Mülheim. Derzeit mehren sich die Anzeichen dafür, dass es der Ruhr ökologisch wieder besser geht. Das wird auch Zeit: Bis spätestens 2027 muss der Fluss ökologisch intakt sein - sonst drohen Strafen von der EU. Nun ist zumindest mehr los in der Ruhr - 1000 neue Bachforellen sollen mehr Leben in den Fluss bringen.
Wenn Fische sprechen könnten, wäre man dem tatsächlichen Zustand der Ruhr sicher einen Schritt näher. Indirekt dienen sie aber als Anzeichen für die gestiegene Qualität des Wassers und einen guten ökologischen Zustand des Flusses. 1000 lippische Bachforellen entließen EU-Ministerin Angelica Schwall-Düren und Friedel Heuwinkel, Landrat des Kreis Lippe, gestern am Kiesstrand des Ruhrbogens Raffelberg, „um die Fehler der Vergangenheit wieder gut zu machen“, wie Schwall-Düren betonte.
Das ist natürlich nur ein kleiner Schritt, zumindest aber in die richtige Richtung zu einem Fluss, der in einigen Jahren ökologisch weitestgehend intakt sein soll und dann wieder allen Bürgern nützt – nicht nur der Industrie. Bis spätestens 2027 muss diese Maßgabe der EU – die so genannten Wasserrahmenrichtlinien – erreicht sein, sonst drohen Strafen.
Maßnahmen auch für die Nebenflüsse
„Ambitioniert“, heißt es bei der unteren Wasserbehörde der Stadt, derzeit gibt es allein für den „Schwerpunktraum 1: Ruhrbogen Raffelberg“ an die 25 Maßnahmen, welche die Behörde mit anderen Akteuren erarbeitete, und die zu einer Verbesserung der unteren Ruhr beitragen können. Hinzu kommen 42 in der Mintarder und Saarner Aue, sowie viele Maßnahmen für die Mülheimer Nebenflüsse der Ruhr.
Mülheim(er) an der Ruhr
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Ein Katalog mit Vorschlägen geht in diesen Tagen an die Bezirksregierung Düsseldorf, wo entschieden wird, welche Ideen in den nächsten Jahren umgesetzt werden können. „Im Fokus stehen Maßnahmen, die das Leben von Fischen, kleinen Wassertieren und Pflanzen fördern“, erläutert Detlef Reinders, der in Düsseldorf die Umsetzung der EU-Richtlinie koordiniert.
Wie Perlen an einer Kette sollen bestimmte Bereiche entlang der Ruhr aufgebessert werden. Durch Fischaufstiege und geschaffene Durchlässigkeiten holen sich die Fische mehr Lebensbereiche zurück, die „Perlen“ wirken sich so allmählich auf die Flusskette insgesamt aus.
Bis 2027 muss die Ruhr intakt sein
All das soll recht zügig geschehen, so Reinders. 2027 sei – angesichts der Region mit ihren zahlreichen Kommunen – nicht mehr lange hin. Landesweit stehen 60 Millionen Euro pro Jahr für die Umsetzung zur Verfügung, zehn Millionen davon hält die Bezirksregierung Düsseldorf bereit. 20 Prozent an den Maßnahmekosten müssen die Kommunen jedoch als Eigenanteil tragen.
Die noch sehr jungen Bachforellen aus dem Kreis Lippe sind hingegen „ein Geschenk an die Ruhr“, wie Landrat Friedel Heuwinkel hervorhebt. Und natürlich an die Fischervereine Untere Ruhr und den Industriewald Ruhrgebiet e.V. Oberhausen. Der Angler-Vorstand Hans Jochen Keienburg kann sich die Freude nicht verkneifen.
Lob für das Engagement der Anglervereine
„Ich schicke Ihnen ein paar geräucherte Forellen zum Dank“, verspricht er dem Landrat sich zu revanchieren. Bis sie jedoch geangelt werden können, wird es noch ein, zwei Jahre dauern – „einmal müssen sie mindestens laichen“, heißt es.
Die Ruhr wäre allerdings noch so „tückisch trübe“ wie der Bach in Christian Friedrich Daniel Schubarts Forellen-Gedicht, das die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien am Kiesstrand vorträgt, wenn es nicht das große Engagement von vielen Menschen gäbe, lobt Angelica Schwall-Düren die Initiatoren und die Anglervereine, die mit ihren Zusammenschlüssen den Fischfang „harmonisieren“. Ohne die Bestimmungen der EU, glaubt sie allerdings auch, würden solche nationalen Projekte nie durchgesetzt.
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