Washington/Essen. . Der Kampf um den Erhalt des Opel-Werks in Bochum verschärft sich zusehends. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hat die Bundesregierung bereits über Schließungspläne informiert, bestätigten Kreise in der Hauptstadt. Der Betriebsrat warnt Opel-Mutter GM vor der teuersten Werksschließung aller Zeiten.
Der Kampf um den Erhalt des Opel-Werks in Bochum verschärft sich zusehends. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hat die Bundesregierung bereits über Schließungspläne informiert, bestätigten Kreise in der Hauptstadt. „Die Bundesregierung geht davon aus, dass General Motors seinen Verpflichtungen gerecht wird“, sagte ein Sprecher der Regierung. Es gebe regelmäßigen Kontakt zur Opel-Spitze.
Für Montag ist ein Gespräch zwischen Stracke und Betriebsräten geplant. Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel will Stracke direkt auf sein Vorpreschen ansprechen. Für Mittwoch ist die nächste Aufsichtsratssitzung angesetzt. Ein Opel-Sprecher betonte, es seien noch keine Entscheidungen über Werksschließungen gefallen und auch am Mittwoch werde noch nichts entschieden.
Werksschließung würde 1,5 Milliarden Euro kosten
Ein Bericht des US-Magazins „Wall Street Journal“ hatte den Streit über mögliche Werksschließungen bei Opel angefacht. Kreise der Muttergesellschaft General Motors, die auf GM-Chef Dan Akerson zurückgeführt werden, hatten sich bereits mehrfach der Zeitung bedient. Die Konzernzentrale in Detroit erhöht so den Druck, erneut harte Sanierungsmaßnahmen bei seiner defizitären europäischen Tochter durchzusetzen. GM-Sprecher Klaus-Peter Martin wollte den Bericht auf Anfrage dieser Zeitung weder bestätigen noch dementieren.
Inzwischen soll es bereits Berechnungen von GM geben, wonach die Schließung der beiden Werke Bochum und Ellesmere Port in Großbritannien 1,5 Milliarden Euro kosten würde – vergleichsweise wenig gegenüber dem GM-Gewinn von 5,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug konterte: „Es macht wenig Sinn, über teure Werksschließungen zu spekulieren. Diese würden eine Rückkehr des Unternehmens in die Gewinnzone auf Jahre unmöglich machen.“
Seiner Meinung nach können die europäischen Werke ausgelastet werden, wenn als Opel angebotene Modelle nicht mehr importiert werden. Gemeint sind in Korea gebaute Fahrzeuge der GM-Tochter Daewoo, etwa das kommende kompakte SUV Mokka.
„Die Landesregierung sollte keine Ersatzarbeitsplätze ins Spiel bringen“
Bochums Betriebsratschef Einenkel fordert den Schulterschluss mit der Landespolitik: „Die Landesregierung sollte keine Ersatzarbeitsplätze für den Fall einer Schließung ins Spiel bringen.“ Gleichzeitig kündigte er massiven Widerstand an: „Wir werden nicht lange stillhalten“, sagte er.
Helmut Diegel, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, sagte: „Stadt und Land müssen alles tun, um die Arbeitsplätze bei Opel und in der Region zu halten. Die Bereitschaft zu helfen ist in Bochum gegeben. Aber Opel, sprich GM muss sich auch helfen lassen. Und da muss man bei GM ernsthafte Zweifel haben. Das ist fatal für die Menschen und die Region.“ Seine IHK arbeitet mit Gewerkschaften, Betriebsrat, Ministerien und Bochum an einer Perspektive für Opel. Ein Baustein: Elektromobilität. Die Hoffnungen ruhen darauf, dass NRW eine der maximal fünf Schaufensterregionen für E-Mobilität wird.
Das Werk ist nicht nur für Bochum ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Laut einer Studie der Hochschule Aachen hängen am Revier-Standort nicht nur die Jobs der 5000 Opelaner im Werk, sondern über Zulieferer und indirekte Effekte bis zu 40 000 Arbeitsplätze in NRW. Am 31. März findet eine allerdings bereits länger geplante Betriebsversammlung in Bochum statt.
Laut Studie hängen direkt und indirekt 40.000 Jobs am Standort Bochum
Grundsätzlich scheint die Zukunft aller Opel-Werke bis 2014 durch die letzte Sanierungsvereinbarung gesichert. Sie schließt die Aufgabe von Standorten aus. Laut „Wall Street Journal“ stehen GM-Experten aber auf dem Standpunkt, dass eine Klausel im Sanierungsvertrag bei extrem verschlechterter Lage Änderungen zulasse. Im vergangenen Jahr betrug der Verlust in Europa 570 Millionen Euro.
In Deutschland pochen Betriebsrat und Gewerkschaft auf Vertragstreue. „Wofür macht man Zusagen, wenn sie nicht eingehalten werden? Die Opel-Beschäftigten haben mit Gehaltsverzicht ihren Teil des Sanierungsvertrages erfüllt“, sagte Oliver Burkhard, NRW-Chef der IG Metall.
Die nächste Aufsichtsratssitzung von Opel beginnt am kommenden Mittwochvormittag. Über die Tagesordnung schweigt sich das Unternehmen bisher aus, ebenso über einen Zeitplan der Verhandlungen – Ende offen also.