Bochum. . Tagung zum Grundwasser an der Ruhr-Uni Bochum: Düngemittel, Altlasten des Bergbaus und neue Methoden der Gasförderung bedrohen die Trinkwasserquellen des Ruhrgebiets. Auf Ackerflächen rund um die Standorte alter Kokereien in Bochum stießen die Forscher auf Schadstoffwerte wie auf Industriebrachen. Dies gefährde das Grundwasser.
Forscher machen sich Sorgen um das Grundwasser im Ruhrgebiet. Nicht nur Viren bedrohen die Qualität des Trinkwassers. Giftige Stoffe im Umfeld alter Kokereien, zu viele Düngemittel (Nitrate) im Boden sowie neue Methoden der Gasförderung (Fracking) sind die Gefahren.
„Wir stehen vor einer neuen Dimension“, sagt der Bochumer Hydrologe Prof. Stefan Wohnlich beim fünften Grundwassertag an der Ruhr-Universität. In immer tiefere Erdschichten müsse man vordringen, um den Wasserbedarf zu decken. Doch zugleich planen auch Erdölkonzerne tiefe Bohrungen, um im nördlichen Ruhrgebiet und im Münsterland große Gasvorkommen anzuzapfen.
Bis auf das Bergrecht gebe es aber bislang keine Gesetze, wie der Untergrund genutzt werden dürfe, so Wohnlich. Schon gibt es Konflikte zwischen den Wasserversorgern und der Industrie. Wohnlich mahnt: „Wenn wir jetzt die Rechte an Ölfirmen abtreten, verbauen wir uns die Gebiete für eine andere Nutzung.“ Die Experten fordern daher dringend Regelungen.
Tickende Zeitbombe
Beim Fracking wird unter Tage das Gestein aufgesprengt, um Gas frei zu setzen. Die Gefahr dabei: Die eingesetzten Chemikalien sowie das leicht entflammbare Methangas könnten in das Grundwasser und die Brunnen eindringen. Wohnlich: „Im Extremfall brennt der Wasserhahn.“ Die Bohrungen wurden vorerst gestoppt.
Überrascht war das Team der Bochumer Geologen, als sie den Boden in der Nähe ehemaliger Kokereistandorte in Bochum untersuchten. Sie entdeckten hohe Konzentrationen von giftigen und krebserregenden Stoffen (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK). Und das auch auf Flächen, die bislang immer nur landwirtschaftlich genutzt wurden. „Diese Werte reichen zum Teil fast in den Bereich von Altlastenflächen hinein“, so die Wissenschaftler. „Wir können nicht ausschließen, dass diese Konzentrationen das Grundwasser gefährden.“
Risiko Düngemittel
Ein weiteres Risiko geht von Düngemitteln aus. Die sandigen Böden Halterns speichern einen Großteil des Trinkwassers für das Ruhrgebiet. Hier stellten die Forscher an 75 Prozent der Messstellen im flachen Grundwasser Nitratwerte fest, die klar über dem Grenzwert lagen. Eine tickende Zeitbombe. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das Nitrat auch ins tiefe Grundwasser einsickert.