Essen. . Am Montag legten der Ruhrverband und die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) den 38. Ruhrgütebericht vor. Darin geht es längst nicht mehr nur um die Qualität des Wassers in der Ruhr. Denn die ist seit langem „gut“ bis „sehr gut“.

Er war lausig: der Sommer im Revier; doch Harro Bode fand ihn herrlich. „Wir sind sehr froh“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Ruhrverbands bei der Präsentation des 38. Ruhrgüteberichts. Denn mit den drei feuchten Sommermonaten habe sich die Lage nach vier den extrem trockenen im Frühjahr endlich entspannt. Die Talsperren, die lange nicht aufgefüllt werden konnten, lägen jetzt bei 72 Prozent Füllstand, mithin: im grünen Bereich.

Wie es überhaupt in diesem Jahr anscheinend nur Gutes zu berichten gibt: Die Qualität des Ruhrwassers sei nach wie vor „exzellent“, der PFT-Skandal beinahe vergessen und Fracking (Gasbohren) noch nicht mehr als ein Übel, das aus der Welt geräumt werden kann.

Das war nicht immer so. Als der „Ruhrwassergütebericht“ 1973 erstmals erschien, war die Ruhr so dreckig wie nie zuvor. Der Bericht sollte Volk und Politik bewegen, Geld ins Wasser samt seiner Infrastruktur zu stecken. Heute zahlt jeder Deutsche etwa ein Prozent des verfügbaren Einkommens für Trink- und Abwasser. „Eine kleine Summe“, findet Bode.

Doch könnte Wasser tatsächlich bald teurer werden. 350 Millionen Euro nämlich wollen die 32 Ruhrwasserwerke in den kommenden Jahren investieren, um technisch aufzurüsten, Aus „Gründen der Vorsorge“ wolle und müsse man nach und nach zusätzliche, hochmoderne Aufbereitungsstufen einrichten, erklärte Helmut Sommer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke Ruhr (AWWR).

„Das geht bei uns nicht“

Ein Umweltskandal wie der von 2006 soll sich nicht wiederholen. Damals waren hohe Konzentrationen von Perfluorierten Tensiden (PFT) in Ruhr und Möhne entdeckt worden: giftiger Müll war illegal auf Feldern im Sauerland entsorgt und ausgeschwemmt worden. Inzwischen sei die PFT-Belastung in beiden Flüssen „an der „analytischen Nachweisbarkeitsgrenze“. Der Schock aber sitzt wohl tief. Mit der neuen Technik sei man gegen „Überraschungen“ besser gewappnet, so Sommer. Aber die Kosten müsse man vermutlich umlegen. Um 10 bis 20 Cent werde der Kubikmeter Wasser teurer, schätzt er. Bei einem Vier-Personen-Haushalt mache das rund 40 Euro pro Jahr.

Bleibt das strittige Thema „Fracking“. 2010 wurde bekannt, dass die Erkundung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in NRW im großen Stil betrieben werden soll. Im Gegensatz zur herkömmlichen Gewinnung muss beim Fracking das Gas aus dem Trägergestein herausgebrochen werden. Drei Firmen (Exxon Mobil, Wintershall, BNK Deutschland) haben im Gebiet des Ruhrverbands Claims abgesteckt und Probebohrungen beantragt. Ruhrverband und AWWR fordern, auf Fracking in „sensiblen (etwa: Wasserschutz-) Gebieten“ komplett zu verzichten. „Bei aller Liebe für heimische Energiegewinnung“, sagt Fracking-Experte Ulrich Peterwitz (Gelsenwasser). „Das geht bei uns eben nicht!“