Gelsenkirchen. Ein Geisterhaus an der Rottstraße ärgert die Immobilienbesitzerin gegenüber. Viel dürfte sich an der Situation in nächster Zeit kaum ändern.
Ordnung muss sein. Immer. Trotz einer schmerzhaften Schleimbeutelentzündung in der Hüfte bückt sich Magret Rosiepe hinunter zum Gehweg und sammelt achtlos weggeworfene Wassereishüllen vor ihrem Haus auf. „Ts-ts-ts“, zischt sie, schüttelt vergrätzt den Kopf und entsorgt die Reste flugs in der nahen Tonne.
Hier, an der Rottstraße 97, steht ihr Elternhaus, hier auf dem Bürgersteig hat sie schon als kleines Mädchen gespielt, während der Vater im Hinterhof zwischen Wurstküche und Kühlhaus geschäftig hin und her lief, um Nachschub für die eigene Fleischerei zu holen. Und hier ärgert sich die heute 78-jährige Dame beinahe täglich über den Verfall ihres Viertels – insbesondere über den des Altbaus gegenüber, Nummer 80.
„Das Eckhaus steht schon seit einer Ewigkeit leer, sagt Magret Rosiepe, „und nichts tut sich da.“ Auf dem Dach wüchsen schon Pflanzen und nachdem unten im Ladenlokal erst ein Friseur sein Glück versucht hatte, sei auch sein Nachfolger, der Obst- und Gemüsehändler, kläglich gescheitert.
Lage ist das Problem
Gescheitert ist Magret Rosiepe bislang auch, von höherer Stelle mehr Tatkraft einzufordern: „Bürgermeisterin Gabriele Preuß hat Abhilfe versprochen – passiert ist nichts.“ Und an Wilhelm Tax, so sagt sie, den Geschäftsführer der Gesellschaft für Wohnungsbau (GfW), der das Haus gehört, sei nicht dranzukommen.
In der Tat bricht sich die Natur in einigen Ecken und Nischen der Fassade Bahn. Indes scheint jemand das Mauerwerk um das frühere Ladenlokal gestrichen zu haben. „Unser Werk“, bestätigt Wilhelm Tax am Telefon. Seinen Angaben zur Folge steht das Haus allerdings erst seit 2005 leer. Zuletzt habe man noch das Dach abgedichtet, damit die Bauten rechts und links daneben nicht Gefahr liefen, Schaden zu nehmen.
Einen Zeitplan, das runter gekommene Haus alsbald zu renovieren, führt Tax weiter aus, habe man trotzdem nicht. „Derzeit haben andere Projekte in besserer Lage Vorrang – etwa in der Schonnebeckstraße, der Scheemannstraße und in der Beethovenstraße. „Sehen Sie“, wirbt Tax für Verständnis, „die Ecklage an der Ampel, der stetige Verkehr und keine Abstellmöglichkeiten sind ein echtes Problem – da will kein Mieter und auch kein Gewerbetreibender hin.“
Heißt: Der Mangel wird vorerst weiter verwaltet, GfW-Geld fließt in das, was Gewinne verspricht.