Essen. . NRW-Umweltminister Remmel einigt sich nach langem Streit mit den Versorgern über die Moderniseierung der Wasserwerke. Die Unternehmen wollen in den nächsten Jahren mehr als 150 Millionen Euro investieren. Der Preis für die Verbraucher: Die Wasserrechnung der Haushalte wird steigen.

Das Trinkwasser für über vier Millionen Menschen entlang der Ruhr soll sicherer werden. Nach langem Streit hat sich die Landesregierung mit den Wasserversorgern auf einen neuen Zeitplan für die Modernisierung der Wasserwerke geeinigt. Bis spätestens Ende 2018 werden an der mittleren Ruhr im Bereich von Essen bis Dortmund 13 Werke mit neuer Technik ausgestattet. Die Versorger investieren über 150 Millionen Euro und können die Kosten auf den Wasserpreis umlegen. Für eine vierköpfige Familie, so Schätzungen, könnte die Jahresrechnung um zehn bis 20 Euro steigen.

Diese Technik kommt:

In den Wasserwerken an der mittleren Ruhr wird ein mehrstufiges Sicherheitssystem installiert. Laut NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) werden alle Aufbereitungsanlagen bis 2014 mit UV-Desinfektionsanlagen ausgerüstet sein. Sie sollen Krankheitserreger oder Keime eliminieren. Hinzu kommen Ozonierungsanlagen und neue Aktivkohlefilter, die Mikroschadstoffe (Arzneimittelreste, Chemikalien, Pestizide) entfernen können.

Am Ende der Millionen-Sanierung sollen alle 30 Wasserwerke der Ruhr auf dem neuesten Stand der Technik sein. Wissenschaftler haben das seit Jahren gefordert. In der Ruhr wurden bislang über 370 Spurenschadstoffe nachgewiesen – Hormone, Antibiotika, Schmerzmittel oder Flammschutzmittel. Täglich fließen über Kläranlagen die Abwässer von mehr als zwei Millionen Menschen sowie aus der Industrie in den Fluss.

Das ist der Zeitplan:

Die Nachrüstungen finden schrittweise statt. Von den insgesamt 17 Wasserwerken sollen acht bis Ende 2015 „ertüchtigt“ sein, so das Umweltministerium. Das letzte und von der Wassermenge her das größte Werk, Halingen, wäre laut Plan erst Ende 2018 modernisiert. „Der Plan ist immer noch sehr ehrgeizig“, sagte Bernhard Hörsgen, Vorstand des Versorgers Gelsenwasser. Auf das Unternehmen entfällt der größte Teil der Modernisierung.

Im Ringen um die Nachrüstungen haben die Wasserversorger damit längere Fristen durchgesetzt. Sie argumentieren, dass die Versorgungssicherheit nur bei schrittweiser Sanierung gewährleistet sei. Auch führe die erforderliche europaweite Ausschreibung der Projekte zu Verzögerungen. Minister Remmel hatte diese Behauptungen von einem Gutachterbüro prüfen lassen. Sie gaben der Wasserwirtschaft recht.

Das sind die Knackpunkte:

Die Modernisierung der Wasserwerke hat ein Nadelöhr: Es mangelt an Fachjuristen, die in den kommenden Monaten neue Verträge entwerfen müssen. Die Versorger haben akzeptiert, für jedes ihrer Werke ein neues Wasserrecht zu beantragen. Die Landesregierung will so Rechtsstreitigkeiten vermeiden. Die Wasserwirtschaft erwartet, dass die neuen Genehmigungen zeitnah erteilt werden. „Erst dann fallen Investitionsentscheidungen“, so Gelsenwasser-Vorstand Hörsgen. Das Problem: Wegen des Spardrucks im Haushalt sind viele Juristenstellen des Landes unbesetzt.

Weiterer Knackpunkt: Unklar ist, wie hoch der Wasserpreis steigt, wenn die Investitionen umgelegt werden. Gelsenwasser schätzt, dass die Jahresrechnung einer vierköpfigen Familie um bis zu 20 Euro steigt. Umweltminister Remmel will die Kalkulation nachprüfen: „Das ist kein Freibrief für beliebige Erhöhungen.“