Bochum. Die neuen Schließungsgerüchte rund um das Bochumer Opel-Werk bereiten den 5000 Beschäftigten große Sorgen. Die Mitarbeiter sind Kummer gewöhnt - schon fünf Mal wurde über die Schließung des Werks diskutiert. Die Aufsichtsrats-Sitzung am kommenden Mittwoch soll Klarheit bringen.

„Wir haben in den letzten Jahren gelernt, mit dem Druck zu leben und unter zunehmendem Druck zu arbeiten“, sagte ein Opel-Arbeiter, der seit 30 Jahren im Werk arbeitet. Angesichts der neuen Schließungsgerüchte blicken die 5000 Opel-Beschäftigten mit Sorge auf die für nächste Woche Mittwoch anberaumte Sitzung des Aufsichtsrates.

Betriebsratschef Rainer Einenkel kontert gereizt auf diese, wie er sagt, Planspiele: „Es ist zum sechsten Mal, dass über eine Schließung des Werks nachgedacht wird. Ich kann dazu nur sagen, dies würde für GM die teuerste Werksschließung aller Zeiten.“ Einenkel kann sich nicht vorstellen, dass der Aufsichtsrat tatsächlich so etwas wie einen Schließungsplan vorlegt. „Ich glaube nicht, dass es darum gehen wird.“ Ähnlich wertete IG-Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm die aktuelle Debatte: „Eigentlich haben wir eine Vorwärtsstrategie erwartet, und jetzt dies.“

Betriebsversammlung im Ruhr-Congress

Für die turnusmäßig für den 31. März, im Ruhr-Congress angesetzte Betriebsversammlung dürfte jetzt das Thema stehen: Arbeitsdirektor Holger Kimmes wird sich den Fragen der Beschäftigten zur Zukunft stellen müssen. Von Rüsselsheim aus wollte Opel-Sprecher Andreas Kroemer die Aufsichtsratssitzung nicht kommentieren. Er betonte: „Fakt ist, Opel muss in die Lage kommen, profitabel zu produzieren.“ Vor Ort in Bochum spricht Alexander Bazio für das Werk. Er wertet die aktuelle Entwicklung so: „Wir haben die Produktion normalisiert und fertigen derzeit pro Stunde 32 Fahrzeuge.“ Er erhofft sich Klarheit von der Aufsichtsratssitzung.

„Das Europäische Arbeitnehmerforum von Opel/Vauxhall und GM fordert das Management auf, den Spekulationen klar entgegenzutreten und intern konstruktive Gespräche zu führen, um weiteren Schaden von Opel/Vauxhall abzuwenden“, machte der neue Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug klar. Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz mahnt: „Unser Ziel ist es, das Werk in Bochum zu sichern und ihm eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Wir hoffen sehr, dass die Zusagen aus der Vergangenheit eingehalten werden.“

Die Industrie- und Handelskammer Bochum versucht seit fast einem Jahr in einem Arbeitskreis, die Kräfte für Opel zu bündeln. Mit am Tisch sitzen Gewerkschaften, Ministerien und die Stadt. Die Vollversammlung der IHK hat zudem eine wirtschaftspolitische Grundsatzposition zum Erhalt von Opel und zur Entwicklung der Elektromobilität beschlossen.

Entnervte Mitarbeiter

Schon aus der Ferne erkennen die Opel-Mitarbeiter am Freitagnachmittag die zahlreichen Journalisten, die vor der Haupttor des Werks mit Kameras und Mikrofonen auf die Jagd nach Stimmen gehen. Die meisten blicken stoisch an ihnen vorbei oder resigniert auf den Boden. „Das Thema geht einem schon auf die Nerven“, sagt Wolfgang Dreßler. „Mittlerweile haben wir die Diskussion wirklich über“, schließt sich Jörg Mintel an. Seit 23 Jahren arbeite der 42-Jährige bei Opel, „Aber seit 2004 gibt es hier im Werk keine Ruhe mehr. Da macht die Arbeit doch keinen Spaß.“ Die Diskussionen um eine mögliche Schließung belasten die Mitarbeiter und ihre Familien auch psychisch. „Viele werden dadurch krank“, so Mintel. Hoffnungen schwinden immer mehr dahin. „Man hat einfach Wut im Bauch“, sagt Michael Chasanis (52).

Opel Produkttag

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Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel
Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel
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Werksleiter Manfred Gellrich
Werksleiter Manfred Gellrich
Pamela Falcon und Band
Pamela Falcon und Band
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