge abgeschlossen, so meldete der Regierungsbezirk Köln ein Plus von 19 Prozent und der Regierungsbezirk Münster von 14 Prozent. In Düsseldorf wurden 2011 nur vier Prozent mehr Grundstücke verkauft.

Für die Verkäufer von Ein- und Zweifamilienhäusern in NRW war 2011 ein gutes Jahr. Für die knapp 50.000 Häuser erzielten sie Einnahmen in Höhe von 9,77 Milliarden Euro – das war ein Anstieg um zehn Prozent gegenüber 2010.

Nach Angaben des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken sehen Anleger angesichts der Euro-Schuldenkrise im Beton-Geld eine sichere Anlage. Sie schichten ihr Vermögen um, heißt es in Berlin.